Als der große Zombie ihn attackierte, warf Chong sich zur Seite. Er landete auf dem Boden, rollte sich ungelenk ab und prallte dann gegen die gegenüberliegende Wand, weil er zu schnell wieder hochkam. Während er über den Boden gerollt war, hatte er versucht, das Rohr zu fassen zu bekommen, aber seine Finger streiften das kalte Metall lediglich, und es rutschte noch weiter von ihm fort.
Die Zuschauer jubelten, wobei Chong nicht zu sagen vermochte, ob sie seinen Versuch oder dessen Scheitern honorierten.
Der Zombie drehte sich um – viel schneller, als Chong es ihm zugetraut hätte –, und statt des üblichen matten Stöhnens fauchte er ihn regelrecht an. Abgrundtiefer Hass sprach aus diesem Laut. Chong zögerte. Hass war eine Emotion und Zombies besaßen keine Emotionen. Trotzdem konnte er die Boshaftigkeit und Heimtücke, die in das knurrende Gesicht des lebenden Toten eingebrannt waren, eindeutig erkennen.
»Nein …«
Die Menge musste ihn gehört haben, denn sie brach in wildes Gelächter aus.
»Überraschung, kleiner Mann«, verhöhnte ihn der Verkohlte. »Ich wette, du hast so einen Frischling wie Big Joe noch nie gesehen.«
Der Zombie – Big Joe – machte einen schwerfälligen Schritt auf Chong zu. Aber er stellte seinen Fuß auf das Rohr, das unter seinem Gewicht erneut ins Rollen geriet. Chong nutzte die Gelegenheit, sprang vorwärts und versuchte, einen der Tritte zu landen, die Tom ihnen beigebracht hatte. Dabei sollte der flache Fuß im Sprung gegen den Masseschwerpunkt des Gegners platziert werden, um ihn nach hinten zu Fall zu bringen.
Das war jedenfalls der Plan.
Doch Chongs Fuß verfehlte den Magen des gewaltigen Zombies und traf ihn an der linken Hüfte. Statt den Zombie nach hinten zu katapultieren, wirbelte er dessen massigen Körper herum, und da der Untote durch den Tritt auf das rollende Rohr ohnehin schon wankte, geriet er nun vollends aus dem Gleichgewicht und fiel zu Boden. Das Rohr schnellte hoch und schlug dumpf gegen die Wand. Chong landete hart auf dem Hintern, und ein heftiger Schmerz schoss ihm vom Steißbein die Wirbelsäule hinauf, bis er schließlich in seinem Gehirn ein Feuerwerk auslöste. Diese neue Qual, die seine sonstigen Schmerzen nur noch verstärkte, gab Chong das Gefühl, als stürze er in eine Welt, in der nichts als Schmerz herrschte.
Trotz seiner Qualen und seiner Benommenheit wusste er, dass es seinen Tod bedeutete, wenn er einfach sitzen blieb. Er sah zwar noch immer Sternchen, drehte sich aber trotzdem schnell auf Hände und Knie und angelte nach dem Rohr.
Das Grölen der Menge übertönte das Stöhnen des Zombies und sein Ächzen, als er sich aufzurappeln versuchte. Und in dem Moment, in dem sich Chongs Finger um das kalte Metall schlossen, schlang sich Big Joes eisige Hand um Chongs Hals. Der Untote pflückte ihn vom Boden, als sei er leicht wie eine Feder. Kalte Spucke spritzte auf Chongs nackte Schultern, während der widerwärtige Mund des Zombies immer näher kam.
Chong kreischte vor Angst und Schmerz, schwang das Rohr mit beiden Händen über den Kopf und ließ es herabsausen. Es landete so fest auf der Stirn des Zombies, dass Chong die Vibration des Aufpralls in den Händen spüren konnte.
Doch der Zombie ließ nicht locker.
»Oh, oh!«, rief der Verkohlte und löste damit weiteres Gelächter aus.
Chong spürte, wie sich die rauen Schneidezähne des Zombies langsam in seine Schulter gruben. Er schrie und schlug immer wieder mit dem Rohr auf seinen Gegner ein. Die Zähne erhöhten ihren Druck, bis der Schmerz unerträglich wurde. Aber nach einem weiteren Schlag mit dem Rohr ließ der Zombie ihn plötzlich los und Chong fiel zu Boden. Er landete hart auf dem Lehm, krabbelte aber sofort weg wie eine Spinne, reckte den Hals und blickte über die Schulter, während der Zombie rückwärts taumelte, die Augen stumpf vor Verwirrung. Eine tiefe Kerbe prangte auf seiner Stirn, dort, wo das Rohr ihn getroffen hatte. Aber auf seinen Lippen leuchtete rotes, frisches Blut!
Chong drehte fast durch. Er stürzte sich auf das Monster und schwang das Rohr mit solcher Kraft, dass er spürte, wie sich seine Muskeln dehnten und einrissen. Speichel flog aus seinem Mund, und die Welt schien hinter einem roten Schleier zu verschwinden, als er das schwarze Metallrohr des Motor City Hammers wieder und wieder niedersausen ließ.
Der Zombie fiel gegen die Wand, aber Chong schlug weiter auf ihn ein. Big Joe verlor den Halt. Während er auf den Lehmboden glitt, bearbeitete Chong ihn unaufhörlich mit dem Rohr – selbst dann noch, als die Hände des Monsters bereits schlaff herabhingen. Erst als der Untote in sich zusammensackte, zur Seite kippte und sein Kopf nur noch eine klumpige Masse bildete, hielt Chong inne, den blutigen Prügel hoch in die Luft gereckt.
Big Joe war tot und die Menge jubelte. Chong ließ das Rohr fallen und drehte den Kopf, um sich seine Schulter anzusehen. Seine Haut und die darunter liegende Muskulatur waren aufgerissen. Über seine Brust und seinen Rücken lief Blut.
»Oh Gott«, flüsterte er.
Er war gebissen worden.
