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Nach dem ersten Ansturm von minderen und hohen Angestellten des Hotels war es still um das Freundespaar Prackwitz und Studmann geworden. Der Empfangschef lag auf einer alten, recht löchrigen Chaiselongue in einem Kellerraum des Hotels und schlief. Er schlief den bleiernen und häßlichen Schlaf der Betrunkenen, mit hängendem Kinn, feuchtem Mund und einem gedunsenen Gesicht, dessen Haut plötzlich stopplig aussah, als sei sie lange nicht rasiert. Über die Stirn lief eine rote Schramme von dem Treppensturz her.

Von Prackwitz sah den Freund an, dann die Kellerstube. Es war kein einladendes Gemach, in das sie ihren Empfangschef getragen hatten. Eine große elektrische Rolle nahm den meisten Platz ein. In der Ecke waren leere Waschkörbe zusammengestellt, zwei Bügelbretter lehnten an der Wand.

Als ein Kellner hereinspähte – alles schien sich im Recht zu glauben, ohne jeden Umstand hereinzuschauen, an der Tür ungenierte Bemerkungen zu machen, ja, zu lachen –, fragte Rittmeister von Prackwitz recht ärgerlich: »Herr von Studmann muß doch hier im Hotel sein eigenes Zimmer haben. Warum ist er nicht in sein Zimmer geschafft worden?«

Der Kellner zuckte die Achseln und sagte mit einem neugierigen Blick auf den Schlafenden: »Woher soll ich denn das wissen?! Ich habe ihn doch nicht hierhergeschleppt!«

Von Prackwitz bezwang sich. »Schicken Sie mir – bitte – jemanden von der Leitung.«

Der Kellner verschwand, Prackwitz wartete.

Aber es kam niemand. Es kam lange Zeit niemand. Der Rittmeister lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück, schlug die Beine übereinander und gähnte. Er war müde und abgespannt. Er fand, er hatte reichlich viel erlebt, seit heute morgen sein Zug, von Ostade her kommend, in den Schlesischen Bahnhof eingefahren war. Zu viel eigentlich für einen schlichten Landbewohner, der großstädtischen Erregungen entfremdet war.

Der Rittmeister brannte sich eine Zigarette an, vielleicht würde die ihn ein bißchen frisch machen. Nein, es kam immer noch niemand. Es mußte sich ja eigentlich auch bei der Leitung des Hotels herumgesprochen haben, daß der Empfangschef und Subdirektor angesichts der überfüllten Hotelhalle – nach einigen wirren Reden – die Treppe hinabgestürzt war. Trotzdem bemühte sich keiner von den Herren. Der Rittmeister runzelte unwillig die Stirn. Es war kein Zweifel: irgend etwas bei dieser Sache stimmte nicht. Es war kein einfaches Fallen von der Treppe gewesen, wie es einmal – durch die Tücke des Objekts – auch dem Besterzogenen passieren kann. Die Zudringlichkeit des unteren, das Fernbleiben des oberen Hotelpersonals, der Atem des Schläfers verrieten es zur Genüge: Oberleutnant von Studmann war betrunken, sinnlos betrunken gewesen. War es noch.

Von Prackwitz überlegte, ob Studmann vielleicht ein Trinker geworden sei? Möglich war das. Möglich war in diesen verfluchten Zeiten alles. Aber der Rittmeister verwarf den Gedanken an gewohnheitsmäßiges Trinken trotzdem sofort wieder. Einmal fällt ein Gewohnheitstrinker keine Treppe hinunter – so etwas geschieht nur den Dilettanten im Trinken; zum andern behält die Leitung keines großen Hotels einen Trinker in ihren Diensten.

Nein – und Rittmeister von Prackwitz stand auf und fing an, in der Rollkammer auf und ab zu gehen –, dieser Fall Studmann lag anders. Irgend etwas ganz Unerwartetes war geschehen, etwas, das man schon erfahren würde, über das sich aber jetzt den Kopf zu zerbrechen sinnlos war. Es kam nur darauf an, welche Folgen diese Sache für Studmann haben würde. Aus dem Benehmen des Personals schloß Prackwitz, daß diese Folgen sehr unangenehm sein würden. Er war entschlossen, den Freund, solange er nicht selbst verhandlungsfähig war, zu verteidigen – mit Zähnen und Krallen!

Mit Zähnen und Krallen! wiederholte der Rittmeister bei sich, sehr zufrieden mit dieser kriegerischen Formulierung.

Wenn aber, dachte er weiter bei sich, alles nichts hilft (und man kennt ja diese kalten Geldsäcke), so ist vielleicht auch das nicht so ganz übel. Ich könnte ihn vielleicht überreden …

Jetzt denkt der Rittmeister an seinen einsamen Weg durch die Lange Straße zur Schnittervermittlung. Er denkt daran, wie viele Wege er seit seiner Militärzeit einsam marschiert ist, immer jenen einen bewußten imaginären Punkt vor Augen. Er erinnert sich, wie oft ihm ein Kamerad gefehlt hat. In der Kadettenanstalt, beim Kommiß, im Kriege – stets hatte es Kameraden gegeben, mit denen man schwatzen konnte, Kerle gleicher Gesinnung, gleicher Interessen, gleicher Ehre. Seit dem Kriege war es mit alldem vorbei, jeder war für sich allein; es gab keinen Zusammenhalt, keine Gemeinsamkeit mehr.

