5

Eine Viertelstunde später ist Wolfgang Pagel auf seinem Rade unterwegs in die Forst. Er muß sich eilen, denn gegen fünf wird es dunkel, und sobald es dämmerig wird, hält den Förster Kniebusch nichts mehr im Walde. Er gibt darüber keine Aufklärung, er läßt sich auch nicht halten, sobald es nur in die Nähe der Abenddämmerung kommt, läßt der Förster Kniebusch seine Leute stehen und geht nach Haus, aus dem Walde heraus.

»Jetzt ist er ganz wunderlich geworden«, sagen die einen.

»Er hat einfach Schiß im dunklen Walde«, sagen die andern.

Kniebusch läßt die Leute reden, er selbst redet kaum etwas. Er hört nicht mehr zu, wenn etwas erzählt wird. Er will nichts mehr erfahren, und er selbst erzählt auch nichts mehr. Diese bei einem so alten Mann erstaunliche Veränderung, dieses völlige Aufgeben einer Schwäche, die er in einem ganzen Leben nicht überwinden konnte, datiert seit jenem ersten Oktober, da der Förster Kniebusch still, aber kriegerisch mit einer ganzen Schar von Neuloher Bauernsöhnen nach der Festung Ostade marschiert war, um die Rote Regierung in einem großen Putsch zu stürzen.

Als Pagel die Verwandlung des geschwätzigen in den stummen Förster merkte, hatte er geglaubt, daß die Kränkung über den so schmählich mißlungenen Putsch es gewesen sei, die den Förster so verbissen und stumm machte.

Der Förster zwar erzählte nichts von der militärischen Unternehmung, aber das hätte einen in dieser Ansicht nur bestärken können. In den Zeitungen hatte man auch ohne mündliche Nachricht genug gelesen, wie einige Abteilungen nicht aufgelöster Kampfverbände mit viel bewaffnetem Landvolk vor die Kasernen der Reichswehr gerückt waren und sie aufgefordert hatten, sich dem Kampf gegen die Regierung anzuschließen.

Von der Reichswehr war kühl mit Nein geantwortet worden.

Wahrscheinlich hatte man dieses Nein auf seiten der Putschisten für eine Art von Ziererei gehalten, für die Absicht, das Gesicht zu wahren. Und man war nach kurzem Zögern, aber immer mit viel Unentschlossenheit zu etwas wie einem Angriff vorgegangen – wiederum anscheinend nur, um das Gesicht zu wahren.

Ein halbes oder auch ein Dutzend Schüsse waren gefallen – die Masse der Putschisten war regellos zurückgeflutet, und so endete in Verwirrung, Auseinanderlaufen, mit einem Dutzend Verhaftungen, leider auch mit zwei oder drei Toten, eine Unternehmung, der viele tüchtige und auch abenteuerliche Männer monatelang all ihre Kraft, ihr Denken, ihren Mut, ihre Opferwilligkeit geliehen hatten. Aber es war ein Zeichen dieser Zeit: in dieser Zeit schien alles sich aufzulösen, schon im Werden zu zerfallen, der beste Wille blieb machtlos, Opfermut schien etwas Lachhaftes – jeder für sich, aber alle gegen einen!

(Jener Windjacke aber, die ein Leutnant von einem Gastwirt entliehen und die in einem Anfall skrupulöser Bedenklichkeit sofort wieder abgeliefert worden war, damit sie nicht beschmutzt wurde, jener Windjacke geschah es nun doch, daß sie an jenem ersten Oktober beschmutzt wurde, von Erde wie von Blut … Umsonst hatte der Vater aus einer kleinen Budike eine anständige Kneipe gemacht. Wenn aber der Leutnant die neue Windjacke nicht abgeliefert hätte, wäre dann der Wirtssohn nicht mitgegangen –?)

Nun also, so oder ähnlich war dieser Putsch verlaufen, ein schöner, strahlender Traum, an den viele Leute ihr Herz gehängt hatten – und dann war es mit ihm vorbei. Man konnte es schon verstehen, daß ein Mensch darüber verbissen und stumm wurde. Aber als dann Pagel öfter mit dem Förster Kniebusch zusammenkam, als er außer der Stummheit diesen toten und doch immer geängstigten Blick sah, den Bart, der immer schütterer zu werden schien, die ewig zitternden Hände – als er über den Putsch und den Mann ein wenig genauer nachdachte, da sagte er sich: Es ist alles falsch, es ist wieder einmal alles ganz anders.

Man kann gut eine halbe Stunde durch die Forst fahren und an nichts weiter denken als an den Förster Kniebusch. Eine gewisse sachte Beharrlichkeit im Denken war dem jungen Wolfgang Pagel nie ganz abzusprechen gewesen, und wenn die überstürzten Geschehnisse der letzten Zeit diese Eigenschaft etwas zurückgedrängt und ein fast unbedenkliches Handeln von ihm gefordert hatten, so war der Rückschlag jetzt um so stärker, da er wieder weite Wege von einem Feld zum andern Wald auf dem Rade, immer mit sich allein, zurücklegte. Pagel fühlte sich nicht wohl, wenn er nur in der Welt mittat, er wollte auch seine Welt verstehen. Es genügte ihm nicht, zu sehen, daß der Förster Kniebusch jetzt stumm und verängstigt war, er wollte auch wissen, warum er sich so geändert hatte.

