II
Bir Al Hammam. Zwei Gipfel, verbunden durch einen niedrigen Felskamm. Steile Sandhänge, die auf jeder Seite schnurgerade wie die Pyramiden abfielen. Ein Süßwassersee am südlichen Fuß, gesäumt von Schilf und Vegetation. Der abnehmende Mond schimmerte auf dem Wasser, dessen Oberfläche von Insekten und von Fischen, die nach ihnen schnappten, gekräuselt wurde. Fledermäuse verließen schreiend ihre Höhlen im löchrigen Kalkstein, um in den nahen Gärten nach Nahrung zu suchen.
Nicolas ließ die Fahrzeuge im Halbkreis vor dem Fuß des Berges aufstellen, um ihre heimlichen Aktivitäten zu verbergen. Obwohl wahrscheinlich niemand vorbeikommen würde. Sie befanden sich immerhin zehn Kilometer nördlich von Siwa und drei Kilometer von der nächsten Straße oder Siedlung entfernt. Er überwachte das Entladen der Ausrüstung und verteilte Schaufeln, Hacken, Taschenlampen und Waffen. Leonidas befahl er, eine der Kalaschnikows zu nehmen und auf den Container zu klettern, um dort Wache zu halten.
Das Mondlicht war hell genug, damit Mohammed arbeiten konnte. Mit seinem Bagger grub er tief in die Wüste und lud den Sand hinter sich ab. Dabei neigte sich der Bagger allmählich immer weiter nach vorn, sodass er zurücksetzen und sich eine Fahrrinne graben musste. Der Berg war wie ein Eisberg, der größte Teil lag unter dem Sand. Nach drei Stunden war der Bagger von der Grube verschluckt, die er geschaffen hatte. Aber noch war er auf nichts gestoßen. Anfänglich hatten Nicolas und seine Leute neugierig zugeschaut, doch mit der Zeit ließ ihr Interesse nach. Hin und wieder bat Nicolas ihn innezuhalten, um den freigelegten Fels untersuchen zu können. Während dieser Pausen schaute sich Mohammed um. Die Dünen waren so kalt und weiß, dass man sie für Schneeverwehungen halten konnte. Leonidas kam von seinem Wachposten auf dem Container herunter und beklagte sich über die Kälte. Niemand nahm seinen Platz ein. Sie kauerten sich zusammen und rauchten ihre Zigaretten.
Erneut füllte Mohammed die Schaufel und kippte den Inhalt hinter sich. Der Sand stürzte von den Hängen der Grube und machte ein Geräusch, als würde es regnen. Vor lauter Müdigkeit taten ihm die Augen weh. Mittlerweile steckte er so tief in seiner eigenen Grube, dass er das Gefühl hatte, sich einen Weg in die Hölle zu graben. Nicolas hob eine Hand, damit er einmal mehr Pause machte, und ging dann mit seinem Vater los, um den Sandstein zu begutachten. Frustriert schüttelte er den Kopf und trat wütend gegen den Stein. Mohammed versuchte, sich seine Freude nicht anmerken zu lassen. Am liebsten wäre es ihm, wenn er die Befehle zwar ausführte, aber nichts fand. Nicolas stapfte aus der Grube und kam zu ihm. Mohammed öffnete sein Fenster.
«Genug», sagte Nicolas. «Da ist nichts. Wir müssen hier weg.»
Mohammed deutete auf die riesige Grube, die er ausgebaggert hatte. «Soll ich sie wieder zuschütten?»
Nicolas schüttelte den Kopf. «Der erste Wind wird das für uns erledigen.»
«Wie Sie wünschen.» Mohammed schaute über seine Schulter, um aus dem Graben zu fahren. Er war so müde, dass er vergaß, den Rückwärtsgang einzulegen. Stattdessen hüpfte er nach vorn und krachte mit der Schaufel gegen den Fels des Berges. Ein Sandbrett zersprang und fiel hinab. Er schüttelte verärgert den Kopf, wechselte den Gang und setzte zurück. Ein aufgeregter Schrei ertönte, dann ein ganzer Chor. Die Griechen hatten sich allesamt mit leuchtenden Taschenlampen vor dem Felsen versammelt. Mohammed stand in seiner Kabine auf. Über die Köpfe der anderen hinweg sah er ein glattes Stück rosaroten Marmors von der Größe einer gespreizten Hand. Er konnte es nicht fassen. Keine Ahnung, was diese Männer gesucht hatten, aber er hatte es gerade für sie gefunden.