I
Karim Baraks Füße waren wund und brannten. Zu lange war er in seinen engen Stiefeln mit den löchrigen Sohlen über diese miserablen Straßen gewandert. Er verfluchte sich dafür, Abdullahs Aufruf gefolgt zu sein und den Bedingungen zugestimmt zu haben. Hundert Dollar für jeden, der diesen Scheißjeep fand! Zu gut, um wahr zu sein. Doch Abdullah hatte ihnen Suchgebiete zugewiesen und ihm diesen gottverlassenen bäuerlichen Landstrich gegeben. Die anderen hatten sich natürlich ins Fäustchen gelacht. Als wenn jemand hier draußen seinen Wagen abstellen würde! Er hatte keine Ahnung, warum er nicht aufgab. Aber der Gedanke an das Geld ließ ihn einfach nicht mehr los. Wenn Abdullah eine Belohnung von hundert Dollar aussetzte, dann würde er selbst bestimmt fünf oder zehn Mal so viel einstecken, und daraus würden sich neue Gelegenheiten für einen gescheiten jungen Mann wie Karim ergeben. Aber zuerst brauchte er etwas Glück.
Als er den Feldweg und die verfallenen Gebäude zweihundert Meter weiter vor sich sah, war es schon dunkel geworden. So wie seine Füße brannten, hätten es auch gut zweihundert Kilometer sein können. Plötzlich verspürte er ein heftiges Verlangen nach einer großen Schüssel Kushari von seiner Tante mit einer Extraportion gerösteten Zwiebeln, dazu große Stücke Aysh Baladi, um sich dann ins Bett zu legen. Niemals würde er den Jeep dort hinten finden. Genug! Er drehte um und humpelte unter Schmerzen den Weg zurück. Er war kaum zwanzig Schritte weit gekommen, als auf der Landstraße ein mit Schülerinnen besetzter Minibus vorbeiratterte. Eine fiel ihm besonders auf. Sie lächelte schüchtern, hatte schöne Haut, große braune Augen und üppige rote Lippen. Während er ihr nachstarrte, vergaß er das Kushari, sein Bett und die schmerzenden Füße. Davon träumte er schon lange: eine schöne, schüchterne junge Frau, die er sein Eigen nennen konnte. Aber Karim wusste auch ganz genau, dass dieser Traum nur wahr werden würde, wenn er anständiges Geld verdiente.
Stöhnend drehte er sich wieder um und schleppte sich den Weg entlang zu dem alten Bauernhof.