Als Gast würde er aber nicht kommen mögen, überlegt der Rittmeister und denkt weiter nach. Warum soll er sich denn etwas vormachen? Heute früh auf der Schnittervermittlung hat er einen Fehler gemacht, und als er dem Vorschnitter auf dem Schlesischen Bahnhof die Dollar gab, hat er wieder einen Fehler gemacht. Sein Benehmen auf dem Polizeipräsidium war vielleicht auch nicht ganz richtig, und als er sich vor einer Stunde, nach endloser Lauferei und Rederei, von einem Vermittler sechzig Leute aufschwatzen ließ, die er überhaupt erst morgen früh zu Gesichte bekommen soll, bloß um endlich diese ekelhafte Geschichte zu einem Schluß zu bringen, war das vielleicht auch nicht sehr klug.

Er ist eben zu hitzig, unbesonnen, drauf und dran, Ziethen aus dem Busch – aber dann plötzlich gelangweilt, angeekelt von allem. Außerdem: er versteht vieles nicht gut genug; sein Schwiegervater, der alte Geheimrat von Teschow, hat vielleicht recht: er wird nie ein richtiger Geschäftsmann werden!

Der Rittmeister wirft seinen erloschenen Stummel in eine Ecke und brennt sich eine neue Zigarette an. Jawohl, er legt sich selbst Entbehrungen auf, er raucht diesen Schund statt seiner Lieblingsmarke. Er fängt auch mit seiner Frau Streit an, wenn sie sich wieder einmal zwei Paar seidene Strümpfe gekauft hat. Aber wenn der Viehhändler da ist und handelt mit ihm um die Fettochsen und redet eine Stunde und handelt die zweite Stunde und läßt sich wegschicken und ist wieder da und klebt und ist demütig, wenn er angebrüllt wird – ja, schließlich gibt dann der Herr Rittergutspächter von Prackwitz nach. Er ist weich geworden oder gelangweilt oder angeekelt und verkauft nun die schönen Ochsen zu einem Preis, der den alten Geheimrat, wenn er ihn nur hört, leise juchzen macht. Worauf er natürlich sofort sagt: »Entschuldigen Sie, Joachim. Ich rede Ihnen natürlich nicht in Ihre Wirtschaft rein. Nur – ich habe nie Geld genug gehabt, um es aus dem Fenster zu schmeißen!«

Nein, er würde unschwer Studmann davon überzeugen können, daß er eine sehr notwendige, sehr brauchbare, gar nicht hoch genug zu bezahlende Hilfskraft auf Neulohe sein würde, von der Kameradschaft ganz zu schweigen. Mit Meier würde es auf die Dauer ja doch nicht gehen. Was da Violet vorhin am Apparat gesagt hatte (als er wegen der Wagen morgen vormittag telefonierte), daß Meier nicht einfahren ließ, sich dafür aber am frühen Nachmittag dumm und dun getrunken hatte, mitten im Dienst, das ging ihm denn doch über die Hutschnur!

Des Rittmeisters Blut entzündet sich an der Vorstellung eines im Dienst betrunkenen Feldinspektors Meier: Ich schmeiß den Bruder morgen früh achtkantig raus! Viel zu gutmütig bin ich immer mit den Kerls! Achtkantig fliegt er –!

Bis sein Blick auf den schlafenden Freund fällt und ihn sein Sinn für Recht mahnt, daß auch der sich im Dienst betrunken hat.

Bei Studmann ist das natürlich eine ganz andere Sache! will sich der Rittmeister einreden. Bei ihm müssen besondere Verhältnisse vorliegen.

Aber schließlich steht nichts der Annahme im Wege, daß auch beim Feldinspektor Meier besondere Verhältnisse vorgelegen haben – auch seine Gewohnheit war es bisher nicht, sich im Dienst zu betrinken.

Natürlich bloß, weil ich verreist bin! sagt sich der Rittmeister ärgerlich, aber auch das verfängt nicht recht, denn er war schon öfter verreist, ohne daß ähnliches geschah. Und so verliert er sich denn doch wieder in Vermutungen zu dem Fall Studmann einerseits und zu dem Fall Meier andrerseits, als es gottlob klopft und ein dunkel gekleideter älterer Herr eintritt und sich mit einer Verbeugung als »Doktor Zetsche, Hotelarzt« vorstellt.

Auch von Prackwitz nennt seinen Namen und erklärt, er sei ein Freund von Herrn Studmann, alter Regimentskamerad.