Und wenn er da so in seinen Erinnerungen kramte, so mußte ihm natürlich ein Herbsttag einfallen, an dem auf einem Waldweg ein betrunkenes Kerlchen auf ihn zugetaumelt war, und in dem Auto des betrunkenen Männleins hatte der noch sehr viel betrunkenere Förster Kniebusch gelegen. Daß dieser Lump von einem Meier die Hauptschuld an der Aufdeckung des Waffenlagers und damit am Ende des Leutnants gehabt hatte, das hatte Pagel stets gewußt, seit jenen Ohrfeigen der Amanda Backs.

Aber komisch – an den Förster Kniebusch hatte er damals noch nicht gedacht.

Da er aber jetzt wieder an ihn dachte, verstand er natürlich, daß Kniebusch der Nachrichtenträger Meiers gewesen war, der willentliche oder, wahrscheinlicher, der unwillentliche.

Und nun fällt dem jungen Pagel noch etwas anderes ein. Er sieht den verwüsteten Saal im Schloß, wo diese Orgie der Zuchthäusler stattgefunden hatte, er sieht die unter ihrem Rock heulende Mamsell – und nun steht der dicke Kriminalist im Saal und schickt jemanden, um den Förster zu holen. Der Förster aber ist nicht da.

Ja, sagt sich plötzlich Pagel, wozu schickt denn der Kriminalbeamte jemanden zum Förster, da er doch schon weiß, wo und was im Walde zu finden ist! Nur weil er den Förster sehen will. Weil er den Förster vernehmen will! Weil er auf den Förster einen Verdacht hat! – Und warum ist der Förster mitten in der Nacht nicht zu Haus? Warum macht der zahme, ängstliche Mann einen Putsch mit? Weil die Angst vor dem Putsch geringer ist als die Angst vor der Nachfrage wegen des Waffenlagers, weil er abwesend sein wollte!

Und nun sieht sich Pagel wieder mitten im Walde stehen. Die andern sind voraufgegangen, der dicke Kriminalist sagt ihm noch ein paar Worte. Dann geht er weiter und geht durchnäßt und hundemüde nach Ostade. Da wird der Förster Kniebusch grade den Frager getroffen haben, vor dem er weglaufen wollte, und was das für ein unbarmherziger Frager sein konnte, das wußte Wolfgang Pagel auch! Das wird eine schlimme Stunde für den Förster Kniebusch gewesen sein, sie hat ihm endgültig den Mund verschlossen. Vielleicht ist er nur um eines Haares Breite davongekommen, aber er ist doch davongekommen! Er ist wieder heimgegangen. Wovor hat er denn jetzt noch Angst? Warum kann er nicht im Dämmern im Walde sein?

Pagel ist einen großen Schritt weitergekommen mit seinem Nachdenken, aber er ist noch immer nicht zufrieden mit dem Ergebnis dieses Nachdenkens, ein ungelöster Rest bleibt. Er selbst hat ja auch in den ersten Tagen nach der Nacht nicht im dunkel werdenden Wald sein können. Alle seine Nerven fingen an zu zittern, wenn nur die erste Dämmerung sank. Er setzte sich auf sein Rad und fuhr, was die Beine hergaben, ins freie Land. Aber er ist gegen dieses Gefühl, gegen diese panische Angst angegangen, immer wieder hat er sich mit dem Verstand gesagt, daß dies kein anderer Wald ist als vor dem dreißigsten September, daß die Toten nicht umgehen, sondern daß wir nur die Lebendigen zu fürchten haben. Und allmählich hat der Verstand die Angst besiegt.

Nun kann es ja sehr wohl sein, überlegt sich Pagel, daß der Förster an jenem verhängnisvollen Abend, als ihn die Nachricht von der Schnüffelkommission irgendwo im Dorf oder Walde erreichte, von seinem schlechten Gewissen getrieben, sich in den Schwarzen Grund geschlichen hat und dort auch den Leutnant fand. Und daß auch er eine panische Angst von diesem Funde mit nach Hause nahm. Jawohl, so kann es sein!

Und doch sagt ihm eine Stimme, daß es anders ist, daß der Förster vor etwas viel Greifbarerem, Tatsächlicherem Angst hat als vor einem toten Mann, der nun schon längst irgendwo eingegraben worden ist. Nein, der tote Leutnant ist es nicht, und der dicke Kriminalist ist es auch nicht. Denn der ist wohl der Mann, sofort zuzuschlagen, aber ein Opfer wochen- oder monatelang zu quälen, dazu ist er nicht der Mann.

