I. Akt

 

Ein Klassenzimmer. Die Bühne ist das Lehrerpodium, der Zuschauerraum dient als eigentliches Klassenzimmer, wo die vom Publikum gespielten Schüler sitzen. Das Bühnenbild ist schlicht gehalten. In der Mitte ein Tisch. Dahinter ein Stuhl und dahinter die Tafel. Irgendwo steht ein zweiter Stuhl. Es gibt einen Eingang, eine Tür, ob links oder rechts, spielt keine Rolle. Auf dem Tisch liegen ein Stapel Aufgabenhefte, eine Kreideschachtel, ein Tafelschwamm, ein Notenbüchlein, ein Aschenbecher und eine Schachtel Sobranie »Jasmine« oder eine vergleichbar feminine Marke. Eine gute Idee wäre, einige Stunden vor Beginn der Aufführung im Auditorium gekochten Kohl und gebratene Leber mit Zwiebeln aufzuwärmen, um die Nasenlöcher sofort mit dem authentischen Schulgeruch vertraut zu machen. Davon abgesehen sind alle Requisiten oder sonstige Mittel erlaubt, die die Atmosphäre einer leicht verfallenen, traditionellen englischen Prep School herstellen.

 

DOMINIC CLARKE sitzt am Tisch, bevor und während das Publikum hereinkommt. In fliegender Eile korrigiert er Aufgabenhefte, ungeduldig und mit Kugelschreibern in drei verschiedenen Farben. Er ist ein junger Mann, dünn und schwächlich. Er trägt eine graue Hose, einen rostbraunen Pullover mit V-Ausschnitt und ein grünes Kordjackett, das über der Lehne seines Stuhls hängt. Während des Unterrichts ist seine Stimme klar und scharf, im normalen Gespräch jedoch jünger. Seine Arme verfügen erst unterhalb der Ellenbogen über eine gewisse Gelenkigkeit, die Oberarme preßt er meistens auf verrenkte, knochige Weise an den Oberkörper. Wenn es Zeit zum Anfangen ist, was DOMINIC mit seiner Armbanduhr bestimmt, steht er auf und beginnt zu sprechen. Das Saallicht bleibt an. Nachzügler können aus dem Stegreif abgekanzelt werden oder wie unten mit POTTER und STANDFAST angedeutet. Die Zuschauer sind seine Schüler, und der Schauspieler muß Pausen und einzelne Sätze völlig auf das jeweilige Publikum abstimmen. Im Idealfall werden keine zwei Abende jemals gleich verlaufen. Der Schauspieler kann nach Belieben Zeilen weglassen oder aus der zweiten Szene vor der 6B übernehmen, vorausgesetzt natürlich, daß er mit dem richtigen Stichwort für BROOKSHAWS Auftritt schließt.

 

DOMINIC Gut, nun setzt euch endlich. Hughes! Sieh zur Tafel, Junge. Ruhe dahinten! Harvey-Williams, was habe ich gerade gesagt? »Ruhe, Sir!« Na, dann halt auch die Klappe! Flasche. So … Potter und Standfast, wo kommt ihr denn noch her? Also, wir alle haben das Läuten sehr gut gehört, was ist denn mit euch los? … (leise) Na ja, vielleicht hört ihr ja besser, wenn ich euch anschreie! Hinsetzen. Yahoos. Elwyn-Jones, setz dich grade hin, du bist ein Schmutzfink. Und wenn ich dich diese Stunde wieder dabei erwische, wie du aus dem Fenster guckst, kriegst du ein Minus. Dann ist ja alles klar – Cartwright, gibt es in deinem Pult etwas, wofür du dich mehr interessierst als für mich, hm? »Nichts Besonderes, Sir?« Also, ich werd’ dich gleich besondern, wenn du nicht aufpaßt. Hör auf zu kichern, Standfast, das ist kein schöner Anblick. So, dann wollen wir mal … Figgis, ich will bloß hoffen, daß das kein Sherbert-Füller ist, den du da vergeblich in deinen Wurstfingern verstecken willst. Entziehe ihn sofort meinem stählernen Blick, Kerl, oder ich konfisziere ihn und schick’ ihn zu Oxfam. Ich werde nicht dafür bezahlt, Sherbert-Füller zu unterrichten – obwohl sie wahrscheinlich längst nicht so begriffsstutzig sind wie du, oder, Hughes? Catchpole? Potter? Ja, ich habe gerade eure Hausaufgaben korrigiert, und ich bin nicht gerade … das gibt zwei Minuspunkte, Smethwick. Du weißt ganz genau, warum, und wasch dir vor der Pause gefälligst die Pfoten, du abstoßendes Element, Smethwick. Und jetzt Ruhe im Karton. Ich habe gerade einen entsetzlichen Vormittag damit verbracht, die gemeinschaftliche Beleidigung Roms durchzusehen, die ihr Hausaufgaben nennt. Und ich fürchte, sie ist gar nicht gut ausgefallen. Ja, Barton-Mills, ich rede von deinen Hausaufgaben, und von deinen, Figgis. Chaotisch, ka-ram-ba-otisch. Wann, glaubt ihr wohl, ist das Common Entrance, hm? In einem Jahr? Ist es nämlich nicht, Madison, es ist in zwei Wochen. In zwei Wochen, Standfast, Whitwell und Co., zwei Wochen, und ihr könnt euch nicht mal die einfache Tatsache merken, daß pareo mit dem Dativ steht. Zwei Wochen, Spragg, und du glaubst immer noch, gradus wäre o-Deklination. So gern es mir leid täte, aber das ist einfach zu schlecht. Die 4A kann das besser, und die haben noch zwei Jahre Zeit. Höhnisches Grinsen macht das auch nicht besser, Elwyn-Jones, du ungehobelter Prolet, für dich sind sie vielleicht Knirpse, aber diese Knirpse haben wenigstens den Grips und das Rückgrat, um mit den elementarsten Grundlagen klarzukommen – und setz dich endlich grade hin! Wenn ich’s dir noch mal sagen muß, wirst du dafür büßen müssen. Jungs, die sich auf falsche Weise an mir reiben, Elwyn-Jones, nehmen ein schlimmes Ende. Das süffisante Grinsen kannst du dir von der Backe putzen, Cartwright. Also, dann wollen wir uns das mal anschauen, was? Ich kann sie euch auch erst zurückgeben.

