51° 59′ 47.44″ N, 0° 44′ 33.94″ W
Ziehen Sie eine Gerade zwischen den englischen Universitäten Oxford und Cambridge und auf halbem Weg finden Sie Bletchley Park. Im Jahr 1939 lag Bletchley Park in der Nähe des Schnittpunkts der Bahnlinie Oxford/Cambridge und der aus London herausführenden Westküstenverbindung. Es war der perfekte Ort, um die besten Codeknacker des Landes zu vereinigen.
Die in Bletchley arbeitenden Köpfe wurden aufgrund Ihres Könnens in Mathematik, ihrer Fähigkeit, Kreuzworträtsel zu lösen oder Bridge zu spielen, oder ihrer Sprachkenntnisse wegen rekrutiert. Sie arbeiteten während des Zweiten Weltkriegs unter völliger Geheimhaltung. Nach Kriegsende wurde ihre Arbeit unter Verschluss gehalten oder zerstört, um eine Entdeckung zu verhindern. Es dauerte bis in die 1970er, bis die geheime Arbeit in Bletchley Park offengelegt und ihre Bedeutung für den Triumph der Alliierten im Zweiten Weltkrieg erkannt wurde.
Den Codeknackern von Bletchley Park gelang es, den Code knacken, der bei einem Großteil der nazideutschen Kommunikation verwendet wurde: die Enigma (siehe Kasten). Die dadurch gewonnenen Informationen waren so vertraulich, das eine neue Sicherheitseinstufung notwendig wurde, die als ULTRA (für »Ultra Secret«, also Ultrageheim) bekannt wurde. Der berühmteste Kryptograph in Bletchley Park war der Mathematiker und Computer-Wissenschaftler Alan Turing (Kapitel 66), der beim Knacken des Enigma-Codes eine Schlüsselrolle spielte und später die Theorie entwickelte, die allen heutigen Computern zugrunde liegt. Ihm standen viele Männer und Frauen zur Seite, die so ziemlich alle Nachrichten lasen: von Meldungen deutscher Infanterie-Einheiten bis hin zu den geheimsten Botschaften zwischen Adolf Hitler und seinem Oberkommando.
Doch das Knacken der Enigma verlangte mehr als bloße Theorie und Gehirnschmalz – entsprechende Maschinen waren erforderlich. Massive Enigma-knackende Maschinen, sogenannte Bomben, wurden in Bletchley konstruiert. Diese Maschinen waren elektromechanisch und enthielten Rotoren, die mit elektrischen Schaltkreisen verbunden waren und anzeigen konnten, wenn ein Code geknackt war. Zum Knacken eines Codes wurde einfach ein vorgegebener Kreismechanismus durchlaufen.
Nach Jahren des Vergessens wurde Bletchley Park in den frühen 1990ern rehabilitiert und ist heute ein Museum, in dem die Arbeit tausender Männer und Frauen gewürdigt wird, die die Enigma und andere Codes geknackt haben. Ausgestellt werden historische Chiffriermaschinen (einschließlich der Enigma). Außerdem wird die Arbeit von Bletchley Park umfassend erläutert und auch Winston Churchill (der die Leute in Bletchley als »die Gänse, die goldene Eier legten, aber niemals schnatterten« beschrieb) kommt zu seinen Ehren. Mit einer amüsanten Ausstellung über die Rolle von Brieftauben während des Krieges können Sie einen Museumsbesuch abrunden.
Es gibt sogar eine neue Bombe, die wieder Enigma-Nachrichten knackt und 2007 von den WRNS (Women’s Royal Naval Service)–Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen in Betrieb genommen wurde, die während des Zweiten Weltkriegs für solche Maschinen verantwortlich waren. Die Bombe wurde aus den wenigen Teilen und Plänen rekonstruiert, die der Zerstörung entgangen sind, und aus den Erinnerungen derjenigen, die mit ihr arbeiteten. Sie wird in Bletchley an genau der Stelle ausgestellt, an der sie auch in den 1940ern stand.
Ebenfalls in Bletchley befindet sich das neue National Museum of Computing (siehe Kapitel 58). Es stellt einen der ersten elektronischen Computer aus, den Colossus, der in Bletchley genutzt wurde, um Nazideutschlands komplexesten Code zu knacken, die Lorenz-Chiffre (siehe Kapitel 58).
Die Website von Bletchley Park finden Sie unter http://www.bletchleypark.org/.