Vorläufig ist die Aufgabe, die Pagel sich gestellt hat, unlösbar. Er kann grübeln, soviel er will. Der Gedanke an den kleinen Meier taucht einmal auf, aber den weist er sofort zurück. Den kleinen Meier wird man bestimmt in dieser Gegend nicht wiedersehen. Der kleine Meier wird es nie wagen, sich wieder an den Förster heranzumachen. So schlapp der alte Mann ist, gegen diesen Peiniger würde er sich doch wohl zur Wehr setzen.

Wenn also das Grübeln und Nachdenken Pagels fast ergebnislos verlaufen ist, so hat es ihn doch in seinem Vorhaben bestärkt, besonders nett gegen den alten Mann zu sein. Er mag ja gewiß kein Muster noch Vorbild sein, aber zu sehr sollte sich ein so alter Mann doch auch nicht quälen müssen, die letzte Erdenzeit, ehe er in die Grube fährt. Man könnte es ja wirklich einmal versuchen, dahinterzukommen, wovor sich der Förster eigentlich ängstigt, vor etwas Faßbarem, das man ihm vielleicht ausreden kann, oder vor etwas Unfaßlichem, das in ihm selber sitzt.

Nun kommt Pagel an bei dem Jagen, in dem jetzt der Förster mit seinen beiden Regimentern arbeitet. Es ist natürlich noch nicht Schlagzeit, die großen, alten Buchen, die hier stehen, haben kaum erst ihr Laub verloren. Sie haben noch zuviel Saft, um geschlagen zu werden. Aber der Förster geht mit seinen beiden Vorarbeitern, die später das Regiment über die Holzfäller führen werden und die darum Regimenter heißen, von morgens bis abends durch den Wald. Er bezeichnet den Baum, der geschlagen werden soll: Die Axt des Regimenters blitzt auf, ein breiter Streif der silbergrauen Buchenrinde fliegt zu Boden, gelblich, mit rasch rötlich werdenden Wundrändern leuchtet das weiße Holz. So, nun richte dich ein für den Winter, den Frühling wirst du nicht mehr erleben, die Holzarbeiter werden dich an deinem Mal schon erkennen.

Es ist eigentlich eine sehr epische Tätigkeit, die der alte Förster Kniebusch da als Stellvertreter des Schnitters, der heißt Tod, ausübt. Leben und Tod verteilt er, und daß der Tod den Gezeichneten nicht gleich ereilt, daß ihm noch eine gewisse Gnadenfrist eingeräumt ist, ihm, der von dem Urteil, das eben gesprochen wurde, nichts weiß – das macht diese Tätigkeit fast ein wenig unheimlich. Aber wenn Pagel den Förster da so zwischen den Stämmen herumlaufen sieht, brummelnd und hohl hustend, eigentlich nur noch ein Männchen, zusammengeschnurrt und zusammengetrocknet von Alter, Sorgen und einer nie überwundenen Lebensangst – wenn er ihn mit einem knochigen Zeigefinger, der schon zittert, auf den Stamm deuten sieht – dann wird das Epische grotesk. Denn dieser Schnitter Tod ist sichtbar schon selber vom Tode gezeichnet, übt seine Statthalterschaft nur in einer ungewissen Gnadenfrist, und er, er weiß dies vielleicht sogar! Die Regimenter gehen von Stamm zu Stamm, der zitternde Finger deutet, die Axt klingt silbern hell, und sie gehen weiter, langsam weiter, hinter sich die weißlichrötlich leuchtenden Wundmale.

Pagel sagt dem Förster Kniebusch ein höfliches »Guten Tag«, der Förster wirft von der Seite einen musternden Blick aus seinen kugligen Seehundsaugen auf den jungen Mann. Er brummelt etwas zur Antwort, dann geht er weiter und deutet weiter. Neben ihm her geht jetzt wortlos der junge Pagel, er hat die Hände in den Taschen und raucht eine Zigarette. Er geht so recht bequem, damit in dem alten Mann nicht das Gefühl aufkommt, er werde beaufsichtigt. Aber Pagel muß doch merken, wie selten die Äxte der Regimenter heute etwas zu tun bekommen, wie selten der Finger deutet – und es ist doch fast alles schlagbares, ja, fast überständiges Holz! An den andern Tagen, da ging es ganz anders zu!

Nach einer Weile fragt Pagel darum doch: »Sie zeichnen heute mächtig wenig an, Herr Kniebusch?«

Der Förster wendet das Gesicht zur Seite, er brummt etwas, aber er antwortet nicht. Dann macht er doch ein Zugeständnis, er weist mit dem Finger auf einen Stamm. Aber als sich die Axt des Regimenters schon hebt, ruft er eilig: »Nein! Lieber nicht!«

Doch die Axt wird trotzdem nicht wieder gesenkt, sie schlägt zu, und der Stamm ist gezeichnet.