 

DOMINIC steigt ins Auditorium und teilt Aufgabenhefte aus, sucht nach Gesichtern, die zu den Namen passen, teilt die einen Hefte aus, wirft die anderen in typischer Lehrermanier in die letzte Reihe. Einigen Zuschauern kann er ermahnende Klapse mit den Heften versetzen, falls er sich traut.

 

DOMINIC Barton-Mills? Cartwright? Du bist ein fauler Sack, Cartwright. Catchpole? Du Schussel. Elwyn-Jones? Also, ich hab’ dir gesagt, du sollst einen Füllfederhalter nehmen, oder nicht, Elwyn-J., hm? »Jawohl, Sir.« Also, ich fürchte, fluoreszierende Filzstifte akzeptiere ich einfach nicht. Du schreibst mir das noch mal in Schönschrift ab, das kannst du heute nachmittag beim Nachsitzen erledigen. Widersprich mir nicht, Bursche, es ist mir egal, selbst wenn du heute nachmittag ein Testmatch auf Lord’s Cricket Ground hast, elegantes Latein zu schreiben, ist auf dieser Welt wichtiger als Cricket. Ich glaube nicht, daß Mr Greys Ansicht dazu mich sonderlich interessiert, danke, Elwyn-Jones, meine kennst du jetzt. Wenn sich beim CE die ersten Prüflinge mit Essays über Cricket vorstellen, dann kannst du widersprechen, allerdings nicht mir, denn ich werde gekündigt haben, wenn jener Tag naht. Bis dahin tust du, was man dir sagt. Und guck nicht so wütend aus der Wäsche, sonst kannst du auch Samstag nachmittag nachsitzen. (betrachtet das nächste Heft) Rowdy. So. Figgis? Figgis? Was hast du denn auf dem Boden zu suchen, Figgis, hör auf, zwischen Standfasts Beinen rumzufummeln, da gibt es nichts zu holen. Woher ich das weiß, geht dich einen feuchten Schmutz an, Cartwright, du siehst nach vorn. Du hättest sie wohl kaum verloren, wenn du nicht damit rumgespielt hättest, oder? (seufzt) Kann irgend jemand Figgis für den Rest der Stunde eine Kontaktlinse leihen? Dann, fürchte ich, wirst du mit einem Auge von der Tafel abschreiben müssen, Figgis. Die andere hast du gestern verloren? Und wie? Du hättest sie doch aus deinem Nachtisch wieder rauspulen können, oder nicht? Ach so. Das war ziemlich dämlich und gierig, was, Potter? Ja, tut mir leid, Figgis, dann wirst du wohl ein paar Tage mit Potter aufs – ins Bad gehen und hoffen müssen, daß sie beim Waschen wieder auftaucht. Und der Rest ist jetzt mal ruhig, seid nicht so pueril. Hier hast du’s, Figgis, fang. (wirft Heft) ’tschuldigung! Stell dich nicht so an, ist doch bloß ’ne Schramme. Harvey-Williams? Hoskins? Hoskins? Weiß jemand, wo Hoskins ist? Verstehe. Achje. Weiß jemand, wie er gestorben ist? Verstehe. Ich hatte ja keine Ahnung. Nein, du kannst sein Pult nicht haben, Barton-Mills, du bleibst, wo du bist. Der arme Hoskins. Wahrscheinlich behalt’ ich sein Heft dann besser. (schiebt das Heft unter den Stapel) Wo waren wir stehengeblieben? Hughes. Ja, wo bist du, Hughes? Wie heißt die dritte Person Singular Imperfekt Konjunktiv aktiv von moneo? Moneret. Genau. Siehst du, du weißt es, aber sobald du’s aufschreiben sollst, ist alles zappenduster. Sonst nicht schlecht. Kinnock? Ja, ganz ordentlich, Kinnock. Madison? Völliger Schwachsinn, Madison. Potter? Fang auf, Junge! Smethwick? Bäh! (teilt das Heft mit den Fingerspitzen aus) Standfast! Trottel. Lutschst du schon wieder am Daumen, Harvey-Williams? Dafür gibt’s Nachsitzen. Ich hab’ dich gewarnt, oder nicht? Wenn du einen Nippelersatz brauchst, geh zur Wirtschafterin, die kann dir einen Schnuller geben. Und du kannst dein Nachsitzen nach dem Sport erledigen, ja, ich dachte mir, daß dir das die Sprache verschlagen würde. Ich weiß, daß Elwyn-Jones seine während der Sportstunde macht, aber der ist eh schon widerlich weit entwickelt, während du ein zurückgebliebener Schwächling bist, der jede Minute Bewegung brauchen kann. Wie bitte? Ich glaube nicht, daß die Aussicht auf einen Brief deiner Mutter an den Direktor mir sonderlich Angst einjagt, Harvey-Williams, putz dir die Nase und sei still. (beiseite) Waschlappen. Whitwell? Je nun, du bist ein Tolpatsch, nicht wahr, Whitwell? Was bist du, Bursche? »Ein Tolpatsch, Sir.« Ganz recht. (er kommt zum letzten Heft des Stapels) Und Hoskins? Ach ja, der arme Hoskins. Jetzt seid mal alle ruhig, wir gehen die durch, wir haben schon genug Zeit verplempert.

 

DOMINIC setzt sich an den Tisch. Ihm fällt auf, daß die Blumen in der Vase auf seinem Tisch verwelkt sind. Er wirft sie Stück für Stück in den Papierkorb.

 

DOMINIC Sic transit, Jungs, gloria, wie ihr noch früh genug am eigenen Leibe erfahren werdet, mundi. So, jetzt aber weiter, aus diesen Sätzen muß sich schließlich was Sinnvolles machen lassen. Nummer eins: »Der Herr zog aus, um die Sklaven zu fangen.« Gut, dann lest vor, was ihr geschrieben habt… (läßt seinen Blick über die Klasse schweifen) … nehmt die Hände runter … Madison!

