3

»Wollen Sie vielleicht auch die Massenkocherei im Schloß besichtigen?« fragte Pagel. »Da herrscht jetzt Hochbetrieb!«

»Ach, da muß ich nachher mit Mama hin! Wer kocht denn?«

»Fräulein Backs und Fräulein Kowalewski.«

»Von der Amanda verstehe ich es. Aber daß die Sophie sich nicht zu fein vorkommt, für Zuchthäusler zu kochen –!«

»Jeder verdient sich heute gern ein bißchen Geld.«

»Sie anscheinend nicht, wenn Sie in der Arbeitszeit hier rauchend herumlaufen«, sagte Violet streitsüchtig.

»Stört meine Zigarette?« fragte Pagel und nahm sie aus dem Mund.

»I gar nicht. Ich rauche selber gern. Wir können uns nachher, wenn die im Büro nicht mehr an uns denken, ein bißchen in den Park verkrümeln. Dann schenken Sie mir eine.«

»Wir können doch auch gleich gehen! Oder glauben Sie, Ihre Mama hält mich für so gefährlich, daß Sie nicht mit mir in den Park dürfen?«

»Sie und gefährlich!« Weio lachte. »Nein, aber ich habe eigentlich Stubenarrest.«

»Sie dürfen also eigentlich nur mit Ihrer Mama gehen?«

»Was Sie nicht alles rauskriegen!« rief sie spöttisch. »Seit drei Wochen redet die ganze Gegend davon, daß ich Stubenarrest habe, und Sie merken es auch schon!«

Aber Fräulein Violets Gereiztheit machte auf Pagel gar keinen Eindruck. Er lächelte vergnügt und fragte: »Danach darf man sich wohl nicht erkundigen, warum Sie Stubenarrest haben? War es sehr schlimm?«

»Seien Sie nicht indiskret!« sagte Weio sehr von oben herab. »Ein feiner Mann ist nicht indiskret.«

»Ich werde wohl nie ein feiner Mann werden, gnädiges Fräulein«, gestand Pagel betrübt und strich verstohlen lächelnd über seine Brusttasche. »Aber wenn Sie meinen, daß die im Büro jetzt laut genug reden, könnten wir in den Park entwetzen und eine Zigarette rauchen.«

»Warten Sie«, sagte Weio. Sie lauschte. Man hörte Herrn von Studmanns Stimme, ruhig, aber sehr nachdrücklich. Nun sprach der Rittmeister hastig, protestierte klagend gegen irgend etwas – und jetzt sagte Frau von Prackwitz sehr bestimmt, sehr klar sehr vieles. »Mama ist in Fahrt, also los!«

Sie bogen um Fliederbusch und Goldregen, dann gingen sie langsam den breiten Weg zwischen Rasenflächen in den eigentlichen Park hinunter.

»So, jetzt können sie uns nicht mehr sehen. Jetzt dürfen Sie mir eine Zigarette schenken. – Donnerwetter, Sie rauchen ja eine fabelhafte Marke – was kostet die denn?«

»Irgendwelche Millionen. Ich kann es nie behalten, es ändert sich alle Tage. – Ich bekomme sie übrigens von einem Freund, einem gewissen Herrn von Zecke, der in Haidar-Pascha wohnt. Wissen Sie, wo Haidar-Pascha liegt?«

»Wie soll ich das denn wissen? Ich will doch nicht Steißtrommlerin werden!«

»Nein, natürlich nicht! Entschuldigen Sie … Haidar-Pascha liegt auf der asiatischen Seite des Bosporus …«

»Gott, hören Sie bloß mit dem Quatsch auf, Herr Pagel, was mich das schon interessiert –! Warum grinsen Sie eigentlich immer so –? Stets, wenn ich Sie sehe, grinsen Sie!«

»Das ist doch eine Verletzung aus dem Krieg, gnädiges Fräulein. Verletzung des Nervus sympathicus in seiner zentralen Führung – na, das interessiert Sie wieder nicht. Wissen Sie, so wie die Schüttler schütteln, so grinse ich …«

»Ziehen Sie mich nun durch den Kakao?« rief sie empört. »Ich lasse mich nicht von Ihnen auf den Arm nehmen …«