»Der Stamm fängt ja schon an, hohl zu werden, Herr Förster«, ruft der Regimenter.

Der Förster murmelt etwas wie eine Verwünschung, er wirft einen zornigen Blick auf Pagel. Dann geht er langsam weiter, den Kopf gesenkt, ohne sich um die Stämme zu kümmern, als habe er seine Arbeit vergessen.

»Sie haben nur zu tun, was der Förster Ihnen sagt«, ruft Pagel dem Regimenter zu.

»Herr Pagel«, antwortet der Mann in gar keinem schlimmen Ton, »es ist doch die reine Unvernunft, was wir heute hier machen. Die Tage vorher, heute vormittag noch, hat er uns anzeichnen lassen noch und noch, aber seit heute mittag, wie abgerissen! Krankes Holz, überständiges Holz, Anbruch, wir zeigen es ihm, er schüttelt den Kopf und geht weiter. Das ist doch Kinderei, was er jetzt macht; für so was läuft man doch nicht im Walde herum und bekommt sechzig Milliarden Tagelohn …«

»Ach, red doch nicht lange, Karl!« meint der andere Regimenter. »Der Herr Pagel weiß doch auch, was mit dem Ollen los ist. Zu seinem Vergnügen kommt er doch nicht alle Tage in den Wald geradelt! Der Olle spinnt ja, und seit heute mittag ist er ganz verrückt geworden …«

»Halten Sie ’s Maul, Mensch!« schreit Pagel.

Der Förster hat zwei Schritt von den dreien gestanden und muß jedes Wort verstanden haben. Er hält den Kopf gesenkt, es ist ihm nicht anzumerken, ob ihn die rohen Worte verletzt haben. Alle drei sehen zu ihm hin, und wie von diesem Blick aufmerksam gemacht, hebt er den Kopf, sagt: »Feierabend!« und geht rasch, den Flintenriemen mit der einen Hand haltend, aus dem Bestand heraus der Schneise zu.

»Es ist kaum halb vier«, sagt der vernünftige Regimenter, nach seiner Uhr greifend, »und bis drei Viertel fünf kann man noch die Hand vor Augen sehen. Es ist doch eine Unvernunft, Herr Pagel, daß er uns jetzt schon nach Hause schickt!«

»Ach, red doch nicht, Karl!« sagt der andere wieder, der lieber selbst redet. »Er wird schon wissen, warum er im dunkeln Wald Angst hat. Die Leute sagen ja, der Tote aus dem Schwarzen Grund geht um, und wer von dem gesucht wird, der weiß das auch und macht, daß er vor Dunkelwerden aus dem Walde kommt.«

Pagel bezwingt den aufsteigenden Zorn, er sieht den Regimenter scharf an und sagt: »Hören Sie, mein Lieber, der Förster ist Ihr Vorgesetzter, und was er Ihnen sagt, das tun Sie, verstanden?«

»Wenn einer verrückt ist, dann denke ich gar nicht daran, zu tun, was er mir sagt«, antwortet der Mann. »Und der Förster ist verrückt, und das sage ich ihm so lange, bis er aus dem Walde abhaut.«

»Hören Sie …«, sagt Pagel heftiger.

Aber der Regimenter unterbricht ihn. »Daß der ein schlechtes Gewissen hat«, erklärt er, »das sieht man doch. Den Revolver von dem Toten hat keiner gefunden, und viele sagen, es war überhaupt ein Büchsenschuß …«

»So!« ruft Pagel heftig. »So, Sie Waschweib!« Und mit plötzlich ausbrechendem Zorn: »Gott, Mann, schämen Sie sich denn gar nicht, solch dummes Gewäsch nachzuerzählen!?! Das ist ein alter anständiger Mann, dem macht man das Leben nicht noch schwerer, als es schon so ist!«

»Da haben Sie recht, Herr Pagel«, sagt der andere Regimenter. »Ich sage auch immer …«

»Red nicht, Karl«, unterbricht ihn der andere wieder. »Das weiß man ja, Beamter hält zu Beamten. Aber ich rede, wenn was stinkt, und bei dem Förster stinkt was …«

»Sie sind entlassen!« ruft Pagel heftig. »Sie sind auf der Stelle fristlos entlassen! Ich gebe Ihnen eine Woche Zeit, die Wohnung zu räumen. Guten Abend.«

Damit macht er kehrt und geht durch das raschelnde Blaubeerkraut zu seinem Rade. Er hat kein gutes Gefühl in der Brust – aber was soll man tun? Der arme Kerl kann auch nichts dafür, daß er roh und dumm ist. Aber der Förster kann auch nichts dafür, daß er verbraucht und krank ist. Der junge Regimenter findet jetzt zur Schlagzeit überall Arbeit, der alte Förster kaum je wieder im Leben.