 

Während MADISON scheinbar seine Lösung aufsagt, schreibt DOMINIC sie an die Tafel.

 

DOMINIC »Dominus … progressit … ut capere servos est.« (legt die Kreide hin) Schon, schon, nur ist das kompletter Blödsinn, gell, Madison? Ich weiß nicht, was es deiner Meinung nach bedeutet, aber ich fürchte, es birgt wenig Ähnlichkeit mit der römischen Muttersprache, die dir eine Rabenmutter zu sein scheint. So witzig ist das auch nicht, Potter. Du bist ein fauler und lästiger Lümmel, Madison. Laß dir von Cartwright erklären, wo dein Fehler lag, ja, Cartwright? Cartwright? (Singsang) Hu-huh! Schlummerdecke gefällig? Gut. Dann verrat uns doch bitte schön die Antwort, ja, wir sind schon ganz aufgeregt. Also was für eine Satzkonstruktion haben wir hier vorliegen? Genau, einen Finalsatz. Ut plus Konjunktiv, Madison, nicht ut plus Infinitiv. Nimm die Hand runter, Smethwick, ich will’s gar nicht wissen. Nein, du wartest, bis die Stunde vorbei ist. Solange wirst du’s schon aushalten. Dann mußt du dich eben besser im Griff haben. Ich meine das im übertragenen Sinn, Smethwick, du widerlicher Kriecher. Also schreibt das alle fein säuberlich ab. Folgendes hättet ihr schreiben sollen. (schreibt es beim Sprechen an) »Dominus profectus est, ut servos caperet.« »Dominus«, Standfast, merk’s dir, nicht »magister«. »Magister« bedeutet Lehrer, und Lehrer halten keine Sklaven. Das ist keine Ansichtssache, Potter, das ist Tatsache. Nein, Figgis, ich kann nicht größer schreiben, und laß endlich das Flennen, es hat längst aufgehört zu bluten. Wir kommen sehr gut klar, ohne daß deine pluvia lacrimarum das Klassenzimmer überfluten. Zerleg bitte pluvia lacrimarum, Elwyn-Jones. Macht nichts, schlaf weiter. Ochse. Okay. Nummer zwei. »Da Cäsars Armeen …«

 

Es klopft an der Tür.

 

Herein!!

 

Das Saallicht geht aus, als BROOKSHAW auftritt. Ein weit älterer Mann als DOMINIC, und viel schulmäßiger. Er trägt Harristweed, eine Hose aus Kavallerietwill voller Kreidestaub und eine unmögliche Brille. Er raucht eine uralte, schmatzende Pfeife. DOMINIC korrigiert wieder wie vor der Stunde. Die Schüler sind nicht da.

 

DOMINIC Ach, Sie sind’s.

BROOKSHAW Ja. Hoffentlich störe ich Sie nicht, Clarke.

DOMINIC Nein nein, nur herein mit Ihnen. Ich seh’ grad die Hefte für die dritte Stunde durch. Setzen Sie sich, bin sofort fertig. (streicht etwas durch) Die meisten hab’ ich schon durchgesehen.

BROOKSHAW Und sahst auch auf den Schneefall du, / Bevor die Scholle ihn besudelt?

DOMINIC (abwesend) Hm?

BROOKSHAW Ich hab’ grade mit Jane gesprochen, Dominic.

DOMINIC Tatsächlich?

BROOKSHAW Ja. Sie sagt, daß Sie beide (putzt sich die Nase) verlobt sind.

DOMINIC Ja.

BROOKSHAW Und heiraten wollen.

DOMINIC Ja.

BROOKSHAW Dann stimmt das also?

DOMINIC Ja.

BROOKSHAW Verstehe.

DOMINIC Aber sie hätte es Ihnen nicht sagen sollen. (sieht auf) Es sollte ein Geheimnis bleiben, bis meine Position hier etwas – gefestigter ist. Und das hängt ziemlich stark von den CE-Ergebnissen ab, es wäre mir daher lieb, wenn Sie es vorerst für sich behalten würden. (korrigiert weiter) Ach, Potter, du bist doch ein Idiot. T! (streicht heftig etwas durch)

 

Pause, während BROOKSHAW sich die Pfeife anzündet.

 

BROOKSHAW Sagen Sie, Dominic, glauben Sie wirklich, ich wüßte nicht, was Sie im Schilde führen?

DOMINIC Bitte?

BROOKSHAW Ich weiß ganz genau, warum Sie diese arme, hirnlose Seuche heiraten wollen.

DOMINIC Mr Brookshaw, nun machen Sie mal ’n Punkt, Sie reden von der armen, hirnlosen Seuche, die ich liebe.

BROOKSHAW Sie spinnen doch. Ich meine die arme, hirnlose Seuche, die rein zufällig die Tochter des Direktors ist.

DOMINIC Und?

BROOKSHAW Ach, nun gestehen Sie mir doch ein winziges bißchen Grips zu. Sie heiraten das Mädchen aus – bewundernswertem! – Ehrgeiz heraus. Wenn der alte Herr stirbt, erben Sie die Schule. Ganz einfach, ich würde an Ihrer Stelle dasselbe tun, wenn ich glauben dürfte, auch nur die geringste Chance zu haben, daß das Mädchen mich erhört. Aber statt dessen werde ich das Zweitbeste tun und die Hochzeit verhindern.

DOMINIC Tatsächlich? Wie?

BROOKSHAW Gott hat es in seiner unendlichen Güte und Weisheit für gut erachtet, mir gewisse nützliche Informationen auf den Weg zu streuen. Informationen, die Sie betreffen, Dominic.

DOMINIC Was für Informationen? Wovon reden Sie eigentlich?

BROOKSHAW Verraten Sie mir eins, Clarke. (Pause) In welchem Haus wohnt Cartwright?

DOMINIC Cartwright? Cartwright? Was soll denn der mit der ganzen Sache zu tun haben? Äh, er ist ein Otter, oder?

