Wie wirkt Luna-Yoga?

Die Wirkungen des Luna-Yoga sind vielfältig:

  • Es wirkt, weil es unsere Selbstheilungskräfte anspricht.
  • Es wirkt, weil es den ganzen Menschen erfasst.
  • Es wirkt, weil es Spaß macht.

Die unterschiedlichen Elemente des Luna-Yoga greifen verschieden ein. Die sanften Yoga-Spürübungen, die langsam und im eigenen Atemfluss ausgeführt werden, lassen zunächst das Gefühl für den eigenen Körper wachsen. Wir entdecken dabei nicht nur Bewegungen der Muskeln und Sehnen, sondern erfahren nach und nach die tieferliegenden Schichten unseres Leibes. Ein Gespür für die inneren Organe entsteht. Wärme breitet sich aus, die stärkere Durchblutung hat sie bewirkt.

Gefühle tauchen auf – wie sollen wir sie benennen? Häufig fallen uns im Deutschen für Körperempfindungen negativ belastete Wörter ein: leiden, wehtun, schmerzen und Ähnliches. Aber vielleicht tut uns gar nichts weh, wir nehmen nur erstmals (wieder) etwas in unserem Leib wahr. Wir können spracherfinderisch werden und ausprobieren, welches Wort am besten unsere Wahrnehmung ausdrückt. Oder wir lassen die Empfindung einfach da sein, spüren und fühlen, ohne Kommentar.

Bei den Atemübungen stellen wir fest, wo es drückt. Wir können den Atem tiefer werden lassen, langsamer und feiner gestalten, kurz innehalten. Und immer wieder neu gewahr werden, wie wir atmen und welche Empfindungen damit einhergehen. Dieser achtsame Atem wird die Sauerstoffversorgung nicht nur der Lungen verbessern, sondern den ganzen Körper besser mit Sauerstoff und Nährstoffen ausstatten; bis in die Zellen wird der Stoffwechsel angeregt.

Die kraftvollen Tänze im Luna-Yoga beleben Körper, Geist und Seele. Sauerstoff und Nährstoffe dringen tiefer ins Gewebe ein. Verbrauchtes wird leichter ausgeschieden, Neues optimal verwertet. Der Hormonhaushalt wird angeregt. Mit großer Wahrscheinlichkeit entsteht durch die intensive Konzentration auf die Sexualorgane und die starken Bewegungen im Becken eine Rückkoppelung zur Hypophyse, der Hirnanhangsdrüse, die unseren gesamten Hormonstoffwechsel dirigiert.

Die starken Dehnungen und Drehungen im Rücken machen die Muskeln geschmeidiger und bewegungsfähiger. Verspannte Muskeln, die oft auch die Nervenaustritte aus der Wirbelsäule schmerzhaft blockieren, werden entspannt. Allgemein wird der ganze Körper gut durchblutet, dadurch wärmer, wir verspüren eine Belebung auf allen Ebenen. Möglicherweise tauchen zunächst alte Schmerzen wieder auf, die dann aber – nach einer Weile der Gewöhnung an den neuen, freieren Zustand – verschwinden, sodass sich Wohlgefühl ausbreitet.

Teemischungen – einige davon stammen aus meiner hessischen Heimat – reinigen auf sanfte Weise, regen an, lösen, beruhigen. Bäder und Öle wirken über unsere Sinnesorgane heilsam und harmonisierend. Meditationen bringen uns zu unserer eigenen Mitte. Mit inneren Bildern können wir eine neue äußere Wirklichkeit vorbereiten. Wir strukturieren unser Leben auch durch das, was wir glauben und wie wir über etwas denken. Unsere inneren Vorstellungswelten erschaffen zum Teil unsere äußere Welt. Änderungen beginnen, sobald ich begreife, woran ich festhalte: Halte ich an meinem Jammern fest und daran, dass es mir schlecht geht? Kann ich entdecken, weshalb ich klage und leide? Kann ich mir auch etwas anderes einfallen lassen? Oder brauche ich meinen Schmerz? Die Energie ist dort, wo ich sie anrufe. Und ich kann sie lenken, kann immer wieder neu entscheiden, wie ich etwas betrachte. Natürlich weiß ich, dass vieles vorgegeben oder nicht zu ändern ist, nicht alles unserem Willen untersteht. Doch würde langsam aber sicher eine andere Gesellschaft entstehen, wenn wir uns klarer darüber würden, dass wir zumindest unsere Anschauung über das Leben und das, was es bringt, ändern können und dadurch möglicherweise doch mehr beeinflussen, als wir gemeinhin annehmen.

