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Mohammed war erstaunt, als er Professor Rafai aus einem Taxi steigen und die Tür zuschlagen sah. Er hatte nicht erwartet, Laylas Onkologen wiederzusehen, vor allem nicht auf seiner Baustelle. «Gibt es hier irgendwo einen ruhigen Ort?», wollte Rafai vor Wut bebend wissen.
«Einen ruhigen Ort?»
«Zum Reden.»
Mohammed runzelte verwirrt die Stirn. «Jetzt?»
«Natürlich jetzt! Glauben Sie, ich bin hier, um einen Termin zu machen?» Mohammed zuckte mit den Achseln und führte Rafai in sein Büro. «Ich habe keine Ahnung, wie Sie das angestellt haben», schrie Rafai, kaum dass die Tür hinter ihm geschlossen war. Er nahm seine Lesebrille ab und fuchtelte damit vor Mohammed herum. «Für wen halten Sie sich eigentlich? Meine Entscheidungen richten sich nach medizinischen Ergebnissen. Medizinische Ergebnisse! Glauben Sie, mich einschüchtern zu können, damit ich meine Meinung ändere?»
«Mein Verhalten in Ihrem Büro tut mir leid», sagte Mohammed. «Aber ich habe mich bereits entschuldigt. Ich stand unter enormem Druck. Ich weiß nicht, was Sie sonst …»
«Glauben Sie, dass es darum geht?», schrie Rafai. «Darum geht es nicht.»
«Worum dann?»
«Immer Ihre Tochter!», blaffte Rafai. «Immer nur Ihre Tochter! Sie glauben, sie wäre die einzige Kranke auf der Welt. Ein kleiner Junge namens Saad Gama wartet auf Knochenmark. Ein fleißiger Islamschüler. Wollen Sie ihm erklären, dass wir seine Behandlung aufschieben müssen, nur weil Sie einflussreichere Freunde haben? Wollen Sie seinen Eltern erzählen, dass er sterben muss, damit Ihre Tochter vielleicht am Leben bleibt? Glauben Sie, die machen sich keine Sorgen um ihn?»
«Professor Rafai, in Allahs Namen, wovon sprechen Sie?»
«Leugnen Sie es nicht! Beleidigen Sie mich nicht, indem Sie es leugnen! Ich weiß, dass Sie das getan haben, obwohl ich keine Ahnung habe, woher Sie die Macht haben … Aber ich sage Ihnen eines: Saads Blut klebt an Ihren Händen! An Ihren und nicht an meinen.»
Mohammed wurde kalt. «Was sagen Sie da?», fragte er wie betäubt. «Wollen Sie sagen, dass Sie Layla doch behandeln werden?»
Rafai starrte ihn wütend an. «Ich will nur sagen, dass ich dafür nicht meine Abteilung riskieren werde.»
«Aber Sie führen die Transplantation durch?», drängte Mohammed. «Layla wird eine Transplantation bekommen?»
«Sagen Sie Ihren Freunden in Kairo, sie sollen mich und mein Personal in Ruhe lassen. Wenn die Behandlung schiefgeht, will ich nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden, verstanden? Sagen Sie Ihren Leuten das!» Er stürmte aus dem Büro. Mohammeds Hände zitterten. Er konnte das Telefon kaum ruhig halten, als er Nur anrufen wollte.