BROOKSHAW Dominic, Sie wissen genausogut wie ich, daß er ein Eisvogel ist.

DOMINIC Ach ja? Ich verstehe immer noch nicht …

BROOKSHAW Damit sind Sie sein Hausvorsteher, oder etwa nicht?

DOMINIC Ja-a.

BROOKSHAW Ich habe gestern abend die Punkte für die zwei wöchentlichen Disziplinarmaßnahmen addiert, Dominic.

DOMINIC Sie? Punkte gezählt? Aber das macht doch der alte Herr –

BROOKSHAW Dafür ist die Krankheit des Direktors viel zu weit fortgeschritten, fürchte ich. Es fällt ihm inzwischen schwer, Zahlen im Kopf zu behalten. Als rangältester Kollege wurde naturgemäß ich gebeten, es zu übernehmen.

DOMINIC Sie Glückspilz, Sie …

BROOKSHAW Dieses Privileg habe ich mir mit dreißig Jahren Geduld auch sauer verdient, Dominic. Sie sind noch neu hier, das sollten Sie nie vergessen. Und genauso werde ich auch als Direktor an die Reihe kommen, wenn der alte Herr endgültig abtritt. Und deswegen darf ich nicht zulassen, daß Sie Jane heiraten. Falls Sie jedoch noch zwanzig Jahre warten, lasse ich Sie vielleicht mal die Punkte addieren. Falls Sie brav gewesen sind. Man weiß ja nie.

 

BROOKSHAW wendet sich an das Publikum.

 

Denjenigen Damen und Herren unter Ihnen, die mit Chartham Park School nicht vertraut sind, sollte ich vielleicht kurz das Wesen des Punktesystems erläutern. Worum handelt es sich? Wie funktioniert es? Hat es die beabsichtigte Wirkung? Seine Wurzeln liegen im Seelengrund der Ethik von Chartham, einer ethischen Methode, die sich kein politpädagogischer Theoretiker von der London School of Economics aus den Fingern gesogen hat, die auch nicht gedankenlos einem scholastischen Traktat entnommen wurde, sondern eine ethische Methode, die dem jahrelangen Einblick in den normalen englischen Schuljungen erwuchs. Der durchschnittliche englische Schuljunge ist letzten Endes offen, großzügig und geschmeidig. Bekommt man dieses Material rechtzeitig in den Griff, so kann man Männer erschaffen, die ihren Freunden, ihrem Vaterland und ihrem Gott so treu ergeben sind, wie Engländer das immer gewesen sind, voller Integrität, Takt, Respekt und Wahrhaftigkeit. Wie also verwirklichen wir in Chartham das Potential all diesen formlosen, doch formbaren Materials, das uns überlassen wird? Nun, es wird Sie kaum überraschen, daß die Chartham-Methode den uralten Prinzipien von Belohnung und Bestrafung folgt. Die Eigenschaften, die beim Charthamer Knaben erwartet werden, der dann zum Grundstock der besten Schulen des Königreichs wird, sind Eigenschaften, die mit Hilfe von drei extrinsischen Anreizen und drei extrinsischen – ähm – Entreizen erzielt werden, und diese bilden das Rückgrat des Systems Chartham.

 

BROOKSHAW geht an die Tafel und schreibt nach und nach den Inhalt von Abb. 1 an.

 

Da hätten wir als erstes das Gut.

 

Er unterteilt die Tafel säuberlich in zwei Hälften. Oben auf die linke Seite malt er ein Häkchen, oben auf die rechte ein Kreuz. Unter das Häkchen schreibt er »Gut«.

 

Dann haben wir das Schlecht. (schreibt »Schlecht« unter das Kreuz) Das Gut ist 5 Punkte wert und das Schlecht – 5. (schreibt jeweils »= 5« und »= –5«) Das Gut erhält man für eine selbstlose Tat, eine gute Arbeit oder gekonntes Abschneiden auf dem Spielfeld. Das Schlecht bekommt man für unsoziales Verhalten, armselige Arbeit oder dämliches Verhalten beim Sport. Drei Schlechts an einem Tag disqualifizieren den betreffenden Jungen eine Woche lang davon, Süßigkeiten zu erhalten.

 

In die rechte Spalte schreibt BROOKSHAW »3 Schlechts = Leckereien eine Woche verweigert«.

 

Die nächsthöhere Währungseinheit ist das Plus. Das ist 10 Punkte wert (schreibt in die linke Spalte: »+ Plus = 10«) oder, im Fall des Minus, –10 Punkte (schreibt in die rechte Spalte«- Minus = –10«). Das Plus wird für ausgezeichnetes Verhalten, ausgezeichnete Arbeit oder ausgezeichnetes Mitspielen verliehen. Drei Plusse an einem Tag berechtigen ihren Empfänger am Leckereientag, für zusätzlich 10 Pence Leckereien zu erstehen. Ich muß hinzufügen, daß für Otter Montag der Leckereientag ist, für Sumpfbiber Mittwoch, für Eisvögel Donnerstag und für Aalfänger Freitag. (schreibt »3 + = Gratisleckereien«) Drei Minusse dagegen bedeuten automatisch entweder drei Stunden Häftling in Verwahrung, wie das bei uns heißt, oder Leckereienentzug für den Rest des Halbjahrs. Die Wahl ist dem jeweiligen Jungen anheimgestellt. Häftling in Verwahrung oder Leckereienentzug. (schreibt: »3 – = HIV oder gar keine Leckereien«) Schließlich kommen wir zu den Spitzenauszeichnungen, den Sternen. Der Stern wird einem Jungen nur dann verliehen, wenn seine Arbeit weit brillanter und tapferer ist und von weit mehr Eigeninitiative zeugt, als in seinem Alter erwartet werden darf, oder für ganz außerordentliche sportliche Leistungen. Das ist 25 Einzelpunkte wert und einen Bonbongutschein im Wert von 5 Pfund. (schreibt: »* Stern = 25 + £ 5.00 Leckereiengutschein«) Das Gegenstück für den Bösewicht, das schwarze Loch, kommt selten zur Anwendung. Es bedeutet –25 Einzelpunkte und wird einem nur zuteil, wenn man gröblich gegen die Schulordnung verstoßen hat, etwa durch bewaffneten Raubüberfall, Völkermord oder Onanie. Außerdem hat es den sofortigen Rohrstock zur Folge.