»Ich war zufällig grade in der Halle, als der Unfall geschah.«

»Der Unfall, ja«, meinte der Arzt und sah, nachdenklich mit einem Finger die Nase reibend, den Rittmeister an. »Sie nennen es also einen Unfall?«

»Wenn jemand eine Treppe hinunterfällt, nicht wahr?« sagte der Rittmeister abwartend.

»Trunkenheit!« stellte der Arzt bei von Studmann fest. »Völlige Trunkenheit, Alkoholvergiftung. Die Schramme auf der Stirn hat nichts zu bedeuten.«

»Wissen Sie –?« fing der Rittmeister vorsichtig an.

»Etwas Eumed oder Aspirin oder Pyramidon – was grade zur Hand ist, wenn er aufwacht«, verordnete der Arzt.

»Hier dürfte«, sagte der Rittmeister mit einem Blick durch die Rollstube, »nichts zur Hand sein. Könnten Sie nicht veranlassen, daß mein Freund auf sein Zimmer geschafft wird? Es war ein böser Fall.«

»Es ist ein böser Fall!« rief der Arzt mit Nachdruck. »Sechs Leute oben – genauso betrunken –, alles Angestellte des Hotels. Eine Orgie – unter der Leitung Ihres Freundes. Und der einzige nicht betrunkene Teilnehmer, der Gast des Hotels, Herr Reichsfreiherr Baron von Bergen – niedergeschlagen von Ihrem Freund!«

»Aber ich verstehe nicht …«, sagte der Rittmeister, ganz verwirrt von diesen märchenhaften Enthüllungen.

»Ich verstehe es auch nicht!« sagte der Arzt fest. »Und ich will es auch gar nicht verstehen!«

»Aber erklären Sie mir doch …«, bat der Rittmeister.

»Es gibt keine Erklärung!« sagte der Arzt unerschütterlich. »Der Gast, ein Reichsfreiherr – niedergeschlagen von dem betrunkenen Empfangschef!«

»Es müssen«, rief der Rittmeister hitziger, »besondere Umstände vorgelegen haben. Ich kenne Herrn von Studmann schon lange, er hat stets, auch unter schwierigsten Verhältnissen, seine Pflicht getan.«

»Zweifelsohne«, sagte der Arzt höflich und zog sich vor dem Erregten gegen die Tür zurück.

Als er den Türgriff in der Hand hatte, rief er, plötzlich auch erregt: »Das eine Frauenzimmer war halbnackt – in der Gegenwart des Reichsfreiherrn!«

»Ich verlange«, rief der Rittmeister mit starker Stimme, »daß Herr von Studmann in ein menschenwürdiges Gelaß gebracht wird!«

Er eilte dem fliehenden Arzte nach.

»Ich mache Sie verantwortlich, Doktor!«

»Ich lehne«, rief der Arzt dahinfliehend über die Schulter, »ich lehne jede Verantwortung an dieser Orgie und ihren Teilnehmern ab!«

Und er stürzte in einen Seitengang.

Der Rittmeister stürzte ihm nach.

»Er ist krank, Herr Doktor!«

Der Doktor hatte sein Ziel erreicht. Leicht sprang der alte Herr in den offenen Paternosterfahrstuhl.

»Er ist betrunken«, rief er, schon mit den Füßen in Bauchhöhe des anstürmenden Gegners. Der hätte ihn gerne mit Gewalt seinen Pflichten zugeführt – umsonst, schon tauchte die nächste Fahrstuhlzelle vor ihm auf, der pflichtvergessene Arzt war endgültig seinen Blicken entflohen.

Von Prackwitz, der mit all seinem Eifer nichts – außer der belanglosen Verordnung von Pyramidon – für seinen Freund erreicht hatte, stieß einen Fluch aus und machte sich auf den Rückweg zur Rollstube. Doch der Wirrwarr der weißen Gänge mit den immer gleichen Türen machte ihn ratlos. Auf der Jagd nach dem Arzte hatte er nicht darauf geachtet, welche Haken dieser Hase geschlagen hatte, er ging suchend, unsicher hin und her – einmal mußte er doch alle Gänge untersucht haben. Blieb er nur ausdauernd, fand er auch die Tür, er erinnerte sich genau, sie offengelassen zu haben.

Er ging und er ging. Weiße Türen, weiße Gänge. Sein Ortssinn wollte ihm einreden, daß er sich immer mehr von seinem Ziele entfernte, aber schließlich müssen die Kellerräume selbst eines großen Hotels einmal ein Ende nehmen. Aber da waren nun die Treppen. Hatte er vorhin eine Treppe passiert? Aufwärts oder abwärts? Er stieg abwärts, überzeugt, daß dies falsch war, und traf auf ein ältliches weibliches Wesen, mit einem strengen Blick hinter einem Klemmer, das in völliger Einsamkeit Wäsche in Schränke ordnete.

Das Fräulein drehte sich beim Klang seiner Schritte um und musterte ernst den Fremden.

