II
Knox starrte durch die Windschutzscheibe des Jeeps und sah nichts als Sand. Am schönsten war die Wüste am frühen Morgen und am späten Nachmittag, wenn die niedrig stehende Sonne harte Schatten auf die goldenen Dünen warf und es nicht so heiß war. Während des restlichen Tages, wenn die Sonne hoch stand, war die Landschaft hingegen eintönig und öde. Und in jenen Zonen, die von Salzkristallen längst verschwundener Seen bedeckt waren, blendete es so sehr, dass man die Augen permanent zusammenkneifen musste, um sie zu schützen.
Der Weg, auf dem er fuhr, wurde seit der Antike benutzt. Es war die alte Karawanenroute vom Nil nach Siwa. Am Wegesrand lagen Kamelknochen, leere Benzinkanister, geplatzte Reifen und weggeworfene Wasserflaschen. Vielleicht lagen die Sachen seit einer Woche hier, vielleicht seit Ewigkeiten. Die Libysche Wüste veränderte sich nicht wie andere Orte. Sie erstarrte wie eine Zeitkapsel. Seine Lippen waren vor Trockenheit aufgesprungen, seine Zunge klebte am Gaumen. Er trank einen Schluck aus der Wasserflasche, die zwischen seinen Beinen klemmte, und spülte seinen Mund aus, bevor er das Wasser herunterschluckte. Innerhalb von Sekunden war sein Gaumen schon wieder so trocken wie zuvor. Er warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie genügend Vorräte hatten.
Auf einer seiner Reisen mit Richard, bei der sie die Route der Forscher des Zerzuraclubs nachvollzogen hatten, die die Libysche Wüste und Gilf Kabir kartographisch erfasst hatten, war Knox auf die Überreste eines Mannes in Beduinenkleidung gestoßen. Er hatte in einem Dünental vor der Asche seines Feuers gesessen und war anscheinend plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben. In der Nähe lag sein angebundenes Kamel, das, unfähig sich zu bewegen, mit ihm verendet war.
«Was ist das?», meinte Rick und zeigte nach vorn.
Die Windschutzscheibe des Jeeps war so stark verschmiert, dass Knox sich aus dem Seitenfenster lehnen musste, um etwas zu erkennen. Am Horizont türmte sich eine dunkle Front auf, als würde es dort regnen, nur dass am Himmel keine Wolke zu sehen war. Regen war sowieso die geringste Sorge, die man in der Libyschen Wüste haben musste. «Probleme», brummte Knox.