»Aber, gnädiges Fräulein, ganz bestimmt, es ist eine Kriegsverletzung! Wenn ich weinen muß, sieht es aus, als lachte ich Tränen – in die unangenehmsten Lagen bin ich schon dadurch gekommen!«

»Mit Ihnen weiß man nie, wie man dran ist«, erklärte sie unzufrieden. »Männer wie Sie finde ich einfach ekelhaft.«

»Dafür bin ich aber ungefährlich, das ist wieder ein Vorteil, gnädiges Fräulein.«

»Ja, das sind Sie wirklich!« meinte Weio verächtlich. »Ich möchte wirklich wissen, wie Sie sich anstellen würden, wenn …«

»Wenn was –? Ach, sagen Sie es doch bitte, gnädiges Fräulein! Oder haben Sie Angst –?«

»Angst vor Ihnen –?! Machen Sie sich doch nicht lächerlich! Ich meine, wie Sie sich anstellen würden, wenn Sie einem Mädchen einen Kuß geben wollten?!«

»Ja, das weiß ich auch nicht«, gestand Pagel kläglich. »Die Wahrheit zu sagen, gnädiges Fräulein, ich habe es mir schon tausendmal überlegt, aber ich bin so schüchtern, und da …«

»Was?« fragte Weio und sah ihn überlegen an. »Sie haben noch nie einem Mädchen einen Kuß gegeben?!«

»Hundertmal habe ich es mir vorgenommen, auf Ehrenwort, gnädiges Fräulein! Aber der Mut, in der entscheidenden Sekunde …«

»Wie alt sind Sie –?«

»Beinahe vierundzwanzig …«

»Und Sie haben noch nie ein Mädchen geküßt?«

»Ich sage Ihnen doch, gnädiges Fräulein, meine Schüchternheit …«

»Feigling!« rief sie voll tiefster Verachtung.

Eine Weile gingen beide schweigend die Allee hoher Linden hinunter, die auf den Teich zuführte.

Dann fing Pagel wieder vorsichtig an: »Gnädiges Fräulein, darf ich Sie was fragen?«

Ungnädig: »Na, man los, Sie – Held!«

»Aber Sie dürfen mir auch nicht böse werden!«

»Fragen Sie!«

»Bestimmt nicht?«

Sehr ungeduldig: »Nein! Fragen Sie doch!«

»Also – wie alt sind Sie, gnädiges Fräulein?«

»Sie Schafskopf! – Sechzehn!«

»Sehen Sie, da werden Sie schon böse – und ich fange doch erst mit Fragen an.«

Wütend mit dem Fuß aufstampfend: »Also fragen Sie doch schon – Sie Jammerkerl!«

»Und Sie werden auch bestimmt nicht böse –?«

»Sie sollen fragen –!!!«

»Gnädiges Fräulein – haben Sie schon mal – einen Mann geküßt –?«

»Ich?« Sie denkt nach. »Natürlich. Hundertmal.«

»Das glaube ich nicht!«

»Tausendmal!«

»I was!«

»Doch – den Papa nämlich!« Und sie bricht in ein schallendes Gelächter aus.

»Na also!« sagt Pagel schließlich, als sie sich beruhigt hat. »Sie haben auch nicht den Mut.«

Weio ist empört: »Ich habe nicht den Mut –?«

»Nein, Sie sind genauso feige wie ich.«

»Doch habe ich einen Mann geküßt! Nicht bloß den Papa. Einen jungen Mann, einen mutigen Mann« – ihre Stimme singt jetzt fast –, »nicht so einen Jämmerling wie Sie …«

»Das glaube ich nicht …«

»Doch … Doch … Er hat sogar einen Schnurrbart, eine kleine blonde Bürste, die sticht – und Sie haben keinen!«

»Na also!« sagt Pagel niedergeschlagen. »Und Sie sind wirklich erst sechzehn, gnädiges Fräulein?«

»Ich bin sogar erst fünfzehn«, erklärt sie triumphierend.