Von Prackwitz, im Bewußtsein, hier ganz unbefugt zu wandern, grüßte sehr höflich. Die Wäschebewahrerin neigte ohne ein Wort ernst den Kopf. Von Prackwitz entschloß sich: »Ach, bitte, wie komme ich hier zur Rollstube?«

Sein höfliches Lächeln milderte in nichts den Ernst der Dame. Sie schien nachzusinnen, dann machte sie eine umfassende Handbewegung. »Wir haben hier so viele Rollstuben …«

Prackwitz versuchte, ihr die seine zu schildern, ohne Studmann erwähnen zu müssen. »In der Ecke stehen Wäschekörbe«, beschrieb er. »Ach, richtig! Und eine Chaiselongue mit blaugeblümter Bespannung. Ziemlich zerrissen«, setzte er nicht ohne Bitterkeit hinzu.

Wieder dachte sie nach. Schließlich sagte sie abweisend: »Ich glaube nicht, daß wir eine fehlerhafte Chaiselongue haben. Bei uns wird immer alles gleich repariert.«

Dies war nun eigentlich nicht die Wissenschaft, die sich Prackwitz auf seine Fragen gewünscht hatte. Aber er hatte in seinem früheren wie in seinem jetzigen Berufe stets mit Menschen zu tun gehabt, und so war ihm diese Spezies, die auf eine Frage nie exakt zu antworten weiß, wohlbekannt.

»Trotzdem versuchte er es noch einmal. »Wo ist wohl die Hotelhalle?« fragte er.

Prompt kam die Antwort: »Den Gästen aus dem Hotel ist das Betreten der Wirtschaftsräume gänzlich untersagt.«

»Gans«, sagte der Rittmeister ernst.

»Wie –?!« schrie sie fast und verlor völlig Strenge und Haltung, bekam etwas hühnerhaft Gescheuchtes.

»Ganz oder, besser noch, strengstens untersagt«, verbesserte der Rittmeister. »Nicht gänzlich. – Guten Abend also und besten Dank!«

Er grüßte mit Würde, als sei sie die Kommandeuse des Regiments und er ein junger Leutnant. Er entschritt. Ganz oder gänzlich verwirrt blieb sie zurück.

Der Rittmeister ging jetzt ruhiger in die Irre, der kleine Zwischenfall hatte ihn aufgefrischt. Zwar hatte er wiederum nichts für den Freund erreicht, wie er mit Bedauern bei sich feststellte, aber immerhin tat so etwas gut. Außerdem schritt er jetzt auf Teppichen, und wenn er sich vielleicht auch immer mehr von Studmann entfernte, näherte er sich womöglich bewohnten Gegenden des Hotels.

Plötzlich stand er vor einer langen Türenreihe aus matt gewachster Eiche, festen, vertrauenerweckenden Türen.

»Kasse I«, las er. »Kasse II«, las er. Er ging weiter. Es kamen die Betriebskasse, Einkauf A und Einkauf B, Angestelltenfragen, Syndikus, Arzt.

Der Rittmeister sah das Arztschild mißbilligend an, zuckte dann die Achseln und ging weiter.

»Sekretariat«.

Höher hinauf, entschied der Rittmeister.

»Direktor Hasse«.

Er besann sich. Nein. Weiter. Noch weiter.

»Direktor Kainz«. »Direktor Lange«. »Direktor Niedergesäß«.

Sehr anziehend, zweifelsohne.

Er überlegte. Ein Direktor Niedergesäß mußte etwas Anziehendes haben – ein Mensch, der solchem Namen zum Trotz Direktor wurde, war unbedingt eminent tüchtig.

Aber dann fiel dem Rittmeister ein, daß er es den Leuten ja unbedingt zeigen wollte, und er ging noch eine Tür weiter. Er hatte recht getan, an dieser Tür hing ein Schild »Generaldirektor Vogel«.

Dieser Vogel soll mir singen, dachte der Rittmeister, klopfte kurz entschlossen und trat ein.

Hinter dem Schreibtisch saß ein grauer, fahler, großer, massiger Mann, der einer sehr hübschen jungen Sekretärin etwas in die Maschine diktierte. Er sah kaum auf, als der Rittmeister sich vorstellte.

»Bitteangenehmbittenehmensieplatz«, sagte er hastig, mit der zerstreuten, wesenlosen Höflichkeit der Männer, die beruflich immer wieder neue Menschen kennenlernen müssen. »Einen Augenblick bitte. – Wie weit waren wir, Fräulein? – Rauchen Sie, bitte bedienen Sie sich!«

Das Telefon klingelte.