 

Der betreffende Junge bekommt für den Rest des Trimesters nur noch trockenes Brot vom Direktor, und außerdem wird ihm jeden Morgen vor versammelter Mannschaft der Marsch geblasen. (schreibt: »• schwarzes Loch = –25. Junge lebt vom Trockenkot des Direktors, bekommt den Prügel und täglich einen geblasen«) Das sind die Punkte, und so funktionieren sie. Das Mitglied des Lehrkörpers, das sie verliehen hat, trägt sie in das Hausbuch ein, und alle vierzehn Tage rechnet der Direktor oder rechne ich die Einzel- und die Hausergebnisse zusammen. Sollte ein Junge mal keinen einzigen Punkt bekommen haben, so wird er ebenfalls auf Leckereienentzug gesetzt. Schließlich ist es in Chartham alles andere als unser Ziel, langweilige Mitläufer hervorzubringen. (schreibt unter beide Spalten: »Ohne Punkte keine Leckereien«) Das Haus, das am Ende des Halbjahrs am meisten Punkte gesammelt hat, wird zum Schmatzhaus ernannt, seine Bewohner machen eine Spritztour nach draußen und dürfen sich im Kino oder am Strand vergnügen. Das Verliererhaus muß das Schwimmbad der Schule saubermachen, wobei es reichlich Gelegenheit zum Nachdenken darüber findet, warum es bei seinen Pflichten der Gemeinschaft gegenüber so jämmerlich versagt hat. Des weiteren wird es vom Film am Halbjahrsende ausgeschlossen, in der Regel die enorm aufregenden Kanonen von Navarone. Das System ist gerecht, psychologisch durchdacht und einfach in der Handhabung. Wenn jemand von Ihnen es an seiner Schule einführen möchte, oder am College, in Büro, Fabrik oder zu Hause, so würde ich mich glücklich schätzen, Sie nach Ende der Vorstellung zu diesem Punkt beraten zu dürfen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

BROOKSHAW wischt die Tafel ab.

 

Womit ich wieder beim Thema bin, Dominic. Ich habe gestern abend Punkte gezählt und stolperte über eine merkwürdige und zweideutige Entdeckung.

DOMINIC Die wäre?

BROOKSHAW Es ging um Cartwrights Ergebnis der letzten beiden Wochen.

DOMINIC Soso.

BROOKSHAW Infolge der Gesamtsumme dieses Jungen gewinnen die Eisvögel in diesem Halbjahr auf jeden Fall die Spritztour.

DOMINIC Er hat sich also ordentlich ins Zeug gelegt, ja, dieser Cartwright?

BROOKSHAW In zwei Wochen, Clarke, hat er es geschafft, 800 Guts, 70 Plusse und 24 Sterne anzuhäufen! Das zersprengt den Schulrekord in tausend Stücke.

DOMINIC Aha.

BROOKSHAW Mit Ausnahme von 2 Guts wurden all diese Auszeichnungen von Ihnen eingetragen, Dominic. Das sind 5290 Punkte, Mann! Mehr als die Sumpfbiber und die Aalfänger zusammen geschafft haben. Also? Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?

DOMINIC Hören Sie, Brookshaw, Sie unterstellen mir doch hoffentlich nicht, ich hätte die Hausbücher manipuliert, damit die Eisvögel den Schmatzhauspokal gewinnen, denn eins kann ich Ihnen versichern …

BROOKSHAW (lachend) Meine Güte, Clarke, das will ich in keiner Weise sagen!

DOMINIC Aha. Na, dann ist ja gut.

BROOKSHAW Nein, ich habe weit gravierendere Vorwürfe.

DOMINIC Ach ja?

BROOKSHAW Ja. Sehen Sie, zunächst dachte ich, Cartwright selbst hätte die Unterschrift neben seinem Namen im Hausbuch gefälscht. Also habe ich dem Burschen höchstpersönlich einen Besuch abgestattet. Dieser Cartwright ist ein netter Kerl; offene, ehrliche Gesichtszüge und makellose Zähne, ich glaubte ihm. Ich bin lange genug Lehrer, um zu wissen, wann ein Schüler Vertrauen verdient und wann nicht, und binnen kurzem hatte ich mich davon überzeugt, daß er von diesem kolossalen Ergebnis überhaupt nichts wußte. Also drang ich tiefer in ihn. Kurz, ich fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, womit er sich all diese Sterne und Plussen verdient habe. An dem Punkt, Dominic, säuselte der Junge. So wahr ich hier stehe, der Junge säuselte!

DOMINIC Wissen Sie, ich …

BROOKSHAW Und was ich erfahren mußte, war die bizarrste und entsetzlichste Geschichte, die ich in 30 Berufsjahren als Lehrer je gehört habe. Und ich dachte, 30 Jahre hätten mich immunisiert gegen …

DOMINIC Ja, was hat er denn erzählt?

BROOKSHAW Mr Clarke, ich will ganz offen zu Ihnen sein. Mit Tränen in seinen neugierigen blauen Kulleraugen gestand er alles.

DOMINIC Aha.

BROOKSHAW Ganz recht, »aha«.

DOMINIC Alles?

BROOKSHAW Alles.

DOMINIC O Gott. Äh, was genau war alles?

BROOKSHAW Daß Sie ihm seit einem Jahr abends in Ihrem Zimmer Lateinnachhilfe erteilen, und daß Sie dem Jungen während dieser Nachhilfestunden wüstere und vielfältigere sexuelle Mißhandlungen zugefügt haben, als einem normalen Menschen je in den Sinn kommen könnten. Zunächst voller Stolz, später jedoch voller Scham, nachdem ich ihm nämlich ernsthaft auseinandergesetzt hatte, welche Kreise diese Ereignisse ziehen könnten, setzte Cartwright mich darüber in Kenntnis, daß im Laufe dieser wüsten Verrichtungen jedes einzelne Körperteil des Jungen wie auch Ihrer selbst einbezogen worden ist. Verrichtungen, Clarke, die unter anderem, was ich einfach immer noch nicht nachvollziehen kann, die Vergewaltigung und Verletzung der … der … Kniekehlen beinhalteten. Also, haben Sie dazu etwas vorzubringen?

