Südwestlich von Paris war das fruchtbare Loire-Tal während der gesamten Renaissance die Heimat der französischen Könige und Adelsgeschlechter. In diesem Tal gibt es hunderte von Schlössern, die seit dem 10. Jahrhundert von Königen und Adligen errichtet wurden, und von denen viele öffentlich zugänglich sind. In einem dieser Schlösser lebte und arbeitete Leonardo da Vinci die drei letzten Jahre seines Lebens.
Er kam in im Jahre 1516 auf Einladung des Königs François I in das Château du Clos Lucé. Der König überließ da Vinci das Schloss und gab ihm eine Rente, von der er leben konnte. Heute befindet sich das Schloss wieder in seinem Renaissance-Zustand und beherbergt ein Museum mit da Vincis Erfindungen.
Auch da Vincis Schlafzimmer (in dem er lebte und starb) und sein Arbeitsraum können besichtigt werden. Es gibt sogar einen unterirdischen Gang, der angeblich zum Schloss des Königs führt, und den König François I bei Besuchen genutzt haben soll.
Als da Vinci in Frankreich eintraf, hatte er drei wertvolle Bilder dabei: Heilige Anna Selbdritt, Johannes der Täufer und Mona Lisa. Alle drei hängen nun im Louvre in Paris. In Clos Lucé malte, illustrierte und erfand da Vinci auch weiterhin. Er arbeitete auch an architektonischen Projekten für den König und an Bewässerungssystemen zwischen den Flüssen Loire und Saône.
Heute finden Sie in den Gärten des Schlosses transparente Reproduktionen vieler großer Gemälde und Skizzen da Vincis. Auch die Skizze des vitruvianischen Menschen können Sie hier bewundern. Dargestellt ist ein nackter Mann, eingebettet in einem Kreis und einem Quadrat, dessen Arme und Beine in zwei verschiedenen Positionen ausgestreckt sind, um die Proportionen des Körpers zu veranschaulichen.
da Vincis 40 Erfindungen
Das Château de Clos Lucé ist weit mehr als nur da Vincis früheres Domizil. Es beherbergt eine Sammlung von 40 Reproduktionen seiner Erfindungen, darunter ein Maschinengewehr, ein Panzer, eine Kanone mit einstellbarem Schusswinkel, das erste Auto, der Entwurf eines Hubschraubers, eine Flugmaschine, ein Fallschirm, ein Gleitsegler, Paddelboote, eine Drehbrücke und ein Doppelhüllenboot.
Die Ausstellungsstücke sind verteilt. Im Schloss selbst können Sie sich die kleineren Modelle anschauen. Weitere Objekte finden Sie in einer separaten Halle, in der auch eine audiovisuelle Präsentation zu da Vincis Leben und Werk angeboten wird, sowie im Garten des Anwesens.
Besonders interessant ist da Vincis Auto mit Uhrwerk-Antrieb. Das Auto (das eher einer Schubkarre ähnelt) wird durch zwei große Federn angetrieben. In der Halle gibt es ein 1:1-Modell von da Vincis Flugmaschine, die über eine Flügelspannweite von 12 Metern verfügt.
In den Gärten findet man große Modelle, mit denen der Besucher spielen kann. Dazu gehört auch da Vincis Entwurf eines Hubschraubers (Abbildung 10.1), Paddelboote, ein Wasserrad und ein Panzer. Es gibt sogar ein Modell seines pyramidenförmigen Fallschirms.
Ebenfalls in den Gärten findet man einen Bereich, in dem da Vincis botanische Zeichnungen, seine geologischen Studien und sein Wissen über das Wasser gezeigt werden. Im Garten gibt es auch eine von da Vinci erfundene doppelstöckige Holzbrücke zu sehen.
Englisch sprechende Besucher können eine Audio-Tour unternehmen. Der gedruckte Schlossführer ist ebenfalls auf Englisch verfügbar.
Vollständige Informationen zum Schloss finden Sie auf http://www.vinci-closluce.com. Ein hilfreicher Führer für den Besuch des Loire-Tals steht unter http://www.loirevalleytourism.com/ zur Verfügung. Eine großartige Möglichkeit, die Loire-Region zu bereisen, ist sicher eine Radtour auf dem »La Loire à Vélo«-Weg, der dem Fluss folgt und dabei an vielen Schlössern, auch dem Château du Clos Lucé, vorbeiführt.