Sehr leise sprach er in den Apparat, doch sehr deutlich: »Vogel. – Ja, Vogel selbst. – Sein Arzt kommt? – Wie heißt er? Wie –? Buchstabieren Sie! Wie heißt er? Schröck? Geheimrat Schröck? – Wann kommt er? In fünf Minuten? Schön, sofort zu mir. – Ja, doch, es läßt sich machen. – Ich habe nur noch etwas zu diktieren und eine kurze Besprechung –«, er sah den Rittmeister nachdenklich, zerstreut über das Telefon hin an … »drei Minuten. – Schön. Also keinesfalls hinauf nach 37, sondern zu mir. Danke.«

Der Hörer wurde eilig, doch sorgfältig aufgelegt.

»Wie weit waren wir, Fräulein?«

Das Fräulein murmelte etwas, der Generaldirektor fing wieder an zu diktieren.

Drei Minuten gibst du mir, dachte der Rittmeister ärgerlich. Na warte, du sollst dich geirrt haben! Ich werde dir zeigen …

Seine Gedankenkette riß ab. Er hörte einen Namen, stutzte, hörte genauer hin …

Der Direktor diktierte eilig, tonlos: »Wir bedauern es außerordentlich, daß Herr von Studmann, dessen menschliche wie fachliche Qualitäten wir während seiner anderthalbjährigen Tätigkeit in hiesigem Betriebe so überaus schätzengelernt haben …«

Der Generaldirektor holte Atem …

»Einen Augenblick!« rief der Rittmeister lebhaft und stand auf.

»Einen Augenblick!« sagte der Direktor tonlos. »Ich bin sofort fertig. – Wie weit waren wir, Fräulein –?«

»Nein, Fräulein«, protestierte der Rittmeister. »Bitte – wenn ich recht verstanden habe, diktieren Sie ein Zeugnis für Herrn von Studmann? Herr von Studmann ist mein Freund.«

»Ausgezeichnet«, sagte der Direktor grau. »So werden Sie sich seiner annehmen. Wir waren in Verlegenheit …«

»Herr von Studmann liegt auf einer zerrissenen Chaiselongue in einer Plättstube«, klagte der Rittmeister erbittert. »Keine Seele kümmert sich um ihn.«

»Sehr bedauerlich«, gab der Direktor höflich zu. »Ein Mißgriff, den ich mit der augenblicklich durch das Ereignis geschaffenen Unordnung zu entschuldigen bitte. – Fräulein, rufen Sie an. Herr von Studmann ist unauffällig in sein Zimmer zu bringen. Unauffällig, Fräulein, bitte, unauffällig!«

»Sie wollen Herrn von Studmann rausschmeißen!« rief der Rittmeister empört und zeigte auf den Stenogrammblock. »Man verurteilt keinen Angeklagten, ohne ihn zu hören.«

Das Fräulein telefonierte. Der Generaldirektor sagte unberührt, grau: »Herr von Studmann wird sofort auf sein Zimmer geschafft.«

»Sie dürfen ihn nicht ohne weiteres entlassen!« rief von Prackwitz.

»Wir entlassen ihn nicht«, widersprach der Generaldirektor.

Von Prackwitz hatte den Eindruck, als könne dieser graue Koloß von keiner Erregung, keiner Bitte, keinem menschlichen Gefühl erreicht werden.

»Wir bewilligen Herrn von Studmann einen längeren Urlaub.«

»Herr von Studmann braucht keinen Urlaub!« versicherte der Rittmeister, zwar ahnungslos, aber heftig. Doch spürte er schon, wie sein Zorn vor diesem unangreifbaren, leidenschaftslosen Grau zerrann.

»Herr von Studmann braucht Urlaub«, beharrte der andere. »Seine Nerven sind angegriffen.«

»Sie verurteilen ihn ohne Anhören«, rief der Rittmeister schwächer.

»In dem von dem Reichsfreiherrn Baron von Bergen bewohnten Zimmer«, sagte der Generaldirektor eintönig, als lese er ein Protokoll vor, »fanden wir neunzehn Sektflaschen, davon fünfzehn geleert. Vier Kognakflaschen – leer. Zwei Boys des Hotels – völlig betrunken. Zwei andere männliche, aber erwachsene Angestellte des Hotels – völlig betrunken. Ein mangelhaft bekleidetes Zimmermädchen des Hotels – völlig betrunken. Eine aushilfsweise beschäftigte Reinemachefrau – völlig betrunken. Den Gast, Herrn Baron von Bergen – völlig nüchtern, aber mit blau geschlagenem Auge, aber nahezu besinnungslos infolge mehrerer brutaler Schläge über den Kopf. Wo wir Ihren Freund, Herrn von Studmann, fanden, das wissen Sie vermutlich.«

Doch etwas betreten, neigte Rittmeister von Prackwitz den Kopf.

»Einerseits«, sagte der Generaldirektor nicht mehr ganz so farblos, »ehrt Sie die Freundestreue. Andererseits frage ich Sie: beteiligt sich ein gebildeter Mensch mit gesunden Nerven an solchem Bacchanal?«

»Aber es muß doch eine besondere Ursache vorgelegen haben!« rief von Prackwitz verzweifelt aus. »Ohne das würde Herr von Studmann nie …«

»Können Sie sich eine besondere Ursache denken, aus der Sie sich an solcher Orgie beteiligen würden, Herr von …?«

»Prackwitz«, half von Prackwitz aus.

