Logan Spangler
In der Küche von Earl Blandons Wohnung gurgelte Logan wiederholt mit Whiskey aus den Vorräten des Senators und spuckte in das Spülbecken. Davon erhoffte er sich, der Alkohol würde jegliche Sporen zerstören – oder sie zumindest herausspülen –, die in seinen Mund und in seine Kehle gelangt sein konnten. Er putzte sich die Nase so oft und so kräftig, dass er das Platzen eines Blutgefäßes riskierte, aber er wollte wenigstens die meisten der kleinen Samen aus seinen kribbelnden Nasengängen und Nebenhöhlen herausspülen.
Logan machte sich Sorgen, die Sporen könnten toxisch sein. Vielleicht kein tödliches Gift, aber immerhin eines, das ihn auf irgendeine Weise beeinträchtigte. Es gab Pilze, die, wenn man sie aß, Halluzinationen und sogar bleibende psychische Schäden hervorriefen. Die bizarren Pilze in der Gästetoilette erschienen ihm wie etwas, was Alice gefunden haben könnte, als sie durch einen so dunklen Spiegel ging, dass das Land dahinter näher an der Hölle als am Wunderland lag, und es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, sie könnten gutartig sein.
Er fragte sich, ob der Kontakt mit den Sporen die Visionen von leer stehenden und verfallenen Räumen hervorgerufen hatte, aber das war nicht einleuchtend, weil die Pilze und ihre Sporen ein Teil dieser Visionen waren, nicht ein Teil der wirklichen Welt. Dennoch ließ ihn der Gedanke nicht los. Er rief sie sich nicht bewusst ins Gedächtnis zurück, und doch zogen vor seinem geistigen Auge Bilder von blassgrünen, schwarz gesprenkelten Organismen vorüber, auch wenn es sich streng genommen nicht um Erinnerungen daran handelte, was er in der Gästetoilette gesehen hatte, denn die Bilder waren in Bewegung. Nicht nur die Schluckreflexe, die Peristaltik. Kontraktionen. Sie lockerten sich und spannten sich an, wanden sich über- und untereinander, wanden sich, regelrecht erregt und ausgelassen, schlängelnd umeinander. Er konnte diese Erscheinungen nicht aus seinen Gedanken verbannen. Sie wurden wahrer als die Küche, in der er stand; er stellte sich vor, so könnte eine LSD-Erfahrung die Realität verdrängen, obwohl er noch nie Halluzinogene eingenommen hatte. Auf den Pilzklumpen, um die herum sich schlangenartige Schimmelpilze wanden, zog sich die runzlige Haut der Kappen zurück, wie sie es in der Gästetoilette getan hatte, doch diesmal wurden keine Wolken von Sporen freigesetzt. Stattdessen streckten sich in diesem exotischen Film, den ihm sein Geist vorführte, aus einigen der Kappen Dinge, die graue Zungen zu sein schienen, und aus anderen stiegen gelbe Augen auf faserigen Stängeln auf, als hätten sich Pflanzen und Tiere miteinander gepaart und dämonischen Nachwuchs gezeugt. Abrupt und vollkommen undenkbar veränderte sich innerhalb dieses Deliriums sein Blickwinkel: Er stellte fest, dass er nicht auf die Pilze starrte, sondern aus ihrem Inneren hervorlugte, als seien die Augen auf Stängeln seine Augen, und er sah sich selbst in seiner Uniform, sein Gesicht bleich und schweißüberströmt, die Augen so trostlos wie eine arktische Morgendämmerung.
Er stellte fest, dass er in die Gästetoilette zurückgekehrt war, obwohl ihm nicht bewusst gewesen war, dass er die Küche verlassen hatte. Er stand vor dem Waschbecken und hielt mit beiden Händen die Marmorplatte umfasst, als wollte er in heftigen Turbulenzen Halt finden, während er in den Spiegel sah. Über die Wand hinter ihm krochen widerliche Schimmelpilze, aber das Licht war nicht mehr so schwach wie vorhin, und als er sich von dem Spiegel abwandte, um der sich schlängelnden Kolonie gegenüberzutreten, war sie in Wirklichkeit gar nicht da. Sie existierte nur im Spiegelbild. Der Spiegel zeigte Logan, wie er jetzt war, doch die Wand hinter ihm stellte er so dar, wie sie vorhin ausgesehen hatte. Der Spiegel war jedoch nicht das Problem. Mit Logan war etwas schiefgegangen.
Ein kribbelndes Gefühl lenkte seine Aufmerksamkeit auf seine Hände, mit denen er die Marmorplatte umklammerte. Seine Fingernägel waren schwarz.
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