I
Zurück in Augustins Wohnung setzte sich Knox aufs Sofa und versuchte, die Zeit totzuschlagen. Es war nicht leicht. Er konnte nicht schon wieder Tim und Struppi lesen. Er ging im Wohnzimmer auf und ab, dann hinaus auf den Balkon. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe die Sonne unterging. Um halb acht klingelte das Telefon. Da Knox lieber nicht abnehmen wollte, sprang der Anrufbeantworter an. «Ich bin’s», rief Augustin. Im Hintergrund war laute Musik zu hören, schrilles Gelächter und das Klirren von Gläsern und Flaschen. «Na los, geh ran.»
Knox nahm den Hörer ab. «Wo zum Teufel steckst du? Du wolltest schon vor Stunden zurück sein.»
«Hör zu, mein Freund», entgegnete Augustin. «Eine schwierige Situation bei der Arbeit.»
«Arbeit?», wiederholte Knox sarkastisch.
«Du musst diese Fotografin für mich anrufen. Gaille Dumas. Die aus dem Vicomte. Erklär ihr, dass ich mitten in einer Krise stecke und ein paar Dinge klären muss.»
«Sie ist ganz allein in der Stadt», protestierte Knox. «Du kannst sie nicht versetzen.»
«Genau», stimmt Augustin zu. «Deshalb musst du für mich anrufen. Denn wenn sie den Lärm hier hört, fragt sie sich vielleicht, ob ich ihr die ganze Wahrheit sage.»
«Warum fragst du sie nicht, ob sie vorbeikommen will?»
«Ich habe Pläne. Erinnerst du dich an diese Beatrice, die ich erwähnt habe?»
«Ach du Scheiße! Mach deine Drecksarbeit allein.»
«Ich bitte dich als Freund, Daniel. Wie hast du dich ausgedrückt? Genau: Ich stecke in Schwierigkeiten. Ich brauche Hilfe.»
«Okay», seufzte Knox. «Ich erledige das.»
«Danke.»
«Und viel Glück bei deiner Krise», sagte Knox bissig. Er nahm das Telefonbuch und suchte die Nummer des Hotels Vicomte. Das Mädchen tat ihm leid, er hatte ein schlechtes Gewissen. In solchen Dingen war er altmodisch. Wenn man sich mit einem Mädchen verabredete, besonders mit einem, das sich so offensichtlich nach Gesellschaft sehnte, dann kreuzte man auch auf. Und Knox musste daran denken, was für ein langweiliger Abend ihm bevorstand. Niemand, mit dem er reden konnte, nichts zu lesen und kein Fernsehen. Scheiß drauf, dachte er. Scheiß auf Hassan und seine Schläger. Er suchte in Augustins Schlafzimmer ein frisches Hemd und eine Baseballkappe. Dann legte er eine Nachricht neben das Telefon, ging hinunter auf die Straße und hielt ein Taxi an.