Er tritt kräftig auf die Pedale und versucht, einen Augenblick an den Brief seiner Mutter zu denken. Es ist kaum ein paar Stunden her, daß er fast glücklich war! Aber der Brief bleibt trotz aller Bemühungen etwas sehr Fernes, wie ein kleines Licht, das man in der Nacht durch viele Waldbäume sieht und das man doch nicht erreicht, weil sich immer wieder nächtiges Gebüsch und dunkles Gezweige dazwischenschieben und den kleinen, strahlenden Punkt auslöschen.

Nach einer Weile erreicht er den Förster, der mit gesenktem Kopf seinen Weg entlangzottelt, genau wie ein Hund, der den Herrn verloren hat. Er hebt auch nicht den Kopf, als der junge Mann neben ihm vom Rade springt, er zottelt weiter, als sei er ganz allein.

Eine kurze Zeit gehen sie schweigend nebeneinanderher, dann sagt Pagel: »Den Schmidt hab ich eben entlassen, Herr Kniebusch. Er kommt morgen schon nicht mehr zur Arbeit.«

Der Förster schweigt lange. Dann seufzt er und sagt: »Das hilft auch nichts, Herr Pagel.«

»Warum hilft das nichts, Herr Kniebusch? Ein Stänkerer weniger ist auch eine Sorge weniger.«

»Ach«, sagt der alte Mann. »Für jede Sorge, die weggeht, kommen zehn neue dazu.«

»Und welche sind heute dazugekommen?« fragt Pagel. »Hängt es damit zusammen, daß Sie kein Holz mehr anzeichnen?«

Aber das war für den veränderten Kniebusch zu aufdringlich gefragt, er kniff die Lippen zusammen und antwortete nicht.

Nach einer Weile fing Pagel wieder an: »Ich habe mir gedacht, Herr Kniebusch, ich rufe heute abend den Doktor an und spreche mit ihm. Und morgen gehen Sie zu ihm und werden krank geschrieben und ruhen sich richtig einmal aus. Dafür stehe ich Ihnen. Sie wissen doch, sechsundzwanzig Wochen haben Sie Anrecht auf Krankengeld.«

»Ach, wer soll denn von dem Krankengeld leben?« sagte der alte Mann mutlos, aber doch nicht mehr völlig verzweifelt.

»Sie haben doch Ihr Deputat, Kniebusch. Das würden wir Ihnen weiter geben. Verhungern würden wir Sie schon nicht lassen.«

»Und wer soll meine Arbeit im Walde tun?« ruft der Förster.

»Kein Holz kann ich auch anzeichnen, Herr Kniebusch«, meint Pagel freundlich. »Und Ihre paar Holzarbeiter kann ich gut eine Weile auf dem Hofe beschäftigen.«

»Damit wird der Herr Geheimrat nie im Leben einverstanden sein!« ruft wieder der Förster.

»Ach, der Geheimrat!« sagt Pagel wegwerfend, um dem Förster begreiflich zu machen, wie wenig man auf den Geheimrat geben kann. »Der hat jetzt seit einem Monat nichts von sich hören lassen, da muß er es sich auch gefallen lassen, daß wir hier seine Geschäfte so erledigen, wie wir es für richtig halten.«

»Aber er hat von sich hören lassen«, widerspricht der Förster leise. »Er hat mir einen Brief geschrieben.«

»Ach nee!« ruft Pagel verblüfft. »Nun auf einmal! Und was will der Herr Geheime Ökonomierat Horst-Heinz von Teschow? Will er vielleicht sogar zurückkommen und nach seiner Enkelin suchen helfen?«

Aber der Förster Kniebusch reagiert nicht auf diesen Spott. Auch das Fräulein Violet interessiert ihn nicht mehr, sosehr er früher einmal Wert darauf legte, mit ihr auf guten Fuß zu kommen. Er interessiert sich nur noch für sich allein. Darum antwortet er auch nicht auf Pagels Frage, sondern sagt nach einer langen Weile nachdenklich: »Glauben Sie denn wirklich, daß der Arzt mich krank schreiben würde?«

»Natürlich! Sie sind doch krank, Kniebusch!«

»Und Sie würden mir mein Deputat trotz des Krankengeldes weiter geben? Das ist aber verboten, Herr Pagel!«

»Solange ich hier bin, kriegen Sie Ihr Deputat weiter, Herr Kniebusch.«

»Dann gehe ich morgen zum Arzt und lasse mich krank schreiben«, erklärte der Förster, und seine Stimme hatte einen ganz andern Klang.

Pagel wartete geduldig, aber es kam nichts weiter. Der Förster ging schweigend neben ihm her, wahrscheinlich in hoffnungsvollen Gedanken verloren an ein ruhiges Leben ohne Sorgen, Ärger, Angst.

»Und was hat nun der Herr Geheimrat geschrieben?« fragte Pagel schließlich.

Der Förster fuhr hoch aus seinen Träumen. »Wenn ich krank bin, brauche ich auch nicht zu tun, was er mir schreibt«, sagte er abweisend.

»Vielleicht könnte ich tun, was er getan haben will«, schlug Pagel friedlich vor.

