Die Empfindlichen unter Ihnen sollten dieses Museum meiden, denn sein Herzstück besteht aus der Sammlung von über 3000 anatomischen und pathologischen Präparaten des schottischen Chirurgen John Hunter aus dem 18. Jahrhundert (Abbildung 64.1). Hunters Sammlung umfasst solche Stücke wie P 1051 (»Dickdarm eines Patienten mit Ruhr«) und P 1056 (»Teil eines Rektums mit Anus, das die Auswirkung einer Tuberkuloseinfektion zeigt«). Es gibt auch eine Vielzahl von Tierpräparaten, menschlichen Schädeln und menschlichen Skeletten (von Erwachsenen und Kindern).
Abbildung 64.1 Präparate im Hunterian Museum; zur Verfügung gestellt von Joanna Ebenstein/www.astropop.com
Tatsächlich besitzt das Museum eine so umfassende Sammlung pathologischer Stücke, dass es wohl für jeden Teil des Körpers, den man sich nur vorstellen kann, ein Exponat gibt, anhand dessen die Auswirkungen bestimmter Krankheiten gezeigt werden. Der ernsthaft Interessierte kann Informationen zu jedem einzelnen Ausstellungsstück über einen Computer im Museum abrufen (oder bequem von zuhause über das Web).
Nicht öffentlich ausgestellt, sondern verborgen in der Museumssammlung, aber auf Anfrage zugänglich ist ein ganz spezielles halbes menschliches Gehirn – dies gehörte keinem Geringeren als Charles Babbage, dem Computerpionier des 19. Jahrhunderts (siehe Die Differenzmaschine). Viele weitere Gehirne (menschliche und andere) sind aber in der üblichen Weise ausgestellt.
Wenn Sie die Präparatesammlung in der Crystal Gallery nicht sofort wieder auf die Straße treibt, gibt es viel zu entdecken. Die Silber- und Stahlsammlung ist voller Instrumente, die Chirurgen früher und heute verwendet haben. Die Science of Surgery-Gallerie erläutert die Techniken und Technologien, die Chirurgen früher und heute verwendet haben bzw. verwenden.
Unter den interessanten Instrumenten befindet sich eine Herzlungenmaschine aus dem Jahr 1957, die die Funktionen von Herz und Lunge während einer Herzoperation übernahm. Ausgestellt sind auch ein Anästhesie-Gerät (bei dem Äther, Chloroform und Stickoxid genutzt wurden), ein frühes Gerät zur Infusion von Salzlösung sowie eine große Sammlung von Skalpellen und anderen scharfen Instrumenten.
Das Museum besitzt eine große Sammlung von Instrumenten, die von Joseph Lister benutzt wurden, der dafür bekannt ist, dass er auf der Sterilisation von Instrumenten und der Reinigung von Wunden beharrte und so die Krankenhaushygiene voranbrachte. Ausgestellt sind seine antiseptischen Sprühgeräte, die die Luft mit Karbolsäure füllten. Lister verwendete Karbolsäure (besser bekannt als Phenol), um Instrumente, Wunden, aber auch die Luft zu sterilisieren.
Eine gute Möglichkeit, möglichst viel aus einem Museumsbesuch herauszuholen, bieten die Vorträge und Führungen. Jeden Mittwoch um 13 Uhr gibt es eine kostenlose Führung durch den Kurator. Außerdem finden regelmäßig Gastvorträge statt.
William Hunter, John Hunters Bruder, war Physiker und Anatom. Er arbeitete in Schottland und war auf Geburtshilfe spezialisiert. Das Hunterian Museum in Glasgow (siehe Kapitel 73) würdigt sein Leben und das anderer großer Schotten.
Besucherinformationen zum Royal College of Surgeons finden Sie unter http://www.rcseng.ac.uk/museums/. Der Eintritt ist frei.



