Ein typischer Mörder bleibt am liebsten für sich.

Das könnte man zumindest meinen, wenn man den hirnverbrannten Fernsehnachrichten Glauben schenkt. Da wird irgendwann immer ein Nachbar oder ein Kollege des frisch verhafteten Mörders interviewt und die beten dann stets dieselben Mantras runter.

»Wir haben ihn kaum gesehen«, sagt der Erste. »Aber sein Vorgarten war immer schön gepflegt.«

Der Nächste fügt hinzu: »Er hat immer höflich gelächelt, aber richtig dazugehört hat er nie, stimmt’s, Ethel?«

»Nein, nein. Er blieb am liebsten für sich.«

Als würde man gleich zum Mörder, nur weil man das Bedürfnis nach Privatsphäre hat.

Ich bin nicht sicher, ob ich auch schon vor Meggie ein Einzelgänger gewesen bin; jetzt bin ich notwendigerweise zu einem geworden. Es gibt Momente, in denen der Drang, mich jemandem anzuvertrauen, alles zu gestehen, meine Seele zu öffnen, beinahe genauso überwältigend ist wie der Instinkt, der die Tat selbst herbeigeführt hat, die ich jetzt verborgen halten muss. Aber mein wahres Ich muss für sich bleiben. Und dabei muss ich stets so tun, als wäre ich ganz normal.

Um einen Mord zu begehen, bedarf es nur eines kurzen Moments der Schwäche.

Um deine Freiheit zu behalten, bedarf es lebenslanger Konzentration.