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Auf Zehenspitzen schleiche ich mich ins Haus, in der Hoffnung, der spanischen Inquisition zu entgehen.

»Alice?«, meldet sich Dad aus dem Wohnzimmer. Ich erstarre.

»Ich gehe ins Bett!«, rufe ich zurück. »Bin total müde.« Dann halte ich die Luft an.

Er grunzt: »Okay, dann gute Nacht, Schätzchen.« Schätze mal, er hat auch nicht viel mehr Lust auf Reden als ich.

Ich schalte meinen Laptop ein, obwohl ich wette, wer auch immer hinter dem ganzen E-Mail-Quatsch steckt, hat sich in den Cyberspace verzogen wie der feige Hacker, der er schließlich auch ist.

Betreff: Re: Re: Meggie Forster hat dir eine Einladung für den Strand geschickt

Ich starre auf die Betreffzeile. Ich kann nicht glauben, dass er tatsächlich geantwortet hat. Vielleicht liebt der Typ sein Stalkerdasein so sehr, dass er sich jetzt auch mit der zweitbesten Schwester zufriedengibt?

Oder vielleicht ist es wirklich sie.

Nein, so blöd bin ich nun auch wieder nicht, das zu glauben. Ich wäge meine beiden Optionen ab: Öffnen oder Löschen.

Keine Frage, oder?

An: [email protected]

Von: [email protected]

Datum: 24. September 2012

Betreff: Re: Re: Meggie Forster hat dir eine Einladung für den Strand geschickt

Bitte, Florrie … ich warte schon so lange

Zuerst denke ich, dass ich wohl betrunkener sein muss, als ich dachte. Der Text wirkt eher wie mit der Hand geschrieben, nicht wie irgendeine Computerschriftart, und ist zudem auch noch verwischt, so als wäre die Tinte im Regen verlaufen …

Nur dass es keine Tinte sein kann, oder? Ich habe hier einen Computerbildschirm vor mir und kein Papier.

Aber das ist nicht das Seltsamste an der Sache.

Ich schließe die Augen. Das habe ich mir doch nur eingebildet, oder?

Ich öffne die Augen wieder und es ist immer noch da.

Florrie

Mein vollständiger Name lautet Alice Florence Forster. Gezeugt – mein Gott, wie konnten sie mir bloß aus diesem Grund diesen Zweitnