Kapitel 126. Das Greenbrier, White Sulphur Springs, WV

37° 47′ 7.44″ N, 80° 18′ 29.88″ W

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Der VIP-Bunker

Über 400 Kilometer südwestlich von Washington, DC, liegt eines der luxuriösesten und exklusivsten Urlaubsresorts der USA – das Greenbrier. Eingebettet inmitten der Allegheny Mountains in West Virginia erstreckt sich das Areal über einer Fläche von mehr als 2600 Hektar. Hier wird von Golf über Fliegenfischen bis hin zur eigenen Klinik so ziemlich alles geboten. Das Greenbrier ist die Art von Resort, das Könige, Präsidenten und andere Würdenträger beherbergt. Doch es birgt auch ein Geheimnis – es war der Ort, an dem der gesamte US-Kongress im Falle eines Atomkriegs unterbracht werden sollte (Abbildung 126.1).

Das Innere des Greenbrier-Bunkers; zur Verfügung gestellt von The Greenbrier

Abbildung 126.1 Das Innere des Greenbrier-Bunkers; zur Verfügung gestellt von The Greenbrier

1958 begann das Greenbrier mit dem Bau eines neuen Flügels, um Platz für die Klinik zu schaffen. Dieser Flügel verlangte offensichtlich enorm tiefe Fundamente, denn die mit dem Bau beauftragte Firma grub sich tief in die Erde. Tatsächlich wurde ein Loch gegraben, das groß genug war, um einen 10500 Quadratmeter großen Bunker zu bauen, in dem 1100 Menschen schlafen, essen und arbeiten konnten. Unter der Greenbrier-eigenen Klinik befand sich eine voll funktionsfähige geheime Klinik, die dazu beitragen sollte, die gesetzgebenden Personen bei guter Gesundheit zu erhalten.

Der Bunker war bis 1992 einsatzbereit, dann wurde das Geheimnis in einem Zeitungsartikel gelüftet. Über 30 Jahre hatte eine Scheinfirma audiovisuelle Dienste für das Greenbrier übernommen, während sie in Wirklichkeit den Zweck hatte, den Bunker in einem Zustand zu halten, dass er 1100 Insassen innerhalb von vier Stunden aufnehmen konnte. Im Ernstfall hatten sich die Kongressabgeordneten beim Eintreffen am Bunker ausgezogen, sich geduscht (um eine Kontaminierung zu vermeiden) und dann frische, recht eintönige Kleidung erhalten.

Sobald er die dafür vorgesehenen Personen aufgenommen hätte wäre der Bunker hinter massiven Stahltüren versiegelt worden. Dann hätte er autonom mittels Dieselgeneratoren, Wassertanks und gefilteter Luft das Überleben der Insassen gesichert. Der Bunker verfügte über Räume, in denen sich beide Häuser des Kongresses treffen konnten, ein Fernsehstudio zur Kommunikation mit dem, was von der Außenwelt noch übrig war und einen spartanischen Schlafsaal. Bis zum Schluss hielt das Personal die Namenschilder aller Etagenbetten auf dem neusten Stand, damit jedes Mitglied des Kongresses genau wusste, wo er oder sie schlafen würde. Nur die Führungskräfte des Weißen Hauses und des Senats hatten eigene Zimmer. Alle Bewohner hätten in einer großen Kantine (mit Platz für 400 Leute) zusammen gegessen und sich von den riesigen Mengen gefriergetrockneten Essens ernährt, das im Bunker eingelagert war.

Ein Teil des Bunkers wurde vom Hotel für Konferenzen genutzt – die VIPs dürften kaum gewusst haben, dass sie in Räumen saßen, die sich innerhalb von Sekunden hermetisch abriegeln lassen und für Konferenzen einer vertriebenen US-Regierung entworfen worden waren. Während seines 30-jährigen Bestehens war der Bunker nur einmal kurz vor dem Einsatz – während der Kuba-Krise wurde der Bunker für die Aufnahme von Bewohnern vorbereitet. Außerdem wurden historische Dokumente nach Greenbrier transportiert, die dann im großen Tresor des Bunkers eingelagert werden sollten.

Der Bunker ist mittlerweile für Führungen geöffnet, die die gesamte Örtlichkeit umfassen. Besucher bekommen vom Kraftwerk, über die Klinik und die Küche bis hin zu den Schlafsälen und Konferenzräumen alles zu sehen. Und gestapelte Vorräte warten darauf, verwendet zu werden. Der gruseligste Teil ist die Verbrennungsanlage, die für alle Kongressmitglieder gedacht war, die ihren Aufenthalt nicht überlebt hätten.

Wenn man den Preis für ein Zimmer bedenkt, kann man froh sein, dass man nicht im Greenbrier logieren muss, um an der Führung teilnehmen zu können. Dennoch wird man auch bei deren Preis noch ein wenig zusammenzucken – während diese Zeilen geschrieben werden, kostet sie 30 Dollar pro Person.

Praktische Informationen

Die Website des Greenbriers finden Sie unter http://www.greenbrier.com/. Informationen zur Bunker-Führung erhalten Sie unter http://www.greenbrier.com/site/bunker.aspx.



Der Geek-Atlas
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