Die Stadt Sevilla im Südwesten Spaniens ist eine sonnige Gegend – die Sonne scheint an über 320 Tagen neun oder mehr Stunden am Tag. Im Hochsommer erreichen die Temperaturen bis zu 50°C. Die Sonne scheint dann über 15 Stunden täglich. Dieses perfekte Wetter macht Sevilla zum idealen Standort für die Solarstromerzeugung.
20 Kilometer westlich von Sevilla liegt die kleine Stadt Sanlúcar la Mayor. Dort hat das spanische Unternehmen Abengoa zwei Solarkraftwerke gebaut. Weitere befinden sich im Bau. Das Sevilla PV-Kraftwerk nutzt photovoltaische Paneele, die in ihrer Ausrichtung der Sonne folgen und Strom für über 500 Haushalte erzeugen. Wenn Sie aber Sanlúcar la Mayor verlassen, treffen Sie auf einen 115 Meter hohen Turm, der sich über die Landschaft erhebt und scheinbar mit gleißend hellem Licht angestrahlt wird.
Dieser Turm ist das Zentrum eines Feldes von Heliostaten (Spiegel, die in ihrer Ausrichtung der Bewegung der Sonne folgen), die das Sonnenlicht so reflektieren, dass es auf einen Empfänger nahe der Turmspitze trifft. Dieses reflektierte Sonnenlicht ist so stark, dass Wasser verdampft und der Staub in der Luft weiß glüht. Es fehlt nur noch ein wahnsinniger Bösewicht auf der Spitze des Turms und Sie haben ein perfektes Szenarium für einen James Bond-Film.
Der Turm ist das Zentrum des Kraftwerks Solúcar PS10 (siehe Abbildung 31.1). In der Turmspitze befindet sich ein Solarempfänger, der durch Sonnenstrahlen aufgeheizt wird und 257°C heißen Dampf erzeugt. Dieser Dampf treibt dann eine Turbine an, die elektrischen Strom erzeugt. Tragen Sie unbedingt eine Sonnenbrille, wenn Sie auf die Spitze blicken. Das weiße Glühen des Turms ist sehr stark.
Auf dem Feld rund um den Turm stehen 624 Sanlúcar 120-Heliostaten, die das Sonnenlicht jeweils auf einer Fläche von 120 Quadratmetern reflektieren. Insgesamt wandelt das System etwa 17% des Sonnenlichts in 10 Megawatt Strom um. Im Vergleich dazu erzeugt das nahe gelegene Sevilla PV-Feld etwa 1,2 Megawatt mit einer Effektivität von 12%.
Direkt neben PS10 befindet sich ein noch größeres Projekt im Bau – Solúcar PS20, das 20 Megawatt produzieren wird. Das gesamte Sanlúcar la Mayor-Projekt wird irgendwann 300 Megawatt Strom aus Türmen, Photovoltaik, Solarschüsseln und Stirlingmotoren produzieren.
Das Kraftwerk Solnova 1, das sich ebenfalls gerade im Bau befindet, verwendet Parabolspiegel, um die Sonnenstrahlen auf eine Pipeline zu richten, die ein synthetisches Öl enthält, das auf fast 400°C erhitzt wird. Das heiße Öl wird dann genutzt, um Dampf zu erzeugen, der wiederum Turbinen zur Stromerzeugung antreibt. Nach seiner Fertigstellung wird Solnova 1 50 Megawatt Strom mit einer Effektivität von 19% erzeugen.
Abengoa plant auch den Bau einer Solaranlage mit Stirlingmotoren. Große Parabolspiegel konzentrieren die Sonnenstrahlen auf einen Stirlingmotor in der Mitte der Spiegels. Ein Stirlingmotor ist ein einfacher, abgeschlossener Motor, dessen Funktionsweise auf der wiederholten Erhitzung und Abkühlung eines Gases basiert, das sich in zwei Zylindern mit zwei Kolben befindet – ein Kolben bewegt sich, wenn das Gas erhitzt wird, der andere wenn es abkühlt. Dabei bewegen die Kolben einen Generator zur Stromerzeugung.