»Sie haben aber Mut«, sagt er bewundernd. »Ich würde nie so mutig sein können. Aber natürlich«, tröstet er sich, »haben Sie nie einen Mann geküßt. Sie haben sich nur von einem Mann küssen lassen. Das ist noch etwas anderes! So einen Mann beim Kopf kriegen und abküssen, das könnten Sie auch nicht.«

»Das könnte ich nicht?« ruft sie mit flammenden Augen. »Was denken Sie denn von mir?«

Er schlägt vor ihren Blicken die Augen nieder. »Bitte, bitte, gnädiges Fräulein! Ich habe nichts gesagt. Doch, doch, Sie können es, ich glaube es auch so … Bitte, bitte, tun Sie es nicht … Ich habe solche Angst …«

Aber sein Flehen hilft ihm nichts. Ihre flammenden Augen, ihr halbgeöffneter Mund sind ihm näher gekommen, er mag Schritt für Schritt hinter sich treten. Und nun legt sich ihr Mund auf den seinen …

Doch im gleichen Augenblick spürt Weio eine Verwandlung. Als hätten ihre Lippen ihm Kraft eingeflößt, fühlt sie sich eisern festgehalten zwischen seinen Armen, seine Lippen erwidern den Kuß … Jetz will sie sich ihm entziehen, jetzt bekommt sie Angst … Aber der Kuß dieser Lippen wird heißer und heißer, noch möchte sie widerstreben, und schon fühlt sie sich nachgeben. Der eben noch stolz aufgerichtete Kopf fügt sich, schmiegt sich … Ihr Rücken wird weich, sie hängt in seinen Armen …

»Oh!« seufzt sie und geht schon unter in dem lang entbehrten Meer. »Oh, du …«

Aber sein Arm hält sie nicht mehr, er stellt sie zurück, fest auf die Erde. Sein Gesicht ist wieder fern ihrem Gesicht, es sieht jetzt ernst aus, nichts mehr von dem Lächeln …

»So, gnädiges Fräulein, das war das!« sagt Pagel ruhig. »Wer so schwach wie Sie ist, sollte nicht mit Männern spielen!«

»Sie sind gemein!« ruft sie mit flammenden Wangen, zwischen Zorn und Scham. »So etwas tut ein feiner Mann nicht.«

»Es war gemein!« gibt er zu. »Aber ich mußte etwas von Ihnen wissen, und die Wahrheit hätten Sie mir nie gesagt. Jetzt weiß ich es. – Hier«, er greift in die Tasche, »diesen Brief, diese Abschrift eines Briefes fand ich auf dem Büro, in einem Buch versteckt, er ist doch wohl von Ihnen –?«

»Och, der olle dumme Brief!« sagt sie verächtlich. »Darum machen Sie nun so ein Theater! Was der Meier sich einbildet, daß er davon eine Abschrift macht! Sie hätten das Dings ruhig zerreißen sollen, statt mich so gemein reinzulegen …«

Pagel sieht sie prüfend an, während er den Brief in kleinste Stücke zerreißt. »So«, sagt er, schüttelt das Häufchen und steckt es dann in die Tasche. »Das wird umgehend verbrannt. – Aber eine Abschrift gibt es mindestens noch auf der Welt, und wenn die nun dieser Herr Meier an Ihren Vater schickt – was dann?«

»So was kann sich doch jeder zurechttippen!« ruft sie.

»Sicher!« gibt er zu. »Aber Sie haben schon Stubenarrest – es scheint also bereits ein Verdacht zu bestehen. Ohne den Verdacht hätte die Abschrift wenig Beweiskraft. Aber mit dem Verdacht –?«

»Ich habe das Original wieder. Wenn ich nichts zugebe, kann man mir gar nichts beweisen!«

»Aber man kann Sie überlisten!«

»Mich doch nicht!«

»Von mir haben Sie sich sehr schnell überlisten lassen!«

»Es sind nicht alle so heimtückisch wie Sie!«

»Kleines Fräulein«, mahnt Pagel freundlich, »jetzt wollen wir ausmachen, daß Sie von nun an höflich zu mir sind, genau so, wie ich höflich zu Ihnen bin. Wir wollen diesen Brief, der jetzt zerrissen ist, vergessen. Was ich getan habe, sieht nicht sehr hübsch aus. Aber es ist doch immer noch besser, als wenn ich zu Ihrer Frau Mutter gegangen wäre und geklatscht hätte, nicht wahr? – Vielleicht müßte ich das sogar tun, aber ich mags nicht …«

»Tun Sie bloß nicht so feierlich!« spottet sie. »Sie werden auch schon Liebesbriefe geschrieben und bekommen haben.« Aber ihr Spott hat die alte Kraft nicht mehr.