Der Förster sah Pagel verblüfft an, und dann fing wirklich und wahrhaftig ein dünnes Lächeln über sein Gesicht zu kriechen an. Es sah nicht hübsch aus, eher so, als lächele ein Toter. Aber ein Lächeln sollte es sein. – »Sie wären’s imstande …«, sagte er, noch lächelnd.

»Was imstande –?«

Das Lächeln verging. Der Förster wurde wieder mürrisch. »Ach, Sie erzählen es ja doch nur weiter«, sagte er abweisend.

»Ich halte den Mund, das wissen Sie doch, Herr Kniebusch.«

»Aber der gnädigen Frau würden Sie es sagen!«

»Die gnädige Frau ist augenblicklich nicht in der Stimmung, irgend etwas zu hören. Außerdem verspreche ich Ihnen, auch ihr nichts zu sagen.«

Der Förster dachte eine Weile nach. »Ich will es doch lieber nicht tun«, sagte er dann. »Je weniger man sagt, um so besser ist es, das habe ich nun endlich gelernt.«

»Das haben Sie in Ostade von dem dicken Kriminalbeamten gelernt, nicht wahr?« fragte Pagel.

Und bedauerte sofort, daß er es gesagt hatte. Es war roher gewesen als das, was der grobe Regimenter gespottet hatte. Der alte Mann wurde schneeweiß, er legte seine zitternde Hand auf Pagels Schulter und brachte sein Gesicht nahe an das von Pagel. »Das wissen Sie?« fragte er zitternd. »Woher wissen Sie das? Hat er es Ihnen gesagt?«

Pagel ließ sein Rad fallen und hielt den Förster fest in seinem Arm. »Ich hätte das nicht sagen sollen, Herr Kniebusch«, sagte er betrübt. »Sehen Sie, auch mir läuft der Mund einmal weg. Nein, Sie brauchen keine Angst zu haben: Ich habe nichts gewußt, und keiner hat mir was gesagt. Ich habe es mir nur ausgedacht, weil Sie so verändert waren, seit Sie aus Ostade kamen.«

»Ist das wirklich wahr?« flüsterte der Förster, noch immer krampfhaft zitternd. »Er hat es Ihnen nicht gesagt?«

»Nein«, sagte Pagel, »auf mein Ehrenwort nicht!«

»Aber wenn Sie es sich gedacht haben, kann es sich auch ein anderer denken«, rief Kniebusch verzweifelt. »Alle werden auf mich zeigen, daß ich ein Landesverräter bin, daß ich mich an die Franzosen verkauft habe …«

»Und das haben Sie nicht getan, Kniebusch?« fragte Pagel ernst. »Der kleine Meier …«

»Der kleine Meier hat mich besoffen gemacht und hat mich ausgehorcht!« rief der andere. »Er wußte ja, ich war schwatzhaft wie ein altes Weib. Das hat er ausgenützt. Sie müssen’s mir glauben, Herr Pagel; der Dicke hat es mir schließlich auch geglaubt. ›Lauf heim, du alter Trottel‹, hat er schließlich gesagt. ›Und mach deinen Mund nie wieder im Leben auf!‹«

»Das hat er gesagt?« fragte Pagel. »Aber dann brauchen Sie ja keine Angst mehr zu haben, Kniebusch!«

»Oh, er war schrecklich!« rief der alte Mann zitternd aus. Sich nun doch noch einmal die Bergeslast von der Seele reden zu können versetzte ihn fast in einen Rausch. »Hätte er mich gleich niedergeknallt, er wäre barmherziger gewesen! ›Der Staub von dem Manne, den Sie totgeschwätzt haben, muß Ihnen ja zwischen den Zähnen knirschen, wenn Sie das Maul bewegen!‹ hat er gesagt.«

»Still! Still!« sagte Pagel und legte die Hand sanft über den Mund des andern. »Das ist ein unbarmherziger Mann, und auch ein ungerechter. Andere sind schuldiger an dem Toten als Sie. – Kommen Sie, Kniebusch, ich schmeiße hier mein Rad ins Blaubeerkraut, ich hole es mir morgen früh. Ich bringe Sie nach Haus und ins Bett. Und dann rufe ich gleich den Arzt an, und er kommt heute abend noch zu Ihnen heraus, und Sie haben Ruhe …«

Der Mann ging wie ein Schwerkranker an seinem Arm. Nun er einen Menschen gefunden hatte, dem er vertrauen konnte, wich der letzte Rest von Widerstand aus ihm. Was ihn noch aufrecht gehalten hatte, das war seine Vereinsamung gewesen. Willenlos ließ er sich jetzt in Schwäche und Krankheit hineingleiten, in der Gewißheit, daß ein Stärkerer für ihn sorgte.

