IV
Für Mohammed El Dahab war der Tag quälend langsam vergangen, doch nun war er fast vorüber. Auf dem Gang vor der Krebsstation von Alexandrias medizinischem Forschungsinstitut marschierte er auf und ab. Manchmal holte er tief Luft, manchmal wurde sein Atem so flach, dass er glaubte, gleich in Ohnmacht zu fallen. Das Warten auf den Anruf mit den Testergebnissen war schon grauenhaft genug gewesen, aber diese Situation war noch schlimmer. Er ging zum Fenster und starrte hinaus auf die nächtliche Stadt und den Hafen. Millionen Menschen, die ihm alle egal waren. Soll Allah sie doch alle holen, wenn er ihm nur Layla lassen würde.
Dr. Serag-Al-Din hatte gute Nachrichten gehabt. Er hatte eine mögliche Knochenmarkspenderin gefunden. Basheer. Eine Cousine dritten Grades von Nurs Mutter, die vor einem Jahr beinahe selbst zu Tode gekommen wäre, als ihr Wohnhaus in Kairo zusammengestürzt war. Mohammed hatte sich damals nicht viel dabei gedacht; ob Basheer lebte oder starb, war ihm ziemlich gleichgültig gewesen. Doch wenn sie gestorben wäre …
Er schloss die Augen. Was für ein Gedanke!
Aber allein bedeutete die positive Typisierung noch nichts. Sie spielte erst dann eine Rolle, wenn Professor Rafai Layla auch einen Platz für eine Knochenmarkstransplantation bewilligte. Und um seine Entscheidung entgegenzunehmen, war Mohammed hier.
«Inschallah, Inschallah», murmelte Mohammed wieder und wieder. Das Mantra half ihm wenig. Wenn doch wenigstens seine Frau bei ihm wäre, jemand, der ihn verstand. Aber Nur hatte keine Kraft mehr gehabt. Sie hatte noch mehr Angst als er und kümmerte sich zu Hause um Layla. «Inschallah», murmelte er. «Inschallah.»
Die Tür der Onkologiestation schwenkte auf. Eine pummelige, junge Krankenschwester mit großen braunen Augen kam heraus. Mohammed versuchte ihre Miene zu deuten, aber es gelang ihm nicht. «Würden Sie bitte mit mir kommen», sagte sie.