Luft

Mit dem Element Luft assoziieren wir den Geist, den Verstand, den Intellekt, das Denken. Die klare Luft der reinen Vernunft.

Wind kann reinigen und erneuern. Brisen und Böen pusten uns durch. Stürme und Orkane wüten bis zur Zerstörung. Luft kann uns umschmeicheln, sie ist unerlässlich für unser Leben, immer sind wir mit ihr durch unseren Atem verbunden. In der Astrologie verkörpern Zwillinge, Waage und Wassermann das Element Luft. Die Lunge ist das Organ der Luft, der Osten mit dem Aufgang der Sonne wird ihr zugeordnet, der Morgen und der Frühling. Austausch, Kommunikation und Teilhabe an der Kreativität symbolisiert die Luft den IndianerInnen. Luft ist unfassbar, einfach da, nicht zu packen, frei, form- und gestaltlos. Die Vorstellungskraft ist im Luftelement zu Hause. Lachen und Heiterkeit gehören zur Luft, Leichtigkeit und Herzenslust.

Meditationen

Meditation könnte man als »in die Mitte gehen« deuten; die eigene Mitte finden oder auch den Dingen auf den Grund gehen. Im Lateinischen finden wir »meditari« als nachsinnen und überlegen oder nachdenken. Meditation ist außerdem verwandt mit dem lateinischen Wort für Heilen »mederi«. Die Sanskritbedeutung Medha weist auf die Weisheit hin.

In der Meditation können wir ruhig werden, uns annehmen, wie wir sind, frei werden von alten Mustern. Meditationen helfen, wahre Bedürfnisse zu erkennen. Paare mit Kinderwunsch können beispielsweise über diesen meditieren und entdecken, was sich da mitteilen will. Meditation kann überall und jederzeit stattfinden – auch oder erst recht im Alltag. Im japanischen Zen-Buddhismus lernen wir, dass jede Handlung meditativ ausgeführt werden kann. Ähnliches berichten unsere europäischen MystikerInnen aus vielen Jahrhunderten. Das indische Karma-Yoga lehrt, dass alles stets aus der inneren Haltung der Hingabe kommen soll und Handeln wie Nicht-Handeln bedacht sein wollen. Was wir tun, sollten wir aus ganzem Herzen tun. Wir sollten voll bei der Sache bleiben und damit uns selbst treu. In der Bhagavad Gita wird uns uneigennütziges Handeln angeraten. Wir sollen beim Tun nicht auf Erfolge schielen, sondern das tun, was wir für richtig halten, einfach um der Sache willen. Die soll uns am Herzen liegen.

Rituale helfen, Einkehr bei sich selbst zu halten. Regelmäßiges Meditieren am selben Platz zur selben Zeit ist ein Ritual. Die Einkehr beim eigenen Wesen weckt neue Kräfte, die auch wieder nach außen führen können. Oft fühle ich mich nach dem Meditieren gestärkt und voller Energie und Liebe. Ich freue mich, etwas zu unternehmen, mich nützlich zu machen. Meditation muss nicht Weltabgeschiedenheit bedeuten, sondern kann uns öffnen für das Geschehen in unserem Umfeld. Bin ich aufmerksam und achtsam bei und mit mir, werde ich ebenso viel Achtsamkeit und Aufmerksamkeit für meine Umwelt entwickeln. So eröffnen Meditationen nicht nur die Innenwelt, sondern schaffen zugleich einen erweiterten Zugang zur Außenwelt.

Luna-Yoga-Meditationen stärken die Kräfte des Mondes. Wir werden bereit für den Wandel, finden zur Akzeptanz von Zyklen und Rhythmen. Das Loslassen alter Vorstellungen schafft Platz für Neues – so wie der Mond seine Phasen durchläuft, erneuern wir uns, lassen etwas zur Fülle und Vollkommenheit reifen, um es wieder zu entlassen. Wir entwickeln und entfalten uns, erwachen und werden erwachsen.

Atemmeditation

Meditieren ist einfach – und wie so oft, ist das Einfache manchmal das Schwierigste: Suchen Sie sich einen ruhigen und warmen, angenehmen Platz in Ihrer Wohnung, im Haus oder draußen. Finden Sie eine Zeit, in der Sie ungestört bleiben können. Was ist Ihre angenehmste Sitzhaltung? Sitzen Sie gern auf dem Boden oder lieber auf dem Stuhl? Ist Ihnen ein Kissen unter dem Po lieber oder ein Bänkchen? Wählen Sie die passende und stimmige Sitzhaltung. Setzen Sie sich so, dass die Atmung frei fließen und der Rücken möglichst mühelos gerade gehalten werden kann. Fangen Sie mit fünf Minuten Ruhigsitzen an und steigern Sie dies langsam auf eine halbe Stunde.