In Bob Wilsons Theaterspektakel »Der Wald«, in dem er das Gilgamesch-Epos aus Mesopotamien mit der Industrialisierung verquickt, läuft immer wieder – mal langsam, dann wieder schnell – ein Mann über die Bühne und singt, spricht oder ruft: »Vorsicht! Alles, was du willst, bekommst du!« Vielleicht bekommen wir es nicht genau so, wie wir es uns vorgestellt haben, aber in irgendeiner Weise – mag sie uns noch so rätselhaft erscheinen – hat unsere Wirklichkeit mit unseren Bildern zu tun, unseren Wünschen. Ganz deutlich wird es mir meist bei Krankheiten. Die stürzen nicht aus heiterem Himmel auf mich herab, sondern tauchen dann auf, wenn ich Ruhe brauche, wenn es mir reicht, wenn ich versorgt werden möchte. Was wäre, wenn ich um Ruhe und/oder Versorgung bitte, wenn ich sie brauche? Spannend, dies auszuprobieren …

Ein gutes Beispiel für die Wechselwirkungen von innen und außen im Luna-Yoga ist die eingangs erwähnte Frauengruppe zum Thema Zyklusstörungen. »Ein alternativer Therapie-Ansatz bei Zyklusstörungen« nennt Jutta Rühl-Thomas ihre Diplomarbeit in Psychologie. Darin schildert sie, wie Frauen versuchen, Zyklusstörungen als Ausdruck ihrer Lebenssituation zu erkennen und zu verändern. Luna-Yoga-Übungen und Gespräche über das eigene Leben, über Lebensentwürfe und Vorstellungen, über Erwartungen der Gesellschaft halfen den Frauen in der Gruppe, sich selbst neu zu begreifen und ihre eigenen Wünsche und Visionen ernst zu nehmen.

Zyklusstörungen tauchen häufig in Belastungssituationen auf. Eine Ursache für Konflikte liegt in der uns zugedachten Frauenrolle. Solche Konflikte drücken sich in unserem Körper aus. Wir verweigern die herkömmliche Frauenrolle und werden magersüchtig, verlieren die Periode. Wir quälen uns mit der Frauenrolle und bekommen Menstruationskrämpfe und Schmerzen. Den Konflikt zwischen unseren Rollen und unseren Bedürfnissen tragen wir körperlich aus. Am augenfälligsten zeigt sich dies in einer gestörten Beziehung zum eigenen Körper in seinem deutlichsten weiblichen Ausdruck: dem Zyklus.

Stets schwingen die bewussten oder unbewussten Botschaften unserer Mütter oder anderer weiblicher Personen in unserer Umgebung mit. Wie haben wir die Menarche erlebt, die erste Blutung? Wie lebten uns die Frauen in unserem Umkreis ihre Wechseljahre vor? Dabei nehmen wir nicht nur das verbale und offenkundige Sich-Äußern auf und integrieren es. Wir sind vielmehr auch offen und empfänglich für das, was zwischen den Zeilen anklingt, was uns vorgelebt wird.

Welche unter uns hat schon die erste Blutung als Freudenfest erlebt, so wie es in Sri Lanka noch heute gefeiert wird? Dort werden alle Verwandten und Bekannten eingeladen, wenn das Mädchen zur Frau wird. Man kleidet sie rot ein, bereitet ihre Lieblingsspeisen zu und sorgt dafür, dass es ihr rundum wohl ergeht.