Hemmungslos schwatzte er alles durcheinander, von der Angst, daß die Leute seine Schande erfahren könnten; von der Angst vor dem entwichenen Wilddieb Bäumer, von dem er Spuren im Walde gefunden zu haben meinte; von der Angst, daß doch noch alles herauskommen könnte, wenn das Fräulein Violet oder der Diener Räder gefunden würde; von der Angst, ob der Schulze Haase auch die Zinsen weiterzahlen würde, nun der Leutnant tot war; von der Angst vor dem Wiederauftauchen des kleinen Meier; von der Angst vor dem Geheimrat, der ihn von heute auf morgen aus der Försterei heraussetzen würde, wenn er erfuhr, sein Förster tat nicht, was im Briefe stand …

Angst, Angst … Das ganze Leben dieses Mannes war Angst gewesen. So viel konnte man sich also um das bißchen Leben, das keine starke Freude, keinen großen Gedanken gekannt hatte, ängstigen. Und nun es zur Neige ging, da es ganz schal und glücklos geworden war, wurde es noch schlimmer mit der Angst. Von allen Seiten drang sie auf ihn ein, nicht der Lebenwille hielt ihn noch am Leben, nein, die Lebensangst.

Schnell gab es Wolfgang Pagel auf, dem alten Mann begütigend, tröstend zuzureden, er wollte ja keinen Trost. Er saß mitten in seinen Ängsten, und sie kamen wie Wellen von allen Seiten und hoben ihn hoch, und wenn sie ihn fast ertränkt hatten –:

»Ja, Herr Pagel, ich lese es ja jetzt Tag für Tag in der Zeitung von den Selbstmorden. Und daß jetzt so viele alte Leute dabei sind, Siebzig- und Achtzigjährige. Aber ich kann es doch nicht, ich kann doch nicht einmal das, ich hab doch die kranke Frau, und immer habe ich die Angst: Was wird mit der, wenn ich vor ihr sterbe?! Da ist doch keiner, der sich um sie kümmert, die lassen sie doch einfach eingehen wie ein Tier. Darum ist mir so angst …«

»Ach, reden Sie doch nicht, Kniebusch«, sagte Pagel müde. »Jetzt legen Sie sich hier in Ihr Bett, und heute abend noch kommt der Doktor, und wenn Sie erst einmal geschlafen haben, so sieht auch alles anders aus. Und jetzt, während Sie sich ausziehen, geben Sie mir den Brief vom Geheimrat zum Durchlesen.«

Der alte Förster Kniebusch klabasterte ein wenig brummend, ein wenig klagend an seinen Kleidern. Pagel stand unter der niederkerzigen Lampe und überflog den Brief, den der Geheime Ökonomierat Horst-Heinz von Teschow seinem Förster geschrieben hatte. Am Fenster in einem großen Stuhl saß die Frau Försterin, von der die Leute im Dorfe sagten, sie würde immer wunderlicher. Die dicke, unförmige Frau hatte den Kopf abgewandt und sah bewegungslos in die Nacht hinaus. Auf den Knien lag ihr ein Buch, mit einem goldenen Kreuz auf dem Deckel, wohl ein Gesangbuch.

»Wer bringt denn Ihre Frau ins Bett?« fragte Pagel und unterbrach seine Lektüre.

»Ach, heute geht sie wohl nicht mehr ins Bett«, antwortete der Förster. »Manchmal sitzt sie so alle Nächte und singt. Aber wenn sie ins Bett will – sie kommt schon mit sich allein zurecht.«

Der junge Mann warf einen raschen, prüfenden Blick auf die Försterin, die unverwandt in die Nacht hinaussah, und las weiter. Der Förster kroch in sein Hemd und dann in sein Bett, und nun lag er still da, mit geschlossenen Augen, und sein Kopf, mit dem von Sonne und Wind rotgegerbten Gesicht, mit dem weißgelblichen Bart, lag seltsam bunt auf den weißen Kissen.

Grade aber, als der junge Pagel bei der Briefstelle war, die dem Förster aufgab, jedem vom Neuloher Gut, auch der Familie seines Schwiegersohnes, und ebenso von der Gutsverwaltung Neulohe, auch diesem jungen Schnösel, dem Pagel, das Betreten der geheimrätlichen Waldungen ein für allemal zu verbieten, grade, als der junge Wolfgang Pagel so weit in der Lektüre dieses Brand-, Fehde- und Absagebriefes war, da fing die alte Frau an zu singen.

Sie hatte einen Finger in das Gesangbuch geschoben, aber sie sah nicht hinein. Sie sah weiter in die Nacht hinaus, und mit einer schrillen, brüchigen Stimme sang sie leise vor sich hin das alte Lied: »Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, die dein Fuß gehen kann.«

Pagel schielte nach dem Förster hin, aber der alte Mann rührte sich nicht. Still lag der Kopf auf den Kissen.

»Ich gehe jetzt, Herr Kniebusch«, sagte er. »Hier haben Sie den Brief wieder. Danke schön, und wie gesagt, ich werde schweigen.«

»Schließen Sie die Tür von außen zu«, antwortete der Förster. »Der Schlüssel steckt im Schloß. Ich habe noch einen, wenn der Doktor kommt. Ich höre ihn schon kommen, ich schlafe nicht.«

»Das Singen stört Sie wohl?« fragte Pagel.

