III
Mohammed El Dahab hielt den Aktenkoffer schützend vor seine Brust, als ihn die Frau in das Büro von Ibrahim Beyumi führte, dem Leiter der staatlichen Antiquitätenbehörde in Alexandria. Sie klopfte einmal an die Tür, schob sie dann auf und winkte ihn durch. Hinter einem Schreibtisch aus Kiefernholz schaute ein eleganter, leicht feminin wirkender Mann von seiner Arbeit auf.
«Ja, Maha?», fragte er.
«Dies ist Mohammed El Dahab, Chef. Ein Bauleiter. Er sagt, er hätte auf seiner Baustelle etwas gefunden.»
«Was denn?»
«Vielleicht sagt er Ihnen das lieber selbst», erwiderte sie.
«Na schön», seufzte Ibrahim und deutete auf den Ecktisch. Mohammed schaute sich um. Mit dem geübten Blick eines Bauleiters musterte er die abgesplitterte Holzvertäfelung an den Wänden, die von Rissen durchzogene hohe Decke, den abbröckelnden Putz und die stockfleckigen Gemälde von Alexandrias Monumenten. Wenn dies das Büro des obersten Archäologen von Alexandria war, dann konnte man wohl mit Altertümern nicht so viel Geld machen, wie er gedacht hatte.
Ibrahim schien seine Gedanken lesen zu können. «Ich weiß», klagte er. «Aber was soll ich tun? Was ist wichtiger, Ausgrabungen oder mein Komfort?» Mohammed zuckte mit den Achseln, als Ibrahim herüberkam und sich neben ihn setzte. Immerhin sah der Mann mit seinem eleganten Anzug und der goldenen Uhr nach Geld aus. Er legte seine Hände affektiert in den Schoß und fragte: «Und Sie haben also etwas gefunden?»
«Ja.»
«Wollen Sie mir davon erzählen?»
Mohammed schluckte. Er war ein großer Mann, der durch körperliche Gefahren nicht so leicht zu ängstigen war. Gebildete Menschen schüchterten ihn jedoch ein. Aber eigentlich wirkte Ibrahim freundlich. Er sah vertrauenswürdig aus. Mohammed legte seinen Koffer auf den Tisch, öffnete ihn, holte das gerahmte Foto von Layla hervor und legte es vor Ibrahim. Ihr Bild zu berühren und zu sehen, ermutigte ihn wieder. «Das ist meine Tochter», sagte er. «Sie heißt Layla.»
Ibrahim musterte Mohammed skeptisch. «Allah hat sie wirklich gesegnet.»
«Ja, vielen Dank. Leider ist Layla sehr krank.»
«Ach», sagte Ibrahim und lehnte sich zurück. «Das tut mir leid.»
«Man nennt es Burkitt-Lymphom. Es begann als traubengroßer Tumor in ihrem Magen und wurde dann zu einem mangogroßen unter der Haut. Die Ärzte haben ihn entfernt. Sie bekam Chemotherapie. Wir dachten, sie hätte es überstanden.»
Ibrahim rieb seinen Hals. «Maha sagte, Sie hätten etwas gefunden.»
«Die Ärzte sind gute Menschen», sagte Mohammed. «Aber sie sind überarbeitet und schlecht ausgestattet. Sie haben kein Geld. Sie warten darauf, dass …»
«Entschuldigen Sie, aber Maha sagte, Sie haben etwas gefunden …»
«Sie warten darauf, dass Laylas Krankheit so weit fortschreitet, dass sie nichts mehr tun können.» Mohammed beugte sich vor und sagte leise, aber eindringlich: «So weit ist es noch nicht. Meine Tochter hat noch eine Chance.»
Ibrahim zögerte, ehe er widerwillig fragte: «Und welche?»
«Eine Knochenmarktransplantation.»
Ibrahim machte ein entsetztes Gesicht. «Aber ist das nicht unglaublich teuer?»
Mohammed winkte ab. «Unser Medizinisches Forschungsinstitut hat ein Programm für öffentlich geförderte Transplantationen, aber dafür kommt ein Patient erst in Betracht, wenn man bereits einen passenden Spender gefunden hat. Die Untersuchungen, um einen passenden Spender zu finden, werden allerdings nur durchgeführt, wenn der Patient bereits im Programm ist.»
«Das macht es sicherlich unmöglich …»
«Ein Teufelskreis. Wenn ich diese Untersuchungen nicht selbst finanzieren kann, wird meine Tochter sterben.»
Matt sagte Ibrahim: «Sie können nicht erwarten, dass diese Behörde …»
«Diese Untersuchungen sind nicht teuer», fuhr Mohammed hartnäckig fort. «Allerdings sind die Chancen gering, einen passenden Spender zu finden. Meine Frau und ich, der engere Familienkreis und unsere Freunde sind alle schon getestet worden, aber ohne Erfolg. Ich kann weitere Leute überreden, entferntere Cousins, Freunde von Freunden, aber nur, wenn ich es organisiere und bezahle. Ich habe bereits alles versucht, um mir dafür Geld zu leihen, doch durch diese Krankheit habe ich mich schon völlig verschuldet …» Als er spürte, dass ihm die Tränen kamen, brach er ab und senkte den Kopf, damit Ibrahim es nicht sehen konnte.
Eine Weile herrschte Stille. Dann brummte Ibrahim: «Maha sagte, dass Sie auf Ihrer Baustelle etwas gefunden haben.» «Ja.»
«Verstehe ich es richtig, dass Sie Geld für diese Tests haben wollen, wenn Sie mir davon erzählen?»
«Ja.»
«Ihnen ist klar, dass Sie gesetzlich verpflichtet sind, mich darüber zu informieren?»
«Ja.»
«Dass Sie ins Gefängnis kommen können, wenn Sie es nicht tun?»
Mohammed hob seinen Kopf und schaute Ibrahim völlig ruhig an. «Ja.»
Ibrahim nickte und deutete auf sein schäbiges Büro. «Und Sie verstehen, dass ich nichts versprechen kann?»
«Ja.»
«Na schön. Dann erzählen Sie mir doch, was Sie gefunden haben.»