37° 55′ 55.37″ N, 122° 1′ 20.1″ W
Die Genfabrik des Joint Genome Institutes im kalifornischen Walnut Creek wirkt nicht gerade wie der Ausgangspunkt der biologischen Revolution. Doch in diesem 5600 Quadratmeter großen Industriebau, der ein wenig abseits des von Bäumen gesäumten Mitchell Drives liegt, wurde ein Großteil des menschlichen Genoms sequenziert.
1997 richtete das amerikanische Department of Energy das Joint Genome Institute ein, um die Arbeit zu vereinen, die von den landesweit verstreuten Laboratorien des Department of Energy durchgeführt wurde. Das in Walnut Creek angemietete Areal wurde zu einem neuen Labor umgebaut, das Teil des Human Genome Project war.
1990 wurde unter der Leitung von James Watson (dem Mitentdecker der DNA-Struktur; siehe Kapitel 71) das Human Genome Project ins Leben gerufen, mit dem Ziel, das menschliche Genom bis zum Jahr 2005 zu sequenzieren. Bei der Sequenzierung eines DNA-Segments wird dieses in seine Grundelemente, die vier Nukleotide Thymin (T), Adenin (A), Guanin (G) und Cytosin (C), aufgespalten und es wird ermittelt, in welcher Reihenfolge diese auftreten.
Die Nukleotide binden sich in Paaren (A mit T und C mit G), die als Basen bezeichnet werden. Die Paare können sich in beiden Richtungen verbinden (d.h. ein AT-Paar ist ebenso möglich wie ein TA-Paar). Bei der fachlichen Kommunikation über DNA-Sequenzen wird der Einfachheit halber immer nur eine Hälfe des Paares angegeben.
Die Sequenz der Basenpaare und damit die Sequenz der Buchstaben A, T, C und G ergibt den genetischen Code eines jeden lebenden Organismus. Die Paare werden in der DNA miteinander verknüpft und zur Produktion von Aminosäuren genutzt. Diese Aminosäuren dienen dann der Herstellung von Proteinen.
Der bovine Circovirus (ein einfacher Rindervirus) besitzt zum Beispiel eine DNA-Sequenz aus 1768 Paaren:
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Das Human Genome Project hatte sich zum Ziel gesetzt, die Sequenz der Nukleotide im Menschen zu bestimmen. Das war aufgrund der Anzahl der Basenpaare (etwa drei Milliarden) eine riesige Herausforderung. Mithilfe einer als Shotgun Sequencing bezeichneten Technik (siehe Kasten) konnte die Aufgabe bereits im Jahr 2003 abgeschlossen werden, zwei Jahre früher als geplant. Das gesamte menschliche Genom kann man sich im Web unter http://www.ensembl.org/Homo_sapiens/ansehen.
Glücklicherweise bietet das Joint Genome Institute kostenlose Führungen durch die Einrichtung an. Die Führungen dauern etwa eine Stunde. Dabei können die Besucher das Equipment für die DNA-Sequenzierung ganz aus der Nähe betrachten. Erläutert wird zunächst das Institut selbst, im Anschluss dann die Geschichte der DNA-Sequenzierung und abschließend das Human Genome Project. In der Führung eingeschlossen ist auch die Robotermaschinerie, mit der die DNA automatisch zerlegt wird, um deren Sequenz zu bestimmen.
Informationen zum Joint Genome Institute finden Sie unter http://www.jgi.doe.gov/education/tours.html. Es ist unumgänglich, im Voraus eine entsprechende Führung zu buchen.


