38° 37′ 28.81″ N, 90° 11′ 5.82″ W
Der Gateway Arch in St. Louis, Missouri, ist mit 192 Metern das höchste Denkmal Amerikas (Abbildung 103.1). Es wurde 1967 eröffnet. Die Aussicht von dort oben ist spektakulär. Die Aussichtplattform ist mit kleinen 5-Personen-Trams zu erreichen, die durch den Bogen fahren. Oben angelangt, können Sie die perfekte Konstruktion des Bogens bewundern.
Obwohl der Bogen von Menschen gebaut wurde, hat er etwas Natürliches an sich, weil die zugrundeliegende Kurve eine Form ist, die sich einfach durch die Erdanziehungskraft ergibt. Nehmen Sie je ein Ende eines kurzen Seils (oder einer Schnur oder eines Halsbandes mit einer gleichmäßigen Breite) in eine Hand und halten Sie dabei beide Hände auf gleicher Höhe. Das Seil bildet wegen der Schwerkraft durch sein eigenes Gewicht eine anmutige Kurve. Diese Form wird Kettenkurve, Kettenlinie oder auch Seilkurve genannt. Der lateinische Ausdruck lautet Katanoide. Das Gewicht des Seils wird über die Zugspannung durch das Seil selbst übertragen.
Wenn Sie nun eine solche Kettenlinie umdrehen und auf einem festen Untergrund bauen, entsteht ein katenoidförmiger Bogen. Gateway Arch ist hierfür ein schönes Beispiel, doch katenoide Bögen sind weit verbreitet. Sie werden seit der Antike gebaut, weil sie stabil sind – das Gewicht der Bogenkomponenten wird über die Schenkel des Bogens nach unten übertragen.
Gateway Arch hat die Form einer Kettenlinie und eine Metallhaut, die aus Metallstücken in Form gleichschenkliger Dreiecke besteht. Der Schwerpunkt jedes Dreiecks ist an der erstrebten Kurve ausgerichtet. Die Dreiecke beginnen unten mit einer Seitenbreite von 16 Metern, die sich dann auf 5 Meter an der Spitze verjüngen. Diese Verjüngung erklärt, warum die Trams so klein sind – doch Sie sollten dankbar sein, dass sie überhaupt vorhanden sind, denn der ursprüngliche Plan sah vor, die Besucher über 1076 Stufen nach oben laufen zu lassen.
Die Außenhaut des Bogens besteht aus Platten rostfreien Stahls, die 90 Meter Stahlbeton bedecken. Die Form des Objekts wurde dann mittels einer über diesen Grundelementen angebrachten Stahlkonstruktion perfektioniert. Aufgrund der Bogenform sind die Trams an Kardanringen aufgehängt, damit man auf dem Weg nach oben immer gerade sitzt.
Der Bogen ist genauso so breit wie hoch und wiegt über 15600 Tonnen. Bei Wind schwankt er um bis zu 50 Zentimeter in jede Richtung. An sehr windigen Tagen ist die Aussichtsplattform daher geschlossen.
Am Bogen befindet sich ein Besucherzentrum, in dem der Bau und auch ein wenig der dieser Form zugrundeliegenden Mathematik erläutert werden. Gleich daneben liegt das Museum of Westward Expansion, in der die Expedition von Lewis und Clark, die die Besiedelung des amerikanischen Westens ermöglichte, veranschaulicht wird. Auch der Louisiana Purchase und die Debatte zur Sklaverei sind hier dokumentiert. Der Bogen wird manchmal auch Tor zum Westen genannt.
Gateway Arch ist Teil des Jefferson National Expansion Memorial, ein 37 Hektar großer Parks am Mississippi. Wenn Sie sich den Bogen und die dazugehörigen Museen angesehen haben, ist der Park daher der ideale Ort für einen Spaziergang, eine Radtour oder ein Abendessen. Sie können auch einen Rundflug über St. Louis mit dem Hubschrauber unternehmen und sich den Bogen von allen Seiten aus der Luft ansehen.
Besucherinformationen (und anders als im folgenden Kasten keinerlei Mathematik) finden Sie unter http://www.gatewayarch.com/.