DOMINIC (ruhig) Nein. Es stimmt. Das ist richtig. Wir haben auch die Kniekehlen eingesetzt. Wiederholt sogar.

BROOKSHAW Ist das alles?

DOMINIC Mit einigem Erfolg, wie ich voller Freude sagen darf. Wir mußten dafür allerdings …

BROOKSHAW Jetzt passen Sie mal auf, Clarke …

DOMINIC Nein. Sie passen jetzt mal auf –

BROOKSHAW Ich hab’s aber zuerst gesagt.

DOMINIC Mir doch egal. Lassen Sie mich jetzt mal ausreden. Wie Sie wissen, Brookshaw, bin ich ein junger Mann, der im Leben wenig zu gewinnen oder zu verlieren hat. In der Schule war ich immer der Prügelknabe, das wußten Sie wahrscheinlich nicht. Sehen Sie, ich habe dort versucht, mich gegen die Banausen durchzusetzen. Mein Plan war, für das Ästhetische gegen das Athletische einzustehen. Aber das Athletische hat von jeher den Vorteil körperlicher Kraft gehabt, folglich ließ man mich leiden, ziemlich schlimm sogar. Physisch bin ich nicht nur ein Feigling, sondern auch schwach und ungeschickt, und es machte den Barbaren einen Heidenspaß, mir Rollschuhe an die Füße zu binden und sich dann zu verdünnisieren, um die Katastrophe von ferne zu genießen. Bei einer solchen entsetzlichen Gelegenheit gelang es ihnen, mir unter Mithilfe eines Feuerlöschers eine saubere Beckengürtelfraktur zuzufügen. Diesen Bruch vergab ich ihnen, aber ich habe ihnen nie vergeben, meinen Geist gebrochen zu haben. Ich schwor, mich an der ganzen Meute zu rächen. Rache per Indoktrination und Propaganda, die sich gegen die Quelle des ganzen Übels richten sollte. Ich aber beschloß, Lehrer zu werden.

 

Ich dachte – Gott allein weiß, wie ich darauf kam –, in Cambridge würde mir das Leben etwas leichter fallen, es würde dort einen Kreis geben, der meine Vorlieben und Interessen teilt, der Swinburne und Elizabeth Barrett-Browning genauso versteht und liebt wie ich. Ich war jedoch am Boden zerstört, als ich erfahren mußte, daß der Wind mir aus Paris, von Postmoderne und amerikanischem Roman her ins Gesicht wehte, und daß alles, was mir lieb und teuer war, in demselben kalten, grellen, harten Licht betrachtet wurde, vor dem ich schon immer Angst hatte. Mir wurde ex cathedra mitgeteilt, daß Swinburne, mein geliebter Algernon, kitschig und wenig konkret war. Selbst in Cambridge war ich also ein Sensibelchen in einer Welt literarischer Rugbyspieler. Im Land von Rupert Brooke, benetzt von seinem Flusse, behütet von seinem Cambridger Himmel und beschattet von seinen Kastanien und unsterblichen Ulmen, und dennoch umgeben von Leuten, die alles verhöhnten, was ihm so viel bedeutet hatte, und die Grantchester aussprachen, als reime es sich auf Manchester. Ich kämpfte mich durch Cambridge hindurch und verließ es als gerupftes und welkes Veilchen. Für mich liegt Lust zwischen den Schenkeln eines Knaben, unter fünfzehn, blond und willig, oder auf den Seiten eines romantischen Lyrikers, der in seinen Versen vergang’ner Lieb’ und Schönheit nachseufzt. Cambridge bot mir keins von beidem: Heute verstehe ich, warum, aber inzwischen ist es zu spät für mich. Und so kam ich hierher, teils, um die Samen dieser Lüste den Geistern und Schenkeln der Buben in meiner Obhut weiterzugeben, teils, um einer Welt zu entkommen, die ich nicht länger verstand. Statt dessen muß ich Common-Entrance-Latein lehren und Cricket schiedsrichten. Das war bitter, wirklich bitter. Doch fand auch ich meine halkyonischen Tage – ich entdeckte Cartwright, den Eisvogel. Er ist entzückend, Brookshaw, einfach entzückend. Eine strahlende Sonne, deren bloßes Lächeln Früchte reifen läßt und Blüten öffnet. Mir fehlen die Worte, um die fabelhafte Schwerstarbeit, Initiative, Hingabe, das Flair und die auffällige Galanterie zu beschreiben, die er an den Tag legte, um sich diese Hauspunkte zu verdienen. Am Sonntagabend bin ich in Morgenmantel und Hausschuhen ins Lehrerzimmer hinuntergeschlichen, um sie einzutragen. Wahrscheinlich hatte ich geahnt, daß man mich erwischen würde, aber ich mußte einfach etwas unternehmen. (holt Luft) Jane saß beschwipst unten und roch nach Desinfektionsmittel. Ihr Feierabend hatte eben erst begonnen, und sie trug noch die weiße Kunststoffhaube ihrer Wirtschafterinnentracht. Sie saß in einem Sessel, in Ihrem Sessel, glaube ich, mit einem Glas Gin und Gee’s Likör in der Hand. Sie sah, daß ich zitterte – ich überlegte gerade, wie ich all diese Punkte auf einmal ins Hausbuch eintragen sollte, ohne ihre Aufmerksamkeit zu erregen –, und auf einmal, ohne jede Vorwarnung, brach sie in Tränen aus und erzählte alles. Sie gestand mir, daß sie sich seit meiner Ankunft in Chartham körperlich zu mir hingezogen fühle und nach dem Beischlaf mit mir sehne. Sie ist von dunkler Lüsternheit, Brookshaw, und sie erstickt hier. Ich weiß nicht, was plötzlich in mich fuhr, ob es an der Hitze lag oder an den Dämpfen von Gee’s Likör oder sonst etwas, jedenfalls begann ich Byron zu zitieren. »Die Schönste schreitet durch die Nacht, beglänzt nur von der Sterne Licht. Und alles Hell und Dunkel lacht aus ihrem Aug’ und Angesicht.« Na ja, danach kam es mir ganz natürlich vor, ihr einen Antrag zu machen. Sollte sie mir einen Korb geben, dann konnte ich ihr meinen Körper immer noch aus religiöser Überzeugung verweigern, und sollte sie einwilligen, so konnte ich die geschlechtliche Vereinigung in dem Wissen über mich ergehen lassen, daß dies halt der Preis ist, den ich zahlen mußte, um das Direktorenamt zu erben, sobald ihr Vater stirbt. Das schien mir ein sauberer Ausweg zu sein. Aber nun wissen Sie ja um meine … Affaire mit Cartwright. Letztlich war es eben doch dumm von mir, diese ganzen Punkte einzutragen, ich weiß nicht, warum ich mich nicht gebremst habe … und Cartwright verläßt uns am Trimesterende. Nur noch sechs Wochen, bloß sechs Wochen!

