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»Verstärkung ist unterwegs«, sagte der Gruppenführer vom SEK.
»Warum, verdammt, dauert das so lange?«, schnauzte Nero.
»Wissen Sie, was hier los ist?«
»Landshuter Hochzeit, nehme ich an«, fluchte Nero. Er legte auf. Konnte das Wort ›Hochzeit‹ nicht mehr hören. Zog seine Dienstwaffe und machte sich auf in den Wald. Als er den Hang ein gutes Stück hinaufgestiegen war, immer auf der Suche nach Spuren einer Flucht, eines Kampfes, nach abgeknickten Zweigen, Fußabdrücken, hielt er inne und sah auf das Haus zurück. Seltsame Methode, das Erdgeschoss zu verrammeln und den Rest dem Verfall zu überlassen. Nero sah einen dunklen Van an der Straße halten. Er stand auf und winkte. Drückte auf Wiederwahl und sagte: »Ihr seid richtig. Das ist das Haus.«
»Wir sind noch auf der Autobahn«, kam es zurück. »Oder liegen wir jetzt total falsch?«
Nero ließ das Handy sinken und kauerte sich hinter einen Baum. Der Wagen machte keine Anstalten, in die Zufahrt zum Haus einzubiegen.
Da stimmt was nicht, dachte Nero. Da stimmt was nicht. Sieh dich vor. Mach gar nichts. Etwas geht schief, etwas eskaliert, hier läuft etwas ganz Neues. Etwas, das du nicht kennst. Nero duckte sich und huschte den Hang ein Stück hinunter. Hielt hinter einem Haselnussbusch und verbarg sich zwischen den Zweigen.
Der Van hielt für einige Minuten, vielleicht auch nur Sekunden. Nero kam es vor wie eine Ewigkeit. Wie vor einer Prüfung oder einer Pressekonferenz.
Dann raste der Wagen los, hinauf ins Dorf. Mit quietschenden Reifen.