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Als ich den Kopf hob und mein unverletztes Auge öffnete, sah ich die Indianerin auf dem Rücken meines Peinigers sitzen. Sie zurrte seine Handgelenke mit Kabelbindern fest.
Nein, sie war keine Indianerin. Sie war Asiatin, halb so schwer wie ich. Ein Muskelbündel.
»Sind Sie o. k.?«, fragte sie nur.
Ich hatte den Eindruck, sie bohrte ihr spitzes Knie mit Absicht fest in den Rücken des Irren.
»Nein. Ich habe einen Splitter im Auge.«
Sie hielt ein Handy in der Hand. »Verdammt, wo steckt ihr alle?«, blaffte sie und erinnerte mich dabei deutlich an Leitner.
»Wer sind Sie?«, fragte ich.
»Yoo Lim Pak. Ich bin Leitners Kollegin. Kripo Landshut. Der Kumpel vom LKA geht auch nicht an sein Handy.«
»Wer ist das?« Ich wies mit dem Kinn auf den Mann, der am Boden lag. »Er hat den Typen dort unten in dem Haus abgemurkst.«
»Welchen Typen?« Yoo Lims Augen wurden noch schmaler, noch dunkler, noch schöner.
»Einen gewissen Alfi.«
»Alles klar. Kleines Geständnis abgelegt, was, Hallhuber? Hast du auch die Julika auf dem Gewissen?«
Hallhubers Atem ging rasselnd.
»Dem geht’s nicht gut«, sagte ich. Nicht, dass ich Mitleid empfunden hätte. Aber es war nicht zu leugnen, dass der Mann an schwerer Atemnot litt.
»Kommen Sie bis runter zur Straße? Schaffen Sie das?«, fragte mich die Polizistin, deren Namen ich längst wieder vergessen hatte.
Ich nickte und richtete mich auf.
Eine ungeheuerliche Detonation erfüllte meine Ohren. Der Krach überwältigte mich. Ich fiel auf den Rücken wie ein Käfer.