Hören Sie, ich habe nicht das Gefühl, daß Sie sich in einer Lage befinden, aus der Sie mich unter Druck setzen können. Ist Ihnen denn nie der Gedanke gekommen, daß jemand anders das Mädchen heiraten würde, jemand von außerhalb? Sie sind ein alter Mann, Brookshaw, Sie schaffen’s nicht mehr bis zum Direktor. Wenn ich nicht der nächste Häuptling werde, wird es jemand, den Sie nicht kennen, und dieser Jemand könnte einen Freund mitbringen, der dann Ihre Position übernimmt. Denken Sie mal drüber nach, bevor Sie sich jetzt hinreißen lassen. Nun?

 

BROOKSHAW Sie sind ein schlauer Fuchs, Dominic, aber ich bin immer noch am Zug. Ich kann jederzeit die Polizei holen.

DOMINIC Selbstverständlich.

BROOKSHAW (seufzt) Aber ich fürchte, Sie haben recht. Ich kann wirklich nicht mehr Direktor werden. Es ist zu spät. Ich glaube, im Grunde ist mir das seit einiger Zeit klar. (überlegt) Sie werden folgendes tun, Dominic, falls Sie wünschen, daß ich über Ihre kleinen Eskapaden Stillschweigen bewahre.

DOMINIC Erpressung ist illegal, wissen Sie.

BROOKSHAW (etwas gereizt) Meine Kenntnis des Strafrechts mag beschränkt sein, aber ich habe doch eine recht gute Vorstellung davon, daß es nicht gerade comme il faut ist, wenn ein sechsundzwanzigjähriger Lehrer geschlechtlich mit einem Dreizehnjährigen verkehrt, den er in loco parentis erziehen soll. Jawohl, Dominic, in loco parentis.

DOMINIC Inzest können Sie mir aber nicht in die Schuhe schieben!

BROOKSHAW !

DOMINIC ’tschuldigung. Gut, also wieviel?

BROOKSHAW Wie bitte?

DOMINIC Wieviel wollen Sie?

BROOKSHAW Das ist keine Frage des Geldes, Sie dummer Junge!

DOMINIC Ja, was wollen Sie denn dann?

BROOKSHAW Ich werd’ Ihnen sagen, was ich will. Hören Sie gut zu, Dominic. Sie werden ganz genau tun, was ich Ihnen sage. (blättert in einem Notizbuch oder Kalender) Wie Ihnen bekannt ist, sind einzig der alte Herr und ich als Senior befugt, bei den Jungen die Prügelstrafe für schlechtes Benehmen zu erteilen. Nun haben Sie, Dominic, die Unsitte, wenn ich so sagen darf, den Übeltäter stets zum Direktor zu schicken und nie zu mir. Dieses Ärgernis wird ab sofort ein Ende haben. Von nun an werden Sie Ihr möglichstes tun, um sicherzustellen, daß alle bösen Buben zu mir aufs Zimmer geschickt werden, wo ich sie prügeln werde. Die Verabreichung des Rohrstocks ist eines der wenigen Vergnügen, die das Leben mir noch zu bieten hat, und ich werde es mir nicht von Ihnen nehmen lassen.

DOMINIC W…, w…

BROOKSHAW Und zweitens werden Sie mich künftig zweimal die Woche in meinem Schlafzimmer besuchen – dienstags und donnerstags würde mir gut passen, jeweils um Mitternacht. Dort werden Sie mir eine halbe Stunde lang mit einem Kleiderbügel oder einem nassen Handtuch den Hintern versohlen und danach in Cricketschuhen über mich hinwegtrampeln. Ich freue mich schon darauf. Alles verstanden?

DOMINIC S…, S…

BROOKSHAW Wenn Sie ein guter Junge sind und meine Anweisungen befolgen, erlaube ich Ihnen, die Tochter des Direktors zu heiraten. Ich glaube, Sie haben recht; wenn Sie das unglückliche Mädchen nicht heiraten, könnte ein Schlimmerer an Ihre Stelle treten. Wahrscheinlich werden Sie der nächste Direktor. Ich hoffe, Sie machen Ihre Sache gut. Ich denke schon. Sie haben alle erforderlichen Fähigkeiten.

DOMINIC Mit einem nassen Handtuch? Sie sind ja völlig pervers.

BROOKSHAW Ich muß Sie jetzt wirklich bitten, sich zu entscheiden, Dominic. Jeden Moment beginnt die erste Stunde, und wie ich sehe, sind Sie noch nicht mit dem Korrigieren fertig. Also. Hole ich die Polizei, oder erledigen Sie die erwähnten Gelegenheitsjobs?

DOMINIC (hastig) Nein, nein! Lassen Sie die Polizei aus dem Spiel. Ich … ich tue alles, was Sie sagen.

BROOKSHAW Wunderbar! Ich wußte es. Na, ist doch großartig. Jetzt muß ich mich aber sputen, die sechste hat Konfirmationsunterricht.

