VII
Knox fuhr, damit Rick eine Weile schlafen konnte. Als sie nachmittags Farafra erreichten, weckte er ihn. «Wir sind da, Kumpel.»
«Immer das Gleiche», brummte Rick gereizt. «Ich habe gerade so schön geträumt.»
Knox war seit Jahren nicht mehr bei Ishaq gewesen, aber Qasr Al Farafra war klein und das Haus nicht schwer zu finden. Er freute sich darauf, seinen alten Freund wiederzusehen. Die beiden kannten sich schon lange, seit Beginn der Ausgrabung in Mallawi. In der Freizeit hatte der kleine, ungeheuer intelligente Mann meistens faul in seiner Hängematte gelegen und in den Himmel gestarrt. Aber um einen demotischen Text zu übersetzen, gab es keinen Besseren in Ägypten.
Als sie vor seinem Haus parkten, sahen sie mit Bedauern, dass alle Fensterläden geschlossen waren. Sie klopften an die Tür, aber niemand öffnete. Sie gingen ein paar Häuser weiter zum Informationszentrum, das Ishaq zugleich als Büro diente, doch auch dort war niemand. «Er wird bei einer Ausgrabung sein», sagte Knox und schaute auf seine Uhr. «Bestimmt kommt er bald zurück.»
«Dann lass uns einen Blick auf diese verdammten Bilder werfen», brummte Rick.
«Ich habe sie nicht.»
«Was?»
Knox schaute ihn an. «Hältst du mich für so blöd, dass ich mit belastendem Beweismaterial durch halb Ägypten fahre und zehn Jahre Knast riskiere?»
«Und wie soll dein Kumpel die Inschrift übersetzen?»
«Ich habe mir die Bilder als E-Mail geschickt. Ishaq hat einen Internetzugang.»
Sie setzten sich in den Schatten einer Dattelpalme und warteten. Trägheit machte sich breit. Als sich Fliegen auf ihnen niederließen, hatten sie nicht einmal die Kraft, sie zu verscheuchen. Ein Junge in einem Gewand, der ein altes, für ihn viel zu großes Fahrrad schob, näherte sich vorsichtig. «Suchen Sie Ishaq?», fragte er.
«Ja. Wieso? Weißt du, wo er ist?»
«Er ist nach Kairo gefahren. Zu einem Treffen. Einem wichtigen Treffen. Alle Archäologen aus der Wüste sind dort.»
«Hat er gesagt, wann er zurückkommt?»
«Morgen», sagte der Junge achselzuckend. «Übermorgen.»
«Scheiße», stöhnte Rick. «Und jetzt?»
«Keine Ahnung», sagte Knox. «Lass mich nachdenken.»
«Ich verstehe diesen komischen Kelonimos nicht. Alles andere war in Griechisch. Warum musste er für diese verfluchte Inschrift ins Demotische wechseln?»
Knox fiel die Kinnlade herunter. Entgeistert schaute er seinen Freund an.
«Was?», meinte Rick verwirrt. «Was habe ich gesagt?»
«Ich glaube, du hast gerade unbewusst das Rätsel geknackt», sagte Knox.