Down House war die Heimat von Charles Darwin, von 1842 bis zu seinem Tod 1882. Das Anwesen umfasst sieben Hektar grünes Land und Gewächshäuser. Nach den jahrelangen Reisen auf der HMS Beagle heiratete Darwin und siedelte sich mit seiner Familie in Downe an. Dort setzte er seine Studien fort, umgeben von einem Garten voller Pflanzen zur Beobachtung und für seine Versuche. Hier schrieb er auch sein bahnbrechendes Werk On the Origin of Species by Means of Natural Selection (Die Entstehung der Arten).
Heute gehört Down House der English Heritage und befindet sich wieder im Originalzustand. In den Gärten stehen Darwins Gewächshäuser mit einer Vielzahl an Orchideen und fleischfressenden Pflanzen. Außerhalb des Salons liegt ein großer Blumengarten mit der Original-Sonnenuhr. Die Wiese ist voller seltener Pilze und die Mauern bieten Raum für eine Vielzahl von Flechten. Es gibt auch einen wilden »Unkrautgarten«, den Darwin nutzte, um seine Idee der natürlichen Selektion zu bestätigen.
Darwin baute 1846 einen kreisförmigen, sandigen Gang, in dem er täglich spazieren ging und nachdachte (Abbildung 43.1). Er nannte ihn seinen »Denkweg« und drehte seine Runden, die er mit Steinchen zählte. Schlendert man heute diesen von Bäumen gesäumten Weg entlang, ist es nicht schwer, sich vorzustellen, wie Darwin, umgeben von seinem eigenen Stück Natur, täglich eine gesetzmäßige und intelligente Selektion wahrnahm.
Das Äußere des Hauses ist von Gittern umgeben, an denen solche Efeu und Schlingpflanzen emporranken, wie sie dort schon zu Darwins Zeit wuchsen. Auch das Innere des Hauses ist interessant. Zwei Räume wurden zu einem Laden und einem Teeraum umgebaut, aber der Rest des Hauses blieb erhalten und ist so möbliert, wie es zu Darwins Zeiten der Fall war.
Darwins altes Arbeitszimmer beherbergt viele Bücher, Instrumente und Notizen. In der Ecke bei der Feuerstelle steht der bequeme Sessel, in dem Darwin zum Schreiben saß. Als Schreibunterlage verwendete er ein mit Leinen überzogenes Brett, das auf den Armlehnen des Sessels ruhte. Der Sessel war mit Rädern versehen. Darwin konnte so im Raum umherfahren ohne aufstehen zu müssen.
Im Arbeitszimmer befinden sich auch Darwins Mikroskope und ein Modell der Beagle. Mit einer kleinen Ausstellung wird Darwins Evolutionstheorie erläutert. Wenn Sie alles gesehen haben, was Haus und Garten zu bieten haben, können Sie sich eine Tasse Tee im Teeraum gönnen, oder in Downe im George and Dragon einkehren, wo Darwin die Treffen der Downe Friendly Society (er war ihr Kassierer) besuchte.
Besucherinformationen sind auf der Website des English Heritage unter http://www.english-heritage.org.uk/server/show/nav.14922/ verfügbar.
Natürliche Selektion
Darwin wusste nichts über Genetik – dafür war er 100 Jahre zu früh dran (siehe Kapitel 71) – aber er beobachtete, dass sich die Charakteristika von Pflanzen und Tieren von einer Generation zur nächsten veränderten, und dass die selektive Kreuzung durch den Menschen zu einer großen Vielzahl von Pflanzen und Tieren mit unterschiedlichen Charakteristika geführt hatte.
Heute bezeichnen wir die Charakteristika eines Organismus als Phänotyp. Damit ist alles gemeint, was sich an einem Organismus beobachten lässt, einschließlich seiner Morphologie, seiner biologischen Eigenschaften und seiner Verhaltensweisen. Darwin kam zu dem Schluss, dass es wünschenswerte Änderungen des Phänotyps gebe, die die Wahrscheinlichkeit erhöhten, dass ein Organismus überlebt.
In On the Origin of Species by Means of Natural Selection schreibt Darwin:
- Owing to this struggle for life, any variation, however slight and from whatever cause proceeding, if it be in any degree profitable to an individual of any species, in its infinitely complex relations to other organic beings and to external nature, will tend to the preservation of that individual, and will generally be inherited by its offspring.... I have called this principle, by which each slight variation, if useful, is preserved, by the term of Natural Selection, in order to mark its relation to man’s power of selection.
Seine Theorie besteht aus drei grundlegenden Aussagen: Nachkommen können Variationen aufweisen, die vorteilhaft sein können, oder auch nicht. Eigenschaften können durch die Eltern an den Nachwuchs vererbt werden. Der Kampf um beschränkte Ressourcen (wie Futter) führt zu einem Kampf zwischen Individuen.
Außerdem schlussfolgerte er, dass dieser Prozess der natürlichen Selektion zu unterschiedlichen Arten führe. 1837 skizzierte Darwin in einem Notizbuch seine ersten Gedanken zum Stammbaum des Lebens (Abbildung 43.2). Die Skizze zeigt aufeinanderfolgende Generationen, die nützliche Eigenschaften von ihren Eltern erben, aber auch leichte Variationen aufweisen, die unter Konkurrenzdruck entstanden sind und die schließlich zu einer neuen Spezies führen.
Darwin begann diese bahnbrechende Zeichnung mit den einfachen Worten»I think« (»ich denke«). Dies war die vielleicht größte Untertreibung aller Zeiten.