Dr. Kirby Ignis

Als er über dem gemarterten Körper von Julian Sanchez stand, der auf halbem Wege durch seine Gestaltwandlung verendet war, war Kirby Ignis so ungemein alarmiert durch das, was er bisher gesehen hatte, dass zum ersten Mal in seinen fünfzig Jahren sein Verstand sich selbst überholte und mit großen Sätzen von Induktion zu Konklusion zu Deduktion zu einer neuen Induktion sprang, aus einer Unmenge von Rückschlüssen und Folgerungen zu ein paar gleichermaßen erstaunlichen Theorien gelangte, und im Flug multiplen Erklärungsrouten folgte, mit einer solchen Geschwindigkeit, dass er seine Gedanken nicht adäquat verarbeiten und daraus eine Vorgehensweise ableiten konnte, die eventuell in Betracht käme. Er wünschte, er könnte allein in seiner schlicht möblierten Wohnung sein, mit seinem Aquarium, italienischen Opern, die in chinesischer Sprache gesungen wurden, und einer Tasse grünem Tee. Aber in diesem Pendleton würden keine Wünsche wahr werden und er musste seine Gedanken zügeln, um sie aus dem Galopp zum Trab zu bremsen.

Er konnte Tom, Padmini, Silas und Bailey die Furcht ansehen und es war ein unverfälschtes, rein instinktives Grauen, das in jedem der Fälle nur in Schach gehalten wurde, weil sie alle Menschen waren, deren Lebenserfahrung und Errungenschaften sie die Bedeutung von Selbstbeherrschung gelehrt hatten. Kirbys Furcht unterschied sich in ihrer Beschaffenheit von der Furcht der anderen; auch seine Furcht war emotional, aber dennoch weniger von reinem Gefühl gesteuert als die Furcht der anderen, eine Art kalte Furcht, wogegen die der anderen vor Hitze glühte; bei seiner Furcht überwog trotz allem der Intellekt, weil er das erforderliche Wissen für ein tiefer gehendes Verständnis der Bedeutung dieser Welt besaß, in der sie sich jetzt befanden. Es gab Dinge, die er ihnen sagen konnte, um ihnen dabei zu helfen, das gesamte Potenzial der Bedrohung zu erfassen, mit der sie konfrontiert waren. Aber bei allem Respekt, den er jedem Einzelnen von ihnen entgegenbrachte, hatte er doch das sichere Gefühl, wenn er sie zu gründlich einweihte, würde das einige von ihnen, wenn nicht jeden, von kontrolliertem Grauen in helle Panik versetzen, was sie alle in noch größere Gefahr brächte.

Tom Tran wandte sich an Bailey mit der Frage: »Sie haben gesagt, es würde Mr. Sanchez in eine Waffe verwandeln?«

Bailey wies auf die teils schon mutierten Überreste des Blinden und sagte: »Sie können es ja selbst sehen.«

»Waffen werden hergestellt. Aber wer kann eine solche Waffe herstellen?«

»Niemand in der Zeit, aus der wir kommen. Aber jemand zwischen damals und jetzt.«

Tom schüttelte den Kopf. »Was ich meine, ist … warum würde jemand eine solche Waffe herstellen? Gibt es auf dieser Welt Leute, die so etwas täten?«

»Was für Leute waren das, die Atomwaffen entwickelt haben?«, fragte Kirby. »Es waren keine Ungeheuer. Ihre Motive waren redlich – den Zweiten Weltkrieg zu beenden, Krieg vielleicht zu etwas so Furchtbarem zu machen, dass er in Zukunft undenkbar sein würde.«

»Wir wissen ja, wie gut sich das bewährt hat«, sagte Bailey.

Kirby nickte. »Ich will damit nur sagen, lassen Sie uns gar nicht erst zu so etwas wie Außerirdischen abschweifen. Diese Geschöpfe wurden in unserer Vergangenheit geboren und nicht auf einem anderen Planeten.«

Padmini sagte: »Das, das den armen Mr. Sanchez angegriffen hat? War das früher … war es Miss Hollander?«

»Ich habe etwas von ihr darin gesehen«, sagte Silas. »Ich glaube, sie war es.«

»Ich bin mir sicher, dass sie es war. Dass es früher sie war«, stimmte Bailey ihm zu.

»Dann ist noch einer von denen hier«, sagte Padmini. »Der, der Miss Hollander gebissen und sie verwandelt hat. Der treibt sich noch irgendwo im Gebäude herum.«

* * *

Nachthaus
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