I
«Chef! Chef!»
Nessim schaute Ratib finster an. Seit sie die Belohnung von 1000 Dollar ausgesetzt hatten, waren ihre Telefone heißgelaufen. Von Marsa Matruh bis Aswan war der Jeep überall gesichtet worden, ebenso Knox. Nessim wollte Ergebnisse, damit er diese verfluchte Suche endlich beenden konnte. Aber je länger es dauerte, desto mehr schwand seine Hoffnung. «Ja?», fragte er.
«Es ist Abdullah, Chef», sagte Ratib. «Du weißt schon, aus Tanta. Er meint, einer seiner Leute hätte den Jeep gefunden.»
«Wo?»
Ratib schüttelte den Kopf. «Das will der Junge erst sagen, wenn er das Geld hat. Und er will mehr. Der Junge verlangt tausend. Und jetzt will Abdullah auch mehr.»
Nessim verzog das Gesicht. Das Geld war ihm egal, schließlich gehörte es Hassan. Aber er ließ sich nicht gerne erpressen. Wenn die Information allerdings stimmte … Er schaute nach, wie viel Bargeld er noch dabei hatte. «Sag ihm, wir wollen Beweise», sagte er. «Er soll Fotos schicken. Wenn es tatsächlich der Jeep von Knox ist, können beide siebenhundertfünfzig haben.»
Ratib schüttelte den Kopf. «Der Junge weigert sich, noch einmal zurückzugehen», sagte er. «Er glaubt, dass Abdullah ihn verfolgen lässt und er leer ausgeht.»
Nessim musste laut loslachen. Er hatte Abdullah zweimal getroffen und beide Male danach instinktiv in seine Taschen gegriffen, um zu schauen, ob seine Brieftasche noch da war. «Kann er beschreiben, was er gesehen hat?»
Ratib nickte und gab die Frage weiter. «Er sagt, der Jeep wäre mit einer grünen Plane bedeckt gewesen», berichtete er. «Er meint, er hätte hineingeschaut und eine Kiste mit CDs und Büchern gesehen.»
Nessim riss Ratib das Handy aus der Hand. «Was für Bücher?», wollte er wissen.
«Keine Ahnung», antwortete der Junge. Er klang verängstigt und völlig verunsichert. «Sie waren in einer fremden Sprache.»
Nessim erinnerte sich an das Hotelzimmer von Knox und die Archäologiebücher, die er mitgenommen hatte. «Waren Bilder auf den Büchern?»
«Ja?»
«Was für welche?»
«Ruinen», sagte der Junge. «Und von Leuten, die in der Wüste graben.»
Nessim ballte seine Faust. «Du bleibst, wo du bist», verlangte er. «Wir sind unterwegs.»