51° 24′ 53.1″ N, 2° 7′ 1.85″ W
William Henry Fox Talbot entwickelte das Positiv-Negativ-Verfahren während er in Lacock Abbey lebte. Er war ein Zeitgenosse des Franzosen Louis Daguerre, der zur selben Zeit die Daguerreotypie entwickelte. Talbots Erfindung erlaubte es, mehrere Abzüge eines Negativs herzustellen, während mit Daguerres Methode nur ein Bild möglich war.
Ursprünglich arbeitete Talbot nicht mit dem Positiv/Negativ-Verfahren: alle Fotographien waren Negative. Er stellte lichtempfindliches Papier her und nutzte es für Kontaktabzüge. Die zu fotografierenden Objekte (z. B. eine Spitze) wurde mit dem Papier in Berührung gebracht (evtl. getrennt durch eine Glasscheibe) und dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das Resultat war ein Negativ, das er photogene Zeichnung nannte.
1841 nutzte er diese Negative, um Positivabzüge herzustellen. Dazu erzeugte er zuerst negative Fotos und verwendete dann die gleiche oben beschriebene Technik, um eine Aufnahme des Negativs zu machen. Dies bezeichnete er als Kalotypie. Mit einem Negativ konnte er so viele Positive herstellen.
1844 veröffentliche Talbot das erste Buch mit Fotografien. Das Pencil of Nature enthielt nur 24 Fotografien (einschließlich einer Ansicht von Lacock Abbey in Abbildung 54.1) und eine Beschreibung der Funktionsweise der zugrundeliegenden Technik. Es werden auch mögliche Einsatzgebiete der Fotografie (z. B. als Beweismittel bei Gericht) diskutiert. Nur wenige Exemplare des Buchs sind erhalten geblieben, aber Seiten aus dem Buch sind im Museum in Lacock ausgestellt.
Abbildung 54.1 Lacock Abbey, fotografiert von William Henry Fox Talbot; zur Verfügung gestellt von Glasgow University Library, Department of Special Collections
Lacock Abbey ist eine abgeschiedene mittelalterliche Abtei, die im 16. Jahrhundert in ein Landhaus umgewandelt wurde. Heute gehört die Abtei dem National Trust und beherbergt ein Museum zu Talbots Leben und Werk. Das Museum besitzt viele seiner Fotografien. Außerdem werden der Prozess und das dabei genutzte Equipment erläutert.
Talbot interessierte sich auch für Botanik (viele seiner frühen Fotografien zeigen Blumen, Blätter und Pflanzen). Die Abtei ist von Wäldern und Gärten umgeben, darunter auch der Rosengarten seiner Mutter (der basierend auf Talbots eigenen Fotografien wiederhergestellt wurde). Auch Talbots botanischer Garten wurde hier jüngst vom National Trust wieder angelegt.
Talbots erste Fotografie hatte etwa die Größe einer Briefmarke und zeigt das Erkerfenster in Lacock Abbey (Abbildung 54.2). Dieses Erkerfenster gibt es noch heute und ist ein beliebtes Motiv für die Touristen.
In der Nähe von Lacock Abbey liegt Lacock Village. Unsere moderne Zeit scheint an dieser Ortschaft völlig vorbeigegangen zu sein. Es finden sich hier zahlreiche Fachwerkhäuser aus dem 13. Jahrhundert, was diesen Ort zu einer beliebten Location für Film- und Fernsehproduktionen macht. Wenn Sie bei einem Spaziergang um die Abtei ein Déjà-vu erleben, dann liegt das vielleicht daran, das hier zwei Harry Potter-Filme gedreht wurden.
Details zum Besuch der Abtei und des Museums finden Sie beim National Trust unter http://www.nationaltrust.org.uk/lacock/.



