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»Sie hatten recht«, sagte Hauptkommissar Nero Keller zu Yoo Lim Pak. »Das ist eine ganz fiese Geschichte.« Er wandte sich müde vom Rechner ab und warf einen erwartungsvollen Blick auf sein Handy. Er hatte gehofft, Kea würde sich melden, da sie beide aus purem Zufall zur selben Zeit in Landshut waren. Sofern es so etwas wie Zufälle gab. Wahrscheinlich war sie bei ihrer neuen Auftraggeberin hängengeblieben. Kea konnte richtiggehend in fremden Storys ertrinken. Ihm fehlte das Verständnis für die Radikalität, mit der sie sich in ihren Job hineinsteigerte. Im Grunde genommen hielt er ihr Engagement für gefährlich. Bei ihrem letzten großen Auftrag, sie hatte die Lebensgeschichte einer Gräfin aufgeschrieben, war sie vor Erschöpfung beinahe zusammengebrochen. Unfähig, ihren Bedürfnissen wenigstens ansatzweise nachzugeben, hatte sie geschrieben bis zum Kollaps. Damals hatte er sich einige Tage freinehmen können und dafür gesorgt, dass Kea regelmäßig aß und wenigstens nachts den Rechner für einige Stunden abschaltete.

»Herr Keller?« Yoo Lim Pak sah ihn von der Seite an. »Was sollen wir machen?«

»Kümmern Sie sich darum, die Wohnung dieser Julika Cohen zu durchsuchen. Schauen Sie, welche Rechner Sie finden, ob es andere Datenträger gibt. Wenn Sie die Telefon- und Handydaten abgreifen, prüfen Sie sie auf Kontakte zu einschlägigen Gruppen. Ich informiere meinen Kollegen Markus Freiflug im LKA, dass er Ihnen die passenden Infos rübermailt.«

»Ich kannte Julika kaum«, sagte Yoo Lim zögernd. »Aber sie war seit ein paar Wochen mit einem Mann zusammen. Herbert Neugruber. Ein Halodri und Weiberheld.«

»Ist nicht verboten.«

»Julika war nicht der Typ Frau, der auf so einen reinfällt«, ereiferte sich Yoo Lim.

Nero fand sie hübsch. Das schmale Gesicht, die blauschwarzen, ganz gerade geschnittenen, kinnlangen Haare, die weiße Bluse, die enge Jeans. Zu schmal, zu zierlich für seinen Geschmack. Aber hübsch.

»Herbert Neugruber«, fügte sie hinzu, »ist vor einem Jahr wegen illegalem Waffenbesitz zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.«

Nero gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Das wäre ja ein Hinweis. Aber dabei kann ich Ihnen nicht helfen. Ich kümmere mich um die digitalen Sachen. Alles andere liegt in Ihrer Hand.«

»Klar. Es ist auch schon spät. Und ich wollte noch einen Spaziergang zum Turnierplatz machen und sehen, wie weit sie mit dem Aufbauen sind.« Yoo Lim stand auf. »Kommen Sie mit runter? Ein wenig Lokalkultur schadet Ihnen sicher nicht.«

Nero lachte. Er packte seine Unterlagen zusammen und folgte der Kollegin nach draußen.

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