»Herr von Prackwitz. Es muß Ihnen doch verständlich sein, daß wir einen so kompromittierten Mann nicht weiter in unserm Betriebe beschäftigen können. Schon wegen der Angestellten …«

Es klopfte kurz, kriegerisch.

Auf flog die Tür, und herein stürmte ein kleiner, säbelbeiniger Greis mit hoher, schöner Stirn, funkelnden, blauen Augen und einem vergilbenden, früher wohl brandroten Vollbart. Ihm folgte langsamer ein untersetzter, kräftiger Mann, dem das Jackett über den Schultern stramm saß wie bei einem Preisboxer.

»Haben Sie ihn noch?!« schrie der gerötete Greis mit Krähstimme. »Wo haben Sie ihn?! Lassen Sie ihn um Gottes willen nicht weg! Türke, kümmern Sie sich! Tummeln Sie sich!! Lassen Sie ihn nicht fort! Laufen Sie! – Seit vierundzwanzig Stunden rase ich durch ganz Berlin diesem Burschen nach! Ich glaube, es gibt kein Nuttenlokal in dieser elenden Stadt, in das ich nicht schon meine kummervolle Nase gesteckt habe! Verdammt!!«

Er hatte mit der Hand die besagte Nase ergriffen und sah atemlos die Erstarrten im Kreise an. Hinter ihm hielt sich noch immer, ohne sich zu tummeln, der Vierschrötige im zu engen Jackett, vermutlich also Herr Türke.

Als erster enttauchte der Generaldirektor seiner Erstarrung – wahrscheinlich hatte ihn sein Beruf gegen die wildesten Ausgeburten menschlicher Spezies abgehärtet.

»Vogel«, stellte er sich vor. »Vermutlich spreche ich mit Herrn Geheimrat Schröck?«

»Nein, ich spreche mit Ihnen!« schrie der Greis. Er ließ seine Nase los. Der Übergang von Ruhe zu stärkstem Ausbruch war so plötzlich, daß alle – ausgenommen der unerschütterliche Herr Türke – erschraken. Ein unbändiges Temperament mußte in diesem säbelbeinigen Alten stecken. »Ich frage Sie seit drei Minuten, ob der Kerl noch hier ist!«

»Wenn Sie den Reichsfreiherrn Baron von Bergen meinen«, fing grau und verschollen der Generaldirektor wieder an, »so ist er meines Wissens auf Zimmer 37 …«

»Türke!« schrie der Geheimrat Schröck, »haben Sie es gehört: Zimmer 37 –? Gehen Sie rauf, bringen Sie mir den infamen Bengel runter, wie er geht und steht. Passen Sie auf, Sie kennen seine Mätzchen! Denken Sie daran, daß er Ihren Kollegen in seinem Zimmer eingesperrt hat …«

Der Vierschrötige nickte brummig: »Mir kommt er schon nicht aus. Mit mir hätte er so was nicht machen dürfen, Herr Geheimrat …« Er schob sich langsam aus der Tür.

»Ein ausgezeichneter Irrenpfleger!« murmelte der Geheimrat. »Ein Mann ohne eine Spur Sentimentalität!« Und mit plötzlich neu erwachender Besorgnis: »Er wird doch nicht etwa wieder ausgerissen sein –?«

»Nein, nein«, beruhigte der Generaldirektor vorsichtig den Irrenarzt. »Er kann nicht fort. Es ist leider einiges vorgefallen …« Mit einem Blick auf den Rittmeister: »Ich berichte Ihnen sofort, wenn ich diesen Herrn …«

Mit einem erleichterten Seufzer ließ sich Geheimrat Schröck in einen Sessel sinken. Er trocknete sich die Stirne. »Also er kann nicht weg. Gottlob! Es ist etwas vorgefallen. Wohin der Bursche auch kommt, fällt etwas vor.« Mit einem Seufzer der Ergebung: »Polizei? Staatsanwalt?«

»Nein, nein«, beeilte sich der Generaldirektor Vogel, »das wird nicht nötig sein. Der Herr wird sicher Abbitte leisten.« Mit einem bösen, eiligen Blick auf den Rittmeister: »Wir werden jeden Schaden ersetzen. Einer unserer Angestellten hat sich leider so weit vergessen, den Herrn Baron zu schlagen.«

Der Greis schnellte aus dem Sessel hoch. »Wo ist er? Wer ist es?« Auf den Rittmeister zu: »Sind Sie es?«

»Er hat ihm anscheinend eine Sektflasche an den Kopf geworfen!« klagte in fahler, aber unverbindlicher Betrübnis der Generaldirektor.