»O ja«, sagt er ruhig, »aber ich bin noch nie ein Lump gewesen. Ich habe noch nie fünfzehnjährige anständige Mädchen verführt. – Kommen Sie«, sagt er und faßt sie am Arm, »wir wollen zu Ihrer Mutter gehen. Sicher macht sie sich schon Sorgen.«

»Herr Pagel!« sagt sie flehend und wehrt sich gegen das Weitergehen. »Er ist doch kein Lump!«

»Natürlich ist er das, und Sie wissen es auch ganz gut!«

»Nein!« ruft sie und kämpft mit Tränen. »Warum sind alle jetzt so schlecht zu mir?! Früher war es doch anders!«

»Wer ist schlecht zu Ihnen –?«

»Ach, Mama, die mich ewig quält, und Hubert …«

»Wer ist Hubert? Heißt er Hubert?«

»Nein doch! Unser Diener, Hubert Räder …«

»Der weiß davon?«

»Ja«, sagt sie weinend, »lassen Sie doch bitte meinen Arm los, Herr Pagel, Sie drücken ihn ja kaputt!«

»Verzeihung – Der Diener quält Sie also?«

»Ja … Er ist so gemein …«

»Und wer weiß noch davon?«

»Was Bestimmtes keiner.«

»Inspektor Meier nicht?«

»Ach der! Der ist doch abgereist!«

»Also der auch. – Wer noch?«

»Der Förster – aber der weiß nichts Bestimmtes.«

»Wer noch?«

»Keiner – bestimmt nicht, Herr Pagel! Sehen Sie mich nicht so an, ich habe Ihnen alles gesagt. Ganz bestimmt!«

»Und der Diener quält Sie? Wie quält er Sie?«

»Er ist gemein – er sagt gemeine Sachen, und er steckt mir gemeine Bücher unters Kopfkissen.«

»Was für Bücher?«

»Ich weiß doch nicht – von der Ehe, mit Bildern …«

»Kommen Sie«, sagt Pagel und faßt wieder ihren Arm. »Seien Sie mutig. Jetzt gehen wir zu Ihren Eltern und sagen ihnen alles. Sie sind in den Händen von lauter Lumpengesindel; die quälen Sie, bis Sie nicht mehr ein noch aus wissen – bestimmt, Ihre Eltern verstehen das. Jetzt sind sie ja nur mit Ihnen böse, weil sie fühlen, Sie lügen … Kommen Sie, gnädiges Fräulein, seien Sie mutig – ich bin doch von uns beiden der Feigling.« Und er lächelt ihr ermutigend zu.

»Bitte, bitte, lieber, lieber Herr Pagel, tun Sie das nicht!« Ihr Gesicht ist von Tränen überströmt, sie hat seine Hände gefaßt, als wolle er ihr fortlaufen mit der schlimmen Botschaft, sie streichelt ihn … »Wenn Sie es meinen Eltern sagen, ich schwöre Ihnen, ich gehe ins Wasser … Wozu wollen Sie es ihnen denn sagen? Es ist ja doch alles aus!«

»Es ist alles aus?«

»Ja, ja«, weint sie. »Seit drei Wochen kommt er doch schon nicht mehr.«

Er denkt nach, er überlegt.

(Es ist unvermeidlich, daß in dieser Sekunde das Bild einer – ach! entschwundenen – Petra vor seinen Augen steht. Schon seit vielen Sekunden. Schon, als er diese Lippen unter den seinen spürte, diesen Körper schwach werden fühlte, der sofort der Verlockung der Lust nachgab, nicht der Lockung der Liebe. – Schon stieg das Bild auf, fern, aber klar, ein Gesicht, hold und gefaßt, aus den Zeiten ihn grüßend. Er wollte es nicht, aber ohne es zu wollen, mußte er fortwährend vergleichen: Was hätte sie hier getan? Hätte sie das gesagt? So würde sie nie gehandelt haben …

Und das holde, ferne Gesicht, tausendmal angesehen, das Gesicht des Mädchens, das ihn verlassen hatte, das er verlassen hatte, triumphierte über das Gesicht der behüteten höheren Tochter.

