I
Nicolas Dragoumis zuckte zusammen und schloss eine Millisekunde, bevor Elena seinen Vater und dann sich selbst tötete, die Augen. Als er sie wieder öffnete, lag sein Vater auf der Seite, ein Arm ausgestreckt, der andere unter seinem Leib verrenkt, die Beine angewinkelt. Er konnte den Blick nicht abwenden, unfähig zu glauben, was er sah. Es war unmöglich, dass solch ein Mann so schnell und für immer ausgelöscht werden konnte. Nicolas machte einen unsicheren Schritt über Elenas leblos daliegenden Körper, stellte sich neben seinen Vater und wartete darauf, dass er sich bewegte, aufstand, den Staub abwischte und Befehle erteilte.
Als jemand seinen Ellbogen berührte, schreckte er auf. Nicolas drehte sich um und sah Leonidas auf ihn einreden. Er sah, wie sich seine Lippen bewegten, konnte sich aber keinen Reim aus seinen Worten machen. Er schaute erneut hinab. Langsam kam er wieder zu Sinnen. Menschen starben, aber ihre Mission lebte weiter. Die Mission seines Vaters lebte weiter. Es lag nun an ihm, sie zu Ende zu führen. Der Gedanke stärkte Nicolas. Er schaute sich um. Die Sonne stand bereits über dem Horizont. Der Eingang des Grabmals war schon unter Sand verborgen. Erwartungsvoll sahen seine Männer ihn an.
«Grabt ein Loch», sagte er. «Wir begraben Costis und Elena hier.» Die Ruhe und Autorität seiner Stimme überraschte ihn. Aber warum eigentlich? Sein Vater war die Reinkarnation von Philipp dem Zweiten gewesen, dem Vater von Alexander dem Großen. Und was machte das aus ihm? Ja. Was machte das aus ihm?
«Und Ihr Vater?», meinte Leonidas.
«Glaubst du, ich lasse ihn hier?», blaffte Nicolas ihn an. «Wir nehmen ihn mit. Er muss mit allen Ehren bestattet werden.»
«Was ist mit den beiden?», fragte Leonidas und deutete auf Gaille und Knox, die von Bastiaan bewacht auf dem Rücksitz eines der Geländewagen saßen.
Nicolas spürte, wie seine Wut wieder aufflammte, und sah nun die Möglichkeit, sie abzureagieren. Sein Kiefer zuckte. Er bückte sich und nahm die Walther aus Elenas schlaffer Hand. Er überprüfte das Magazin. Fünf Patronen waren weg, vier waren noch übrig. Er ging zum Geländewagen. «Hol Knox her», befahl er.
Bastiaan zog Knox vom Rücksitz und warf ihn in den Sand. Nicolas zielte auf seine Brust. Das Mädchen schrie und flehte um Gnade. Bastiaan knallte ihr eine, sodass sie bewusstlos auf dem Rücksitz liegen blieb. Nicolas starrte hinab auf Knox. «Niemand kann sagen, wir hätten dich nicht gewarnt», sagte er.
«Dein Vater hat mir sein Wort gegeben, uns frei zu lassen, wenn wir ihm helfen, Alexander zu finden.»
«Mein Vater ist tot», erwiderte Nicolas.
«Ja, aber er …»
Weiter kam er nicht. Bastiaan schlug den Schaft seines Gewehrs gegen seinen Hinterkopf. Knox fiel mit dem Gesicht nach unten in den Sand.
«Danke», sagte Nicolas. Lächelnd zielte er auf Knox’ Hinterkopf und legte einen Finger an den Abzug.