»Ausgezeichnet!« schrie der Greis. »Eine Sektflasche – großartig! Sie nicht –? Ihr Freund? Lassen Sie mich Ihren Freund sehen! Ich muß ihm danken. Es geht nicht? Warum geht es nicht?«

»Ihr Pflegling scheint meinen Freund – und noch ein halbes Dutzend andere – auf rätselhafte Weise betrunken gemacht zu haben.«

»Na also«, sagte Geheimrat Schröck. »Also die übliche Schweinerei!« Er setzte sich ergeben. »Ich werde das in Ordnung bringen, niemand soll Schaden erleiden. Sie da, mein sehr verehrter Herr Generaldirektor, scheinen noch von dem Titel ›Reichsfreiherr‹ und so weiter geblendet zu sein. Lassen Sie sich sagen, dieser Reichsfreiherr ist der windigste, verdorbenste, gemeinste, sadistischste Bengel von der Welt! Und feige dazu!!«

»Herr Geheimrat!« bat der Generaldirektor förmlich.

»Es ist so!« funkelte der Geheimrat. »Er bildet sich ein, weil er wegen Verschwendungssucht entmündigt worden ist und weil er einmal in einer bösen Sache auf den Paragraphen 51 freigesprochen wurde, er kann nun tun, was er will. Faul und ohne Respekt, ohne eine Spur menschlichen Gefühls …« Er flammte neu auf. »Morgens und abends müßte der Bengel Prügel haben, in ein Gefängnis müßte er, zum mindesten in eine staatliche Irrenanstalt … da würden ihm seine Späße schon ausgetrieben werden –!«

»Er ist doch aber in Ihrem Sanatorium – ein armer Kranker!« flehte der Generaldirektor.

»Leider!« schimpfte der Geheimrat. »Leider immer noch. Ich biete ihn meinen Kollegen an wie saures Bier, aber keiner will ihn, trotzdem er mein höchstzahlender Patient ist. Ach was, Patient –! Einfach ein bösartiger Affe! – Wenn ich ihn jetzt wieder in meine Anstalt bringe, natürlich auf die geschlossene Abteilung, hinter Gitter und sichere Türen, hält er sich vier Wochen, hält er sich auch acht Wochen ruhig – besonders, wenn ihn Ihr Freund ordentlich verdroschen hat …«

»Vor einer Viertelstunde war er fast ohne Besinnung«, sagte der einschwenkende Generaldirektor.

»Ausgezeichnet! – Dann aber sticht ihn wieder der Hafer. Er quält wehrlose Kranke bis aufs Blut, stiehlt Zigaretten, reizt alle Pfleger, treibt mich und meine Assistenten zum Wahnsinn … Und dann ist er ja nicht dumm, er ist teufelsschlau, dann bricht er wieder aus. Wir können aufpassen, soviel wir wollen, immer findet er einen Dummen, den er übertölpelt … Er pumpt sich Geld, er stiehlt es … Und ich kann nichts machen«, knirschte der Alte. »Ich werde ihn nicht los. Das Gesetz ist für ihn: nicht im Vollbesitz seiner Geisteskräfte …«

Er saß plötzlich alt und recht erschöpft da: »Seit vierundzwanzig Stunden jage ich in meinem Wagen hinter ihm drein.« Der Geheimrat sah sich im Kreise um, müde. »Wenn ich ihn bloß los würde!« stöhnte er wieder verzweifelt. »Aber womöglich kommt er dann in Freiheit – nein, ich kann es nicht verantworten.« Er besann sich: »Versuchen wir wenigstens das letzte, die Kosten. Vielleicht wird es seiner Mutter – er hat nur eine Mutter, leider – doch einmal über, für ihn zu bezahlen. Herr Direktor, ich darf um eine Rechnung bitten, eine Aufstellung …«

»Ja«, sagte der Direktor zögernd, »es ist reichlich viel Alkohol konsumiert worden, Sekt, Kognak …«

»Unsinn«, erboste sich der Geheimrat. »Das sind Lappalien. Sekt! Kognak! Nein, jeder Geschädigte hat Anspruch auf eine Entschädigung. Ich höre von einem halben Dutzend Menschen, die er betrunken gemacht hat … Ihr Freund zum Beispiel –?«

»Ich weiß nicht, ob mein Freund …«, begann von Prackwitz zögernd.

»Um des Himmels willen!« erboste sich der Geheimrat. »Seien Sie kein Narr! Verzeihen Sie, das sollte ich natürlich nicht sagen, aber seien Sie wirklich kein Narr! Je mehr Kosten entstehen, um so eher ist Aussicht da, daß die Mutter den Bengel wirklich eines Tages einmal in eine handfeste Irrenanstalt sperrt. Sie tun der Menschheit einen Dienst …«

Der Rittmeister sah erst den Generaldirektor, dann die Schreibmaschine mit dem noch immer eingespannten Entlassungszeugnis an.

»Mein Freund, hier Subdirektor und Empfangschef, soll allerdings von der hiesigen Hotelleitung entlassen werden, weil er sich im Dienst betrunken hat …«, sagte er zögernd.

