Martha Cupp

Während Martha mit dem Schürhaken für den Kamin unter dem Chesterfield-Sofa herumstocherte, hob Edna die spitzengesäumte Schleppe ihres langen Abendkleides und ließ ihre Schuhe sehen. Offenbar erwartete sie, dass etwas unter dem Sofa heraushuschen würde, nicht unbedingt ein Gila-Monster in der Art von Cobain, vielleicht nichts weiter als eine Maus, aber doch etwas Unangenehmes, das unter ihrer Schleppe Zuflucht suchen und an einem ihrer Beine hinaufklettern könnte.

»Ich bitte dich, meine Liebe, stich nicht so aggressiv danach«, sagte Edna.

»Ich scheine nur in leere Luft zu stechen.«

»Aber wenn du ihm einen Stoß gibst, dann einen sanften. Erzürne es nicht.«

»Was auch immer es ist, Schwesterchen, es wird sich nicht für unsere Gastfreundschaft bedanken und die Finger an die Hutkrempe legen, wenn es die Wohnung verlässt.« Sie hörte auf zu stochern. »Aber unter dem Sofa ist sowieso nichts.«

Hoch oben auf der Etagère fauchten Smoke und Ashes, was darauf hinweis, dass der Gegenstand, dem ihr Widerwillen und ihre Furcht galten, noch im Wohnzimmer war.

Martha wandte sich von dem Chesterfield-Sofa ab und erkundete die Schluchten zwischen den sperrigen viktorianischen Möbelstücken, die unzählige Verstecke für eine Maus boten – und für ein Gila-Tier übrigens auch.

»Wenn es etwas Übernatürliches ist«, sagte Edna, »dann wird es sich nicht vor einem Schürhaken aus Messing fürchten.«

»Es ist nichts Übernatürliches.«

»Du hast es nicht klar sehen können. Das ist ein Merkmal übernatürlicher Wesen. Sie sind flink, man bekommt kaum etwas von ihnen zu sehen und sie sind enigmatisch.«

»›Flink, enigmatisch und man bekommt kaum etwas zu sehen‹ – das ist höchstens eine treffende Beschreibung für das, was mein erster Ehemann im Bett zu bieten hatte, und der war nicht übernatürlich.«

»Nein, aber er war goldig«, sagte Edna.

Auf ihrem erhöhten Thron schrien und fauchten die Katzen mit wachsender Unruhe.

Edna sagte: »Meine Liebe – das Chesterfield-Sofa

Als sie sich wieder zu dem klobigen Sofa umdrehte, sah Martha, dass sich darin etwas bewegte. Die Sitzfläche mit der Rosshaarfüllung hatte keine abnehmbaren Kissen, sondern war eine einzige gepolsterte Masse mit einem fließenden Behang. Unter dem gestreiften Stoff grub sich ein Geschöpf, das etwa die Größe von einer der Katzen haben mochte, durch die Füllung, dehnte und verformte den Bezug und kroch hin und her, anscheinend panisch, aber lautlos. Offenbar hatte es sich durch die Unterseite des Sofas und in die Eingeweide des Möbelstücks hineingefressen.

Martha trat vor das Sofa, stellte sich mit gespreizten Beinen hin und hob den Schürhaken über ihren Kopf.

»Es könnte ein Geist sein«, warnte Edna. »Schlag bloß keinen Geist.«

»Es ist kein Geist«, beteuerte ihr Martha.

»Wenn es ein guter Geist ist, wäre draufhauen ein Sakrileg.«

Martha, die darauf wartete, dass das Ding im Sofa langsamer wurde oder stillhielt, damit sie sicher sein konnte, dass sie es bei ihrem ersten Schlag auch richtig traf, sagte sarkastisch: »Was ist, wenn es ein dämonischer Geist ist?«

»Dann, meine Liebe, wird er stinksauer sein. Bitte, lass uns Mr. Tran rufen und ihm alles Weitere überlassen.«

Martha sagte: »Du bist das Genie in Sachen Kuchenrezepte. Ich bin das Genie in Sachen Geschäfte. Und hier habe ich eine geschäftliche Entscheidung zu treffen. Geh und back etwas, während ich mich um das hier kümmere.«

Auf der Sitzfläche des Chesterfield-Sofas riss der Polsterbezug und der grabende Eindringling brach in einem Rosshaarregen hervor.

* * *

Nachthaus
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