Während des Sitzens bleiben Sie im Augenblick. Beobachten Sie Ihren Atem, spüren Sie, wie er einströmt, verfolgen Sie den Weg des Atems mit Ihrer Aufmerksamkeit. Spüren Sie die Fülle nach der Einatmung. Folgen Sie dann der Ausatmung bis zur Atemleere. Immer wieder bleiben Sie bei Ihrem Atem oder kehren zu ihm zurück. Nehmen Sie wahr, wie Ihr Atem kommt und geht – wie Wellen im Meer. Ihre Gedanken lassen Sie davonziehen wie Wolken. Das ist alles. Nicht viel und doch … »Offene Weite – nichts von heilig«, nennt der englisch-amerikanische Religionsphilosoph Alan Watts (1915–1973) diesen Zustand, aus dem Klarheit, Heiterkeit und Gelassenheit erwachsen.

Die Abend- und die Morgendämmerung gelten als besonders gute Meditationszeiten. Auch zu Vollmond und beim Neumond soll das Meditieren überwiegend leichtfallen und die Innenschau vertiefen. Obwohl ich manchmal denke, dass ich allein besser bei mir sein kann, meditiere ich in Gruppen meist müheloser. Meditation wird nicht gemacht – man lässt sich auf sie ein, was nichts anderes bedeutet, als sich auf sich selbst einzulassen. Das ist fast immer eine spannende Entdeckungsreise.

Die Affen bändigen

Bei dieser aus Südindien stammenden Meditation werden wir zur Dompteuse oder zum Dompteur unserer Gedanken. In südindischen Schriften über die Meditation taucht häufig das Bild der wilden Affen im Dschungel auf. Sie gelten als Symbol für unsere ständig umherwandernden Gedanken. Wenn wir zur Ruhe kommen wollen, müssen wir die Gedanken beruhigen. Yoga ist das Zur–Ruhe-Kommen des Geistes, lautet die ursprüngliche Erklärung bei Patanjali. Erstaunlicherweise mögen es die Gedanken nicht, wenn man ihnen zuschaut. Man versucht also nicht krampfhaft abzuschalten, sondern beobachtet einfach die Gedanken, wie sie kommen, wie sie gehen, hält sie nicht fest, hängt keinem Gedanken nach, lässt schlichtweg los. Auf einmal spüren wir Pausen, in denen wir tatsächlich frei vom Toben des Denkens sind. Dann haben wir die Affen gebändigt.

Sich ernst nehmen und sich dabei amüsieren

Ein alter ceylonesischer Mönch hat mir diese köstliche Meditation ans Herz gelegt. Man setzt sich ruhig und angenehm hin und spürt einfach dem nach, was los ist. Die Nase juckt, der Finger will gekratzt werden, die Beine schlafen ein – allerdings folgt man den Impulsen nicht. Man nimmt einfach wahr, was da abläuft, registriert mit leichtem Erstaunen die eigenen Ablenkungsmanöver und lässt die Empfindungen zu, ohne einzugreifen. Je mehr wir loslassen und keinem Gefühl verhaftet bleiben, umso tiefer gelangen wir zu uns und verspüren eine friedliche Stimmung in unserem Wesen.

Tratak

Dies ist eine Licht- und Feuermeditation, die auch unseren Augen wohltut. Nehmen Sie eine Kerze, zünden Sie den Docht an und stellen Sie die brennende Kerze so vor sich hin, dass Sie gut und bequem hinschauen können. Die Flamme sollte etwa auf gleicher Höhe wie die Augen sein. Zunächst blinzeln Sie ein paar Mal ganz schnell mit den Augenlidern, werden dann langsamer und schließen kurz die Augen, um sie zu entspannen. Danach öffnen Sie die Augen wieder und blicken mit weichen Augen, ohne zu blinzeln, in die Flamme der Kerze. Das können Sie so lange machen, bis Sie ein Kribbeln oder Tränen in den Augen verspüren. Dann schließen Sie die Augen wieder, und sehr wahrscheinlich erscheint das Abbild der Kerzenflamme vor dem inneren Auge. Dabei bleiben Sie in Ihrem tiefen und zugleich weichen Atemstrom. Halten Sie nicht vor lauter Konzentration den Atem an.

OM

Die Silbe OM, die als Urlaut der Menschheit gilt, eignet sich ihrer besonderen Schwingung wegen besonders gut zur Meditation. Man kann sich den Laut vorsummen oder den Ton nur innerlich anklingen lassen. Kommen die Gedanken, wendet man sich immer wieder hin zum OM. Von dieser Schwingung behaupten alte Yogaweise, dass sie jede Zellfunktion harmonisiere, da sie nicht nur die Schwingung der Erde, sondern des gesamten Kosmos enthalte und den Frequenzen unserer menschlichen Energie entspreche. So soll OM beruhigend und ausgleichend wirken. Der Laut OM erschaffe die Welt neu, sagt die Tradition.



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OM – das Klangbild der Schwingung, mit dem wir uns mit der universellen Kraft verbinden

Luna-Yoga: Der sanfte Weg zu Fruchtbarkeit und Lebenskraft: Der sanfte Weg zu Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Tanz- und Tiefenübungen.
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