II
Ibrahim konnte nicht schlafen. Seit Stunden lag er wach und grübelte. Jedes Mal, wenn er sich beruhigt hatte und einigermaßen zur Ruhe gekommen war, hatte ihn das Schamgefühl erneut überwältigt. Sein ganzes Leben hatte er der Erforschung des antiken Ägyptens gewidmet. Die Mitschuld an der Plünderei eines Grabmals – zumal eines solchen Grabmals! – würde für immer Schande auf den Namen Beyumi werfen. Er durfte nicht zulassen, dass seine Ehre derart beschmutzt wurde. Niemals. Doch jedes Mal, wenn er sich aufrichtete, entschlossen, etwas zu unternehmen, verließ ihn der Mut. Er war kein Mann für solche Dinge. Er war überhaupt kein Mann. Und was hätte er auch erreichen können? Sie hatten ihm sein Handy weggenommen, sein Telefon auf dem Nachtschrank, seinen Modemstecker. Sie hatten Türen und Fenster verschlossen und die Schlüssel eingesteckt. Er stand wieder auf, ging zur Schlafzimmertür und blieb dort mit einer Hand auf der Klinke stehen. Er ging zurück und zog seinen Morgenrock an. Dann holte er dreimal tief Luft und öffnete die Tür. Manolis war auf einer Matratze im Flur eingeschlafen. Ibrahim blieb stehen, wartete, bis sich sein Herz beruhigt hatte, und hob das rechte Bein über Manolis. Unter dem Teppich knarrte ein Dielenbrett. Ibrahim erstarrte.
Manolis’ Augen öffneten sich. Ibrahim konnte das leuchtende Weiß in ihnen sehen. «Was ist los?», brummte Manolis.
«Mein Magen», sagte Ibrahim. «Ich brauche Tabletten.»
«Warten Sie. Ich komme mit.»
«Das ist nicht nötig. Ich …»
«Ich komme mit.»