Um das Wohlbefinden kümmerte sich auch die Luna-Yoga-Gruppe, die sich mit dem Thema Zyklusstörungen intensiv auseinandersetzte. Über mehrere Monate hinweg trafen sich acht Frauen regelmäßig an einem Abend pro Woche, um Luna-Yoga zu üben und sich über den Zyklus auszutauschen. Dabei wurde viel in Bewegung gesetzt: Die Frauen halfen sich gegenseitig, ihre Situation besser zu verstehen, Bewusstseinsprozesse kamen in Gang, Widerstände konnten gelöst werden. Dies alles nicht durch Symptomkuriererei, sondern durch Einsichten, die über Körper, Geist und Seele gewonnen wurden. Die tendenziell magersüchtigen Frauen, die lange ohne Zyklus waren, haben teilweise wieder angefangen zu bluten. Eine setzte ihre starke Fantasie vom Schwangersein in die Realität um. Frauen mit starken Menstruationsbeschwerden erlebten leichtere Blutungen. Das Zusammenspiel von Außen und Innen, die Mischung aus Gespräch, Körperübungen, Atemtechniken und kreativen Tätigkeiten brachte den Frauen viel Spaß. Ein neues Verständnis für die Abläufe im Körper wurde geweckt, was ihnen wiederum Sicherheit gab, den eigenen Weg zu suchen, selbst wenn er konventionellen Klischees weiblichen Verhaltens zuwiderlief.

Luna-Yoga hat natürlich viel mit dem Mond zu tun. Der wächst, wird rund und voll, nimmt wieder ab, verschwindet ganz. Launisch, wechselhaft, stets im Wandel. Laune kommt von Luna. Den Frauen werden Launen nachgesagt, und wenn wir in unserer patriarchalen Gesellschaft reüssieren wollen, sollen wir unsere Launen wegstecken und gleichmäßig freundlich sein. Luna-Yoga weckt Lust an der Wandelbarkeit der Natur, heißt die Launen des Mondes willkommen. Sie bringen Abwechslung ins Leben, machen Lebendigkeit aus.

Mittlerweile gibt es Meinungen in der Wissenschaft, die die weltweit zu beobachtende höhere Lebenserwartung der Frauen mit dem Zyklus in Verbindung bringen. Weil Frauen ihren Organismus immer wieder durch eine Blutung erneuern, glauben einige ForscherInnen, dass Frauen deswegen länger leben als Männer. Wahrscheinlich haben wir Frauen durch unseren Zyklus einen besseren Stoffwechsel, und unser Körper ist wegen dieser Schwankungen anpassungsbereiter und widerstandsfähiger.

Freunden wir uns mit diesem Wechsel an, werden wir nicht schwächer, sondern stärker. Wir brauchen dann nicht mehr zu korrigieren oder müssen uns gegen etwas wehren, sondern wir können mitschwingen und mit den Launen des Mondes heil werden.

Das gilt für Männer wie für Frauen, leben wir doch alle zyklisch und rhythmisch: unsere Organe, unser Stoffwechsel, der Hormonhaushalt und vieles mehr reagiert auf Jahreszeiten wie auf Tag und Nacht, auf Klima wie auf Zeitzonen.

Abwechslung will der Körper genau wie Geist und Seele nicht nur im täglichen Speiseplan, sondern auch in Haltung und Bewegung. All unsere Sinne wollen sich ausleben und brauchen Nahrung materieller wie ideeller Natur. So tut es gut, verschiedene Bewegungen auszuprobieren. Ebenso wie wir täglich essen und nächtlich schlafen und darin unseren eigenen Rhythmus finden, lebt in unserem Leib auch eine Lust auf Bewegung. Die vernachlässigen wir leider oft.

Wir denken ans Essen, weil sich der Hunger meldet, und ans Schlafen, weil wir müde werden. Auf den Bewegungstrieb zu achten, haben wir – im Gegensatz zu den Kindern – verlernt. Er wurde uns eher im Laufe unserer Erziehung ausgetrieben. Stillsitzen in der Schule, Ruhe bewahren im Alltag, nur ja nicht auffallen. Erobern wir uns die Freude an der Bewegung zurück! Es täte uns gut, wenn wir in unseren Tagesablauf eine regelmäßige Zeit für Bewegung einbauen könnten und zugleich auch eine bewusste Zeit der Stille – auf dass sich all unsere Sinne entfalten.

Luna-Yoga: Der sanfte Weg zu Fruchtbarkeit und Lebenskraft: Der sanfte Weg zu Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Tanz- und Tiefenübungen.
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