50° 1′ 46.30″ N, 5° 15′ 47.80″ W
Im Südwesten Englands liegt die Grafschaft Cornwall. Hier fand im abgelegenen und windgepeitschten Poldhu Cove am 12. Dezember 1901 die erste transatlantische Radioübertragung statt.
Die zerklüftete Halbinsel, auf der Poldhu Cove und Poldhu Point liegen, befindet sich im südlichsten Teil Großbritanniens und wurde von dem italienischen Radiopionier Guglielmo Marconi als Standort für seine experimentelle Radio-telekommunikation mit Schiffen auf See ausgewählt. Geologen werden sich über das Vorkommen des grünen Schlangensteins (auch grüner Serpentin genannt) freuen. Außerdem wurde hier 1791 Titan entdeckt.
Die Funkstation, die Marconi mit seinem Unternehmen, Marconis Wireless Telegraph Company, aufbaute, war nicht nur Schauplatz der ersten Transatlantikübertragung, sondern auch der Ort, an dem 1910 das erste SOS (kurz, kurz, kurz – lang, lang, lang – kurz, kurz, kurz im Morsecode) von einem Schiff auf See in England aufgefangen wurde. 1962 baute man dann auf der Halbinsel in Goonhilly Downs (siehe Kapitel 48) die erste Empfangsstation für den ersten transatlantischen Satelliten: Telstar.
Doch nun wieder 61 Jahre zurück, bevor Telstar Fernsehbilder übertragen konnte: Marconis Nachricht war einfach nur der in Morsecode gesendete Buchstabe S (kurz, kurz, kurz) und wurde am 12. Dezember zwischen 15 und 19 Uhr lokaler Zeit kontinuierlich übertragen. Marconi war (mit seinem Assistenten George Kemp) nach St. John’s in Neufundland gereist, um das Signal mit einem Drachen, an den ein 155 Meter langes Kabel als Antenne montiert war, einzufangen. Ursprünglich wollte er am Boden installierte Antennen verwenden, aber diese wurden bei einem Sturm zerstört. Das Gleiche widerfuhr auch den Antennen in Poldhu. Die erste transatlantische Übertragung gelang also mit provisorischen Geräten für das Senden und den Empfang.
Das Übertragungsgerät bestand aus einem riesigen Kondensator aus Metallplatten, der 1500V liefern konnte und von einem dampfgetriebenen Generator geladen wurde. Diese hohe Spannung wurde an einen »Knallfunkensender« (zwei einfache Elektroden mit einer Lücke dazwischen) angelegt. Der Kondensator lud sich auf, bis ein Funke zwischen den Elektroden überspringen konnte und so das Radiosignal erzeugte.
Durch das Hintergrundrauschen konnten Kemp und Marconi das S-Signal aus über 2100 Meilen Entfernung zu drei Zeitpunkten (um 12:30 Uhr, 13:30 Uhr und 14:30 Uhr lokaler Zeit) hören. Ein paar Monate später wiederholte Marconi das Experiment, während er auf der SS Philadelphia westwärts segelte. Er konnte Signale der Poldhu-Station bis zu einer Entfernung von 2099 Meilen auffangen. Ende 1902 hatte Marconi Nachrichten zwischen Poldhu und Nova Scotia in beiden Richtungen übertragen. Für seine Verdienste auf dem Gebiet der drahtlosen Signalübertragung erhielt Marconi 1909 den Nobelpreis.
Heute gehört das gesamte Poldhu-Areal dem britischen National Trust. Sie können eine wunderschöne Wanderung entlang der Steilklippen unternehmen und die restaurierte Lizard Wireless Station und das Marconi Centre besuchen. Die 800 Jahre alte Stadt Helston liegt in der Nähe und ist idealer Ausgangspunkt für »Funk-Forscher«. Hier können Sie einen Besichtigungstag in einem der vielen Tearooms auch wieder angemessen ausklingen lassen: bei einem traditionellen Nachmittagstee mit warmem Scons (eine Art Rosinenbrötchen), Erdbeermarmelade und Schlagsahne.
Wenn Sie die ultimative »Funker-Erfahrung« machen wollen, und weil es ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge ist, sollten Sie im Housel Bay Hotel absteigen. Hier wohnte1900 Marconi selbst, als er einen geeigneten Ort für seine Telegraphenstation suchte. Das Hotel ist nur 200 Meter von der Stelle entfernt, an der Marconi erstmals Signale von der Isle of Wight (die sich in etwa 186 Meilen Entfernung befindet) empfing, und liegt auch in der Nähe von Poldhu. Es ist daher der ideale Ausgangspunkt für Erkundungstouren.
Wenn Sie Poldhu besuchen möchten, schauen Sie sich die Website des National Trust an, die Sie unter http://www.nationaltrust.org.uk/main/w-vh/w-visits/w-findaplace/w-thelizardandkynancecove.htm finden.