»Das Singen? Welches Singen –? Ach, das von meiner Frau? Nein, das stört mich nicht, das hör ich gar nicht. Ich denke immerzu nach. – Wenn Sie rausgehen, schalten Sie bitte das Licht aus, wir brauchen kein Licht.«

»Worüber denken Sie denn nach, Herr Kniebusch?« fragte Pagel und sah auf den Förster, der regungslos, die Augen geschlossen, im Bett lag.

»Ach, ich hab mir so was ausgedacht«, sagte der Förster ganz behaglich. »Ich denke mir so, wenn ich irgendwas in meinem Leben nicht getan hätte oder irgendwen nicht getroffen hätte – wie dann wohl alles gekommen wäre? Aber es ist eine schwierige Sache …«

»Ja, schwierig ist das wohl …«

»Ich denk mir zum Beispiel, wenn der Lump, der Bäumer, mich im Hohlweg nicht über den Haufen geradelt hätte, wie dann alles gekommen wäre? Es hätte doch ganz leicht so sein können, nicht wahr, Herr Pagel, ich hätte nur ein bißchen schneller zugehen müssen. Es war ja bloß im Hohlweg so dunkel, wäre ich schon aus dem Hohlweg heraus gewesen, hätte er mich von weitem kommen sehen und wäre mir ausgewichen.«

»Und was wäre dann anders gekommen, Herr Kniebusch?«

»Aber alles, einfach alles!« rief der Förster. »Dann, wenn mich der Bäumer nicht umgeradelt hätte, dann hätte ich seinetwegen keinen Termin in Frankfurt gehabt. Und hätte ich keinen Termin in Frankfurt gehabt, dann hätte ich den Meier nicht getroffen. Und hätte ich den Meier nicht wiedergetroffen, dann hätte er das Waffenlager nicht verraten …«

Pagel legte nachdrücklich seine Hände über die trocknen, knochigen, altersfleckigen des Försters.

»Ich würde mir etwas anderes zum Nachdenken aussuchen, Herr Kniebusch«, schlug er vor. »Ich würde mir ausdenken, wie’s ist, wenn Sie nun pensioniert werden und Sie haben Ihre Rente von der Angestelltenversicherung. Denn vielleicht kommt nun wirklich eine andere Zeit mit dem Geld, der Geheimrat schreibt ja auch in seinem Brief davon, Sie haben’s wohl gelesen. Und ich würde mir nun ausdenken, wie ich mir mein Leben einrichten würde; irgendeine Liebhaberei werden Sie wohl auch haben …«

»Bienen …«, sagte der Förster mit leiser Stimme.

»Na also, schön, Bienen sollen ja eine großartige Sache sein, über Bienen soll man ganze Bücher schreiben können. Wenn Sie’s mit so was mal versuchten –?«

»Das ginge auch«, meinte der Förster. Dann aber schlug er zum erstenmal die Augen voll auf und sagte: »Aber Sie verstehen ja noch nicht, warum ich das andere tue, Herr Pagel. Denn wenn es nur daran gelegen hat, daß mich der Bäumer umgeradelt hat, und ich kann hundert solche Sachen in meinem Leben finden, dann bin ich doch auch nicht an dem andern schuld. Dann muß ich mir doch auch keine Gewissensbisse machen, nicht wahr?«

Pagel sah nachdenklich auf den alten Mann, der nun wieder still mit geschlossenen Augen lag. In ihrem Fensterwinkel, das Gesicht in die Nacht hinaus, die alte Frau sang weiter mit schriller, leiser Stimme Kirchenlied um Kirchenlied, als sei sie ganz allein.

»Also ruhen Sie sich ein bißchen aus, bis der Doktor kommt«, sagte Pagel dann plötzlich. »Ich rufe ihn nun gleich an.«

»Aber warum antworten Sie mir denn nicht, Herr Pagel?« rief der alte Mann kläglich, richtete sich halb auf im Bett und starrte ihn mit den kugeligen, hellen Augen an. »Ist es denn nicht so, wie ich sage? Wenn der Bäumer mich nicht umgeradelt hätte, wäre doch alles anders gekommen!«

»Sie haben Gewissensbisse und wollen sich selbst freisprechen, nicht wahr, Herr Kniebusch?« fragte Pagel nachdenklich. »Aber ein Freispruch gilt nur, wenn man sich ganz unschuldig fühlt. Ich würde es doch lieber mal mit den Bienen versuchen. – Gute Nacht.«

Und damit ging Pagel rasch aus dem Zimmer, er löschte das Licht, schloß die Außentür ab, und nun stand er draußen. Es war schon recht dunkel, aber vielleicht traf er doch noch die Leute bei den Kartoffelmieten.

Wolf unter Wölfen
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