DOMINIC Aber dienstags und donnerstags erteile ich doch Cartwright Lateinnachhilfe.

BROOKSHAW Nun, ich fürchte, die werden Sie wohl verlegen müssen … Schließlich haben Sie noch sechs Wochen. Ich erwarte Sie dann also morgen abend zur ersten Sitzung. Bis dann. (dreht sich an der Tür um) Ach, und bringen Sie doch etwas Erdnußbutter mit, ja? Crunchy. Tschüs!

 

BROOKSHAW ab. Sobald er aus der Tür ist, geht das Saallicht an, und wir befinden uns wieder in der Lateinstunde, die sich dem Ende nähert. DOMINIC schreibt den letzten lateinischen Satz an. Es ist also wichtig, daß er sich am Ende des Wortwechsels mit BROOKSHAW schon in die beste Position begibt, um sogleich mit dem Anschreiben beginnen zu können, also diskret nach einem Kreidestück greift usw., um den Szenenwechsel so rasch wie möglich zu bewerkstelligen.

 

DOMINIC (schreibt an und liest zugleich vor) Ne desperarent … neve … progredi nollent … Hannibal militibus … quietem … dedit. Gut, wer war noch nicht dran? Hände runter. Figgis, hier ist die Tafel. Finger aus der Nase, Spragg. Na und, wenn Elwyn-Jones popeln will, kann er seinen eigenen nehmen, oder ist der kaputt? Aber nicht im Unterricht, Elwyn-Jones, du geistloses Subjekt! Also, Barton-Mills, dann lies bitte mal vor, wie du das übersetzt hast. »›Seid ihr nicht bereit zu verzweifeln oder voranzuschreiten?‹ fragte Hannibal seine stillen Soldaten.« Je nun, den haben wir aber ganz schön versaubeutelt, was, Barton-Mills? Kinnock, ich glaube, du hattest den Satz richtig, lies du bitte deine Lösung vor. Ja, sehr gut, Kinnock, die Prosaversion wird völlig ausreichen, danke.

 

DOMINIC wischt BARTON-MILLS’ Antwort ab und ersetzt sie durch »Auf daß sie nicht die Hoffnung oder den Angriffswillen verlören, gewährte Hannibal seinen Soldaten Ruhe.«

 

Ne, Barton-Mills, bedeutet, was ut non bedeuten würde, wenn man ut non in Finalsätzen benutzen könnte, was man aber nicht kann, deswegen nimmt man ne, kapiert? (steht auf) Ihr alle solltet euch merken, daß das Englische über doppelt so viele Wörter verfügt wie das Latein, was – wie die Mathematiker unter euch, Madison, einsehen werden – auch bedeutet, daß das Latein über nur halb so viele Wörter verfügt wie das Englische, was …

 

Es läutet zur Pause.

 

… das herrlich komprimierte Wesen des – ja danke, Potter, ich hab’s gehört. Ich bin vielleicht doof, aber nicht taub. Also schließ dein Pult und halt die Klappe, du kannst raus, wenn ich es erlaube, und keinen Moment früher. Also, wo war ich stehengeblieben? Richtig. Latein ist eine wunderschöne Sprache, ernst, kompakt und poetisch. Keiner von euch scheint davon bisher eine Vorstellung zu haben, weswegen ihr auch soviel Schwierigkeiten mit der Umsetzung habt. Schaut her.

 

DOMINIC geht an die Tafel und schreibt das Folgende an. Er spricht beim Schreiben weiter.

 

Magister amat puerum.

Puerum amat magister.

 

Puer amat magistrum.

Magistrum amat puer.

 

Der Lehrer mag den Jungen. Der Junge mag den Lehrer.

 

Also, wenn ich schreibe Magister amat puerum, ist völlig klar, was das bedeutet, oder nicht … Elwyn-Jones? Allerdings, ich halte »mögen« für eine absolut angebrachte Übersetzung, danke, Elwyn-Jones. Der Lehrer mag den Jungen. Aber wenn ich schreibe Puerum amat magister, dann bedeutet das was? Ganz dasselbe, »der Lehrer mag den Jungen »; »der Junge mag den Lehrer« wäre puer amat magistrum, oder magistrum amat puer oder jede beliebige Kombination dieser Wörter. Das Englische kann die Satzbedeutung nur mittels der Wortfolge ändern; im Lateinischen kann man die Bedeutung nur ändern, wenn man das Wort selbst verändert, und deswegen ist Latein auch die bessere und wahrhaftigere Sprache. Wenn ihr also in zwanzig Jahren alle fette Manager seid, deren einzige Begegnung mit der Natur auf dem Weg zum Squashcenter stattfindet, dann solltet ihr euch noch nicht für erfolgreich halten, bloß weil ihr eine schnelle Frau und ein schönes Auto euer eigen nennt. Denkt immer daran, einst gab es ein Volk, das eine Sprache sprach, die ihr nie gemeistert habt, und das das Wort Zivilisation erfand. Und von ihren griechischen Vettern erbten sie ein Wort zur Beschreibung von Engländern und anderem Proletenpack mit Haarausfall, für die imperativische Satzkonstruktionen sich ausschließlich auf einen Plausch mit dem Vorstandschef beziehen können, und dieses Wort lautet Barbaren, meine Herren, und es beschreibt euch alle: ab ovo, ad sepulcrum, Barbaren. (er hält kurz inne und faßt dann schnell und routiniert zusammen) Als Hausaufgabe lernt ihr die Stammformen aller Deponentien und Semideponentien auf euren Arbeitsblättern für einen Test in der Doppelstunde am Freitag. Smethwick, vergiß nicht, dir vor der Pause die Hände zu waschen, Potter, du hilfst Figgis bei der Suche nach seiner Kontaktlinse, und Cartwright … komm nach der Pause doch bitte noch mal her, Cartwright, ja? Das wär’s. Laßt euch säugen.

 

DOMINIC ab.

 

Bühnenlicht BLACKOUT.

 

PAUSE, in der Milch und Törtchen gereicht werden.

 

Ende des I. Akts

Paperweight: Literarische Snacks
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