Es triumphierte – und aus dem Triumph der Verlassenen kam es wie eine Mahnung, wenigstens zu dieser gut zu sein, ihr nicht die ganze Last aufzuladen … Bist du bei mir zu hart gewesen, sei es nicht wieder bei dieser! klang es.)

Er denkt nach, er überlegt, sie liest auf seinem Gesicht.

»Was ist er?« fragt er.

»Leutnant.«

»Bei der Reichswehr?«

»– ja!«

»Kennen ihn Ihre Eltern?«

»Ich – glaube nicht. Ich weiß nicht genau.«

Wieder denkt er nach. Daß es ein Offizier ist, ein Mann also, der, er mag sein, wie er will, einem gewissen Ehrenkodex unterliegt, ist eine kleine Beruhigung. Wenn der Junge sich einmal vergessen hat, sich dann erschrocken zurückzog, ist es gewissermaßen nicht so schlimm. Dann war’s irgendeine Unüberlegtheit, vielleicht im Rausch – keine Wiederholung ist zu fürchten. Man müßte das wissen. Er müßte fragen. Er sieht sie prüfend an. Aber kann man denn ein so junges Mädchen fragen, ob es nur einmal geschah, ob es Folgen hatte –?

Wenn es nur einmal geschehen ist, denkt er, war es eine Unüberlegtheit. Ist es mehrere Male geschehen, war es eine Gemeinheit.

Dann muß man es den Eltern sagen.

Er sieht sie wieder an. Nein, er mag nicht danach fragen. Vielleicht muß er sich später Vorwürfe machen, aber er mag es nicht. (Wieder das ferne Bild.)

»Es ist bestimmt ganz aus?« fragt er noch einmal.

»Ganz bestimmt!« beteuert sie.

»Sie schwören das?« fragt er, obwohl er weiß, wie nutzlos solche Schwüre sind.

»Ich schwöre es!«

Er hat ein ungemütliches Gefühl. Irgend etwas stimmt nicht, in irgendeinem Punkt muß sie ihn belogen haben.

»Wenn ich schweigen soll, müssen Sie mir eines versprechen. Aber ehrenwörtlich.«

»Ja, gerne …«

»Wenn dieser Herr – Leutnant sich wieder an Sie wenden sollte, geben Sie mir sofort Nachricht. Versprechen Sie mir das? Geben Sie Ihre Hand!«

»Ehrenwort!« sagt sie und gibt ihm ihre Hand.

»Also gut. Gehen wir. Suchen Sie irgendeinen Vorwand, daß Sie mir heute abend möglichst spät Ihren Diener Räder rüberschicken.«

»Großartig!« ruft sie begeistert. »Was werden Sie mit ihm machen?«

»Ich werde den Jungen sein eigenes Geschrei hören lassen«, sagt er grimmig. »Er wird Sie nicht wieder quälen.«

»Und wenn er zu Papa läuft?«

»Das müssen wir riskieren. Aber er wird nicht zu Papa laufen, ich werde ihm so angst machen, daß ihm die Lust dazu vergeht. Erpresser sind immer feige.«

»Horchen Sie mal, ob die auf dem Büro noch reden? Gott, ich sehe sicher schrecklich aus. Bitte, geben Sie mir mal schnell Ihr Taschentuch, ich muß meins verloren haben – nein, ich habe gar keins eingesteckt. Sie will ich nie wieder belügen, selbst nicht in Kleinigkeiten. Gott, was sind Sie für ein Kerl, das hätte ich nie gedacht. – Wenn ich nicht schon verliebt wäre, würde ich mich auf der Stelle in Sie verlieben.«

»Die Sache ist aus, gnädiges Fräulein«, sagt Pagel trocken. »Vergessen Sie das bitte nicht. – Sie haben es mir geschworen.«

»Aber natürlich. Und nun denken Sie, daß Sie –«

Pagel hebt die Achseln. »Mein liebes gnädiges Fräulein«, sagt er, »niemand kann einem Menschen helfen, der mit Gewalt in den Dreck will. Mir ist wirklich nicht nach Witzen zumute. – So, und nun wollen wir uns mal unter dem Fenster bemerkbar machen. Die Debatte dort drin scheint wirklich uferlos.«

Wolf unter Wölfen
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