»Ausgezeichnet!« rief der Geheimrat, aber diesmal unterbrach der Generaldirektor.

»Ich muß Herrn von Prackwitz leider widersprechen«, sagte er eilig. »Wir bewilligen Herrn von Studmann einen längeren Urlaub, sagen wir ein viertel, sagen wir sogar ein halbes Jahr. Während dieser Zeit wird Herr von Studmann bei seiner Tüchtigkeit unschwer eine andere Stellung finden. Wir entlassen ihn«, sprach der Generaldirektor energisch, aber grau, »nicht wegen Trunkenheit im Dienst. Wir bitten ihn, sich nach einer andern Tätigkeit umzusehen, weil ein Hotelmann unter keinen Umständen auffallen darf. Herr von Studmann ist leider sehr aufgefallen, als er vor vielen Angestellten und noch mehr Gästen mangelhaft bekleidet und völlig betrunken die Hallentreppe hinunterfiel.«

»Es kommt«, sagte der Geheimrat zufrieden, »außer der Entschädigung für eine verlorene Stellung zweifelsohne auch ein Schmerzensgeld in Frage. Das freut mich aufrichtig, ich sehe Licht. Es sollte mich nicht wundern, wenn dies dem Knaben Bergen erst einmal den Rest geben würde. Wie erreiche ich Ihren Freund? Bei Ihnen? Danke schön. Ich notiere mir Ihre Adresse. Sie hören von mir in zwei bis drei Tagen. Wirklich ausgezeichnet. Übrigens zahlen wir natürlich wertbeständig. – Ich versichere Ihnen, es können nicht Kosten genug entstehen. – Ach, machen Sie sich doch keine Gedanken! Glauben Sie, ich geniere mich?! Ich geniere mich den Deubel! Tut keinem weh, leider nicht.«

Der Rittmeister stand auf. Seltsam war dieses Leben. Hier war wirklich einmal einer die Treppe hinuntergefallen und dadurch seine Sorgen los. Herr von Studmann konnte nach Neulohe kommen, ein sorgenloser Mann, seinetwegen paying guest, er war nicht mehr allein.

Er verabschiedete sich; nochmals bedauerte der Geheimrat, dem Freund für den trefflichen Niederschlag nicht doch die Hand schütteln zu dürfen.

Als von Prackwitz aus der Tür wollte, ging sie auf, und herein wankte, vom Pfleger Türke halb gestützt, halb abgeführt, ein rotes, gelbgeflammtes Wesen, jämmerlich anzuschauen mit dem blaugeschlagenen Auge, dem verschwollenen Gesicht. Verächtlich anzuschauen mit dem feige kriechenden Blick.

»Bergen!« krähte die Stimme des Geheimrats grell wie Hahnenschrei. »Bergen, kommen Sie hier mal her!«

Der Feigling knickte zusammen; in seinem Schlafanzug, prächtig und jammervoll, fiel er auf die Knie.

»Herr Geheimrat!« flehte er. »Tun Sie mir nichts, schicken Sie mich nicht in eine Irrenanstalt! Ich habe nichts getan! Die haben den Sekt ganz gerne getrunken …«

»Bergen!« erklärte der Geheimrat. »Zuerst werden Ihnen Ihre Zigaretten entzogen.«

»Herr Geheimrat, bitte, tun Sie das nicht! Sie wissen, ich halte es nicht aus. Ich kann nicht leben ohne Rauchen! Und ich hab auch nur in die Decke geschossen, als der Herr nicht trinken wollte …«

Von Prackwitz zog leise die Tür hinter sich zu. Es war eine doppelte, eine gepolsterte Tür, das Jammern des elenden Kerls, dieses Jammern eines Kindes ohne die Reinheit und Unschuld des Kindes, war verhallt.

Wäre ich doch erst wieder in Neulohe! dachte von Prackwitz. Ich finde Berlin zum Kotzen. Nein, es ist nicht nur die toll gewordene Banknotenmaschine, dachte er weiter und sah den sauberen Gang mit den dunklen, gepflegten, eichenen Türen entlang. Es sieht alles noch aus wie ordentliches, sauberes Leben, aber es ist faul. Angefressen. Ob es noch immer der Krieg ist, der ihnen in den Knochen steckt? Ich weiß es nicht. Und jedenfalls verstehe ich es nicht.

Er ging langsam den Gang entlang, kam in die Halle, fragte nach dem Zimmer des Freundes. Ein Fahrstuhl fuhr ihn hinauf unter das Dach. Auf dem Bettrand saß von Studmann, den Kopf in den Händen.

»Ich habe einen widerlichen Brummschädel, Prackwitz«, sagte er hochsehend. »Hast du Zeit, mit mir eine halbe Stunde in die frische Luft zu gehen?«

»Ich habe alle Zeit von der Welt«, sagte der Rittmeister plötzlich fröhlich. »Für dich und für frische Luft. Gestatte, daß ich dir erst einen Kragen umbinde …«

Wolf unter Wölfen
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