56° 0′ 1.08″ N, 3°50′ 30.02″ W
Der Union Canal beginnt in Edinburgh und verläuft den Gegebenheiten des Landes entsprechend grob gesagt in Richtung Westen, bis er Falkirk in Mittelschottland erreicht. Der Forth and Clyde Canal beginnt außerhalb Glasgows am Firth of Clyde (der zum Atlantischen Ozean führt), verläuft in östliche Richtung und endet am Firth of Forth (der zur Nordsee führt). In Falkirk treffen sich diese beiden Kanäle und sind dort über ein erstaunliches und einmaliges Schiffshebewerk miteinander verbunden.
Das Schiffshebewerk ist erforderlich, weil ein Höhenunterschied von 35 Metern zwischen dem Union Canal und dem Forth and Clyde Canal besteht. Die Verbindung erfolgte ursprünglich mittels 11 Schleusen auf einer Strecke von 1,5 Kilometern. Doch 1933 wurden die Schleusen demontiert. Edinburgh wurde so von seiner historischen Wasserverbindung nach Glasgow abgeschnitten.
Diese Verbindung wurde im Jahr 2002 mit dem spektakulären Falkirk Wheel wieder hergestellt. Die Schleusen wurden durch ein rotierendes Schiffshebewerk ersetzt, das nur sehr wenig Energie verbraucht, um 300 Tonnen Schiffe und Wasser vom Forth and Clyde Canal auf den Union Canal zu heben und dabei gleichzeitig 300 Tonnen Schiffe und Wasser in der entgegengesetzten Richtung abzusenken.
Die vom Union Canal kommenden Schiffe erreichen das Falkirk Wheel über ein Aquädukt – der Kanal endet dann plötzlich in einem offenen Tunnel, der zum Schiffshebewerk führt. Die Schiffe fahren in einen wasserdichten Behälter, der an einem Arm des Rades befestigt ist. Während sich das Rad dreht, bewegt sich der Behälter in die entgegengesetzte Richtung. Dabei wird er waagerecht gehalten. Wenn der Behälter den Wasserpegel des Forth and Clyde Canal erreicht hat, wird er geöffnet und die Schiffe können ihn verlassen.
Genau das Gleiche geschieht auf der anderen Seite des Rades in entgegengesetzter Richtung. Hier werden Schiffe in einem anderen Behälter auf das Niveau des Union Canal gehoben. Die Rotation um 180° dauert etwa fünf Minuten. Überraschenderweise verläuft das Ganze nahezu geräuschlos. Da die beiden Behälter sich gegenseitig ausgleichen, ist nur wenig Energie (etwa 1,5 Kilowatt) nötig, um das Rad zu bewegen und die Reibung zu überwinden.
Um das System im Gleichgewicht zu halten und möglichst wenig Energie zu verbrauchen, sind beide Behälter immer gleich schwer, ganz egal wie viele Schiffe auf beiden Seiten des Rades vorhanden sind (ein Behälter kann sogar leer sein, wenn nicht genug Verkehr herrscht). Das Gleichgewicht wird durch die einfache Anwendung des Arichmedischen Prinzips erzielt – das Gewicht des im Behälter verdrängten Wassers wird durch das Gewicht des Bootes bestimmt (solange dieses schwimmt). Da das durch die Schiffe verdrängte Wasser in die Kanäle zurückfließen kann, haben beide Behälter das gleiche Gewicht.
Um beide Behälter waagerecht zu halten, wird ein einfacher Mechanismus aus fünf Zahnrädern (Abbildung 72.1) genutzt. Ein zentrales Zahnrad ist an dem festen Gerüst des Aquädukts befestigt. Jeder Behälter befindet sich in einem Zahnrad, das den gleichen Durchmesser wie das zentrale Zahnrad aufweist. Ein zusätzliches kleines Zahnrad an jedem Arm dient als jeweiliges Verbindungsstück zwischen dem zentralen Zahnrad und dem Zahnrad, das den Behälter beherbergt. Während sich das Rad dreht, drehen sich auch diese kleinen Zahnräder am zentralen Zahnrad. Die kleinen Zahnräder bewegen wiederum die äußeren Zahnräder, so dass die Behälter waagerecht bleiben.
Sie müssen kein Kanalschiff mieten, um die Funktionsweise des Falkirk Wheel zu erleben. Sie können vom Besucherzentrum aus beobachten, wie sich das Rad dreht. Dort werden die Geschichte des Kanals und die Konstruktion des Rades selbst erläutert. Sie können auch eine einstündige Schiffstour zum Rad und den Kanälen buchen – die Tour beginnt im unteren Kanal. Die Besucher werden dann zum Union Canal hochgehievt. Anschließend führt die Tour durch den 180 Meter langen Roughcastle-Tunnel, der den Kanal mit dem Rad verbindet. Das Schiff kehrt dann zum Rad zurück und wird neben dem Besucherzentrum wieder in den Forth and Clyde Canal herabgelassen.
Wenn Sie keine Bootstour buchen möchten, können Sie sich den Kanal natürlich auch bei einem Spaziergang anschauen. Oder Sie unternehmen eine entsprechende Fahrradtour. Es gibt sogar einen portablen Audioführer für einen Besichtigungsrundgang rund um das Becken, in dem sich das Rad befindet.
Das Falkirk Wheel liegt gleich außerhalb von Falkirk, etwa auf halber Strecke zwischen Glasgow (wo Sie das Hunterian Museum besuchen können; siehe Kapitel 73) und Edinburgh (wo sich das National Museum of Scotland befindet; siehe Kapitel 59). Diese beiden Ziele liegen jeweils eine Autostunde entfernt.
Informationen zum Falkirk Wheel finden Sie auf der entsprechenden Website unter http://www.thefalkirkwheel.co.uk/.


