Wie Familie Mohn mit der Stiftung Erbschaftsteuer spart
Keine Aufmerksamkeit lenkt die Stiftung auf die Frage, wie viel Geld an geschätzten Steuern die Eigentümer durch die Stiftungskonstruktion gespart haben. Der Journalist Harald Schumann schrieb 2006, Mohn habe dadurch »gut zwei Milliarden Euro Erbschaft- oder Schenkungssteuer« gespart; zudem sei die jährliche Dividenden-Zahlung an die Stiftung steuerfrei. Insofern gibt die Stiftung »mit ihrem Jahresetat von rund 60 Millionen Euro nicht mal annähernd das aus, was sie den Fiskus kostet.«5
Am 3. Oktober 2009 ist der Erbfall eingetreten, für den Reinhard Mohn die Stiftung ins Leben gerufen hat. Angenommen, die Bertelsmann AG wäre vollständig im Besitz der Familie geblieben, dann umfasste ihr Besitz zu 100 Prozent den Wert des Unternehmens, also rund 20 Milliarden Euro. Somit hätte die Familie 2009 im Erbfall für 100 Prozent Erbschaftsteuer zahlen müssen, also einmalig sechs Milliarden Euro.6 Diese Summe ginge an den Fiskus, also die Allgemeinheit. 77 Prozent Unternehmensanteil entsprechen demnach 15,4 Milliarden Euro. Die Erbschaftsteuer in Höhe von 30 Prozent beträgt damit 4,62 Milliarden Euro. Diese Summe hat die Familie durch die Stiftungskonstruktion gespart.7 Der reale Wert wäre infolge Vergünstigungen allerdings vermutlich niedriger ausgefallen. Dieser Wert bezieht sich zudem auf den Unternehmenswert der AG von 2009. Vermutlich hätte Reinhard Mohn das Unternehmen bereits früher übertragen. Der Wert des Unternehmens war damals geringer, sodass die Ersparnis an Erbschaftsteuer wohl bei geschätzten zwei Milliarden Euro liegt.
Die jährliche Ausschüttung an die Stiftung liegt bei 60 Millionen Euro. Eine Privatperson oder -firma, die diesen Betrag einem privaten gesellschaftspolitischen Institut weiterreicht, müsste dafür jährlich rund 10 Millionen Euro Steuern abführen (9 Millionen Euro für 15 Prozent Körperschaftssteuer plus 450 000 Euro Solidaritätszuschlag). Das heißt: Die Stiftung erspart dem Privatunternehmer jährlich rund 10 Millionen Euro.