III
Die zwei Geländewagen hielten mit quietschenden Bremsen und in einem Sandwirbel vor Nicolas an. Bastiaan warf die hintere Tür des ersten Wagens auf und zerrte zwei Gestalten heraus auf den Sand. Die eine war ein lebloser, in eine Decke eingerollter Fremder mit einer klaffenden Schusswunde in der Brust. Die andere war das Mädchen, Gaille. Sie sah blass und benommen aus, Handgelenke und Knöchel waren mit einem Seil gefesselt. Als sie sich verängstigt umschaute, blieb ihr Blick an jemandem hinter Nicolas hängen. «Elena!», rief sie anklagend. «Wie konnten Sie nur?»
«Sie ist eine Patriotin», entgegnete Nicolas kalt, als Elena schwieg.
Costis zog einen weiteren Mann vom Rücksitz des zweiten Geländewagens. Er lag im Sand und starrte ihn finster an. Knox! Nicolas wurde plötzlich ein wenig unwohl, so als hätte er etwas Unverträgliches gegessen. In der Gegenwart dieses Mannes fühlte er sich immer ein bisschen hilflos. Knox schaute an Nicolas vorbei zu dessen Vater. «Ach!», sagte er verächtlich. «Ein gemeiner Grabräuber.»
«Kein gemeiner Grabräuber», entgegnete Dragoumis ungerührt. «Das wissen Sie ganz genau.»
«Und, haben Sie ihn schon gefunden?», fragte Knox ungeachtet seiner Lage.
«Noch nicht», gab Dragoumis zu.
«Noch nicht?», meinte Nicolas. «Was soll das heißen? Da unten ist nichts.»
Dragoumis betrachtete seinen Sohn mürrisch. «Hast du nichts von diesem Kelonimos gelernt?», fragte er ungeduldig. «Glaubst du wirklich, er war ein Mann, der sein größtes Geheimnis so leicht preisgibt?» Er zeigte auf Gaille und wandte sich dann an seine Männer. «Sie weiß besser als jeder andere, was in ihm vorgegangen ist. Bringt sie rein.»
«Tu es nicht, Gaille», sagte Knox knapp. «Erzähl ihnen nichts.»
Dragoumis schaute ihn an. «Sie wissen, dass ich ein Mann bin, der sein Wort hält. Ich mache Ihnen ein Angebot. Wenn Sie zwei mir helfen, das zu finden, was ich suche, dann schwöre ich, Sie gehen zu lassen.»
«Sicher», entgegnete Knox spöttisch. «Nach allem, was wir gesehen haben.»
«Glauben Sie mir, Daniel, wenn wir durch Ihrer beider Hilfe finden, was ich suche, dann werden wir nur Nutzen davon haben.»
«Und wenn wir uns weigern?»
Dragoumis zuckte bekümmert mit den Achseln. «Wollen Sie das wirklich ausprobieren?»
Nicolas ließ Knox nicht aus den Augen, als der sich seine Antwort überlegte. Man konnte ihm ansehen, dass er rasend vor Wut war, weil sie gerade seinen Freund erschossen hatten, und dass er nur auf eine Gelegenheit wartete, sich zu rächen. Nicolas wollte seinen Vater warnen, doch der brachte ihn mit einem stechenden Blick zum Schweigen. Anscheinend war er gedanklich bereits fünf Schritte weiter. Nicolas zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder an Knox. Der Mann kämpfte noch mit sich und seinem Gewissen, doch dann schaute er Gaille an, deren Gesicht vor Angst aschfahl und tränenüberströmt war. Stumm flehte sie ihn an, nichts Unbesonnenes zu tun. Er blinzelte, seufzte und verdrängte für den Moment seinen Hass. «Okay», sagte er. «Wir werden tun, was wir können.»
«Gut», sagte Dragoumis nickend. Er wandte sich an Costis. «Binde ihre Knöchel los. Aber nicht die Hände. Und lass ihn nicht aus den Augen», fügte er hinzu und deutete auf Knox. «Er ist gefährlicher, als er aussieht.»
Costis nickte ernst. «Ich weiß», sagte er.