Iris

Sie wollen zusammenbleiben, aber sie wollen auch auf der Stelle in den zweiten Stock raufgehen, um dort irgendwelche Frauen aufzusuchen. Dabei sind es schon zu viele Menschen. Jetzt werden es noch mehr.

Eine Stimme auf einmal, das geht. Zwei Stimmen zuzuhören ist schon schwer. Jetzt sind es fünf, und was sie sagen, sind für sie nicht einmal mehr Wörter, die Hälfte der Zeit ist es ein Summen, wie Wespen, wie ein Wespenschwarm im Zimmer, die Wörter flattern an ihr Gesicht wie spröde Flügel, surren, surren, und jeden Moment könnten die Wörter beginnen, sie zu stechen, sie könnten stechen und stechen, bis sie es nicht mehr erträgt, bis sie anfängt zu schreien, obwohl sie das gar nicht will, und wenn sie erst einmal anfängt zu schreien, könnte sie als Nächstes auch um sich schlagen, obwohl sie so gut wie nie zuschlägt und nicht zuschlagen will, es niemals will.

Sie versucht die Stimmen abzublocken, versucht die Geräusche des Waldes zu hören, wie die Wörter in dem Buch sie beschreiben: … die Pfauen kreischten laut und hoch. Der Ruf des Falken schrillte, hell und durchdringend, über die Baumwipfel, und der heisere Krähenchor war beständig zu hören.

Die Laute von Tieren sind in Ordnung. Die Stimmen von Tieren wollen nichts von dir, sie fordern dich nicht auf, etwas zu tun, sie erwarten noch nicht einmal, dass du ihnen antwortest. Die Stimmen von Tieren sind beruhigend und das gilt auch für die Geräusche, die der Wald selbst von sich gibt.

… die fallenden Blätter flüsterten zwischen den Bäumen. Von allen Baumwipfeln und Ästen flatterten und raschelten sie unaufhörlich durch die Luft. Ein zarter silberner Klang fiel ständig zur Erde hinab. Es war wunderbar, mittendrin aufzuwachen, wunderbar mit diesem mysteriösen und melancholischen Flüstern im Ohr einzuschlafen.

Unter den Geräuschen der Tiere und dem Flüstern des Laubes dringt die Stimme ihrer Mutter durch den schützenden Wald, den sie sich um sich herum ausgemalt hat, zu Iris und ruft sie wieder auf den Bambipfad. Aus Liebe zu diesem Reh, das in einer anderen Welt lebt als sie, in der Buchwelt, und aus Liebe zu ihrer Mutter, die sie ihr allerdings nie zeigen kann, hält Iris den Kopf weiterhin gesenkt und trottet mit der Herde. Sie gehen und steigen nach oben und gehen wieder, und dort ist eine Tür, hinter der Tür ein neuer Ort und zwei Frauen mit Stimmen, die so nett klingen, dass sie es wagt, sie anzusehen.

Eine von ihnen hält eine Waffe in der Hand.

Iris tritt sofort wieder den Rückzug hinter das Laub in ihrem Inneren an, zu einem Moment in den ersten Tagen im Leben des Rehkitzes, als Bambi entsetzt darüber war, zu sehen, wie ein Frettchen eine Maus tötete.

Schließlich fragte Bambi besorgt: »Werden wir auch irgendwann eine Maus töten?«

»Nein«, erwiderte seine Mutter.

»Niemals?«, fragte Bambi.

»Niemals«, lautete die Antwort.

»Warum nicht?«, fragte Bambi erleichtert.

»Weil wir nie etwas töten«, sagte seine Mutter schlicht und einfach.

Da war Bambi wieder froh.

* * *

Nachthaus
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