Epilog

Der Golf von Bengalen war tiefblau, und der klare Morgenhimmel spiegelte sich darin. Die Zwanzig-Meter-Jacht glitt durch das Hafenbecken und erreichte das Dock. Auf dem Pier stand ein dunkelhäutiger Junge, der kein Hemd trug. Der Kapitän der Jacht warf ihm die erste Festmacherleine zu. Der Junge fing sie auf und schlang sie um einen freien Poller. Genauso verfuhr er mit zwei weiteren Leinen und half, die Jacht fest an dem grauen, verwitterten Pier zu sichern.

Der Mann trat an die Reling und gab dem Jungen ein paar Geldscheine. Der Junge nahm das großzügige Trinkgeld mit Freuden in Empfang, doch als er aufblickte, zuckte er verängstigt zusammen. Einen Moment erstarrte er, war nicht in der Lage, sich vom Anblick des Mannes loszureißen. Schließlich aber senkte er den Blick, nickte dankend und rannte davon.

Der Kapitän schenkte dem Jungen keine Beachtung, ging über das Deck der Jacht und stieg nach unten in die Kajüte. Er stieg über die Leiche der Frau hinweg, als wäre sie ein schlafendes Hündchen. Ihren Ehemann hatte er vor drei Stunden mitten auf dem Meer über Bord geworfen, nachdem er ihm zuvor einen Anker an die Füße gebunden und ihm den Bauch aufgeschlitzt hatte – als Einladung an die Fleischfresser des Meeres.

Das Gesicht des Mannes heilte inzwischen, doch die Narben waren grauenvoll. Männer schnappten nach Luft, wenn er an ihnen vorüberging; Frauen hatten alle Mühe, nicht vor Entsetzen loszukreischen. Er sah aus wie ein Ungeheuer, das dem Grab entstiegen war, den finsterten Tiefen der Erde. Sein linkes Auge war milchig weiß; die blassblaue Iris schien sich völlig aufgelöst zu haben. Von seiner linken Schläfe über die Wange und das Kinn bis hinunter zum Hals sah die Haut wie eine wellige, vernarbte Fleischmasse aus und erinnerte an geschmolzenes Wachs. Wenn er lief, musste er den Körper leicht schief halten, ein wenig nach links verdreht, als würde er ein schweres Gewicht tragen. Die Kugel saß immer noch in seiner fünften Rippe; die Schmerzen, die sie ihm bereitete, waren eine ständige Erinnerung an seine Nahtod-Erfahrung.

Er nahm das gerahmte Foto von der Wand, das den Ehemann und seine Frau zeigte, entfernte die hintere Abdeckung und riss das Bild heraus. Dann zog er das eselsohrige Foto aus der Tasche und schaute es sich an. Es war sein Lieblingsfoto, weil die Sonne so wunderschön in ihrem blonden Haar schimmerte und ihre Augen so grün waren wie Smaragde.

Er steckte das Foto in den Rahmen, hängte es wieder an die Wand und trat einen Schritt zurück. Das sanfte Schaukeln des Schiffes ließ sie beinahe lebendig erscheinen, und das Herz ging ihm auf.

Sie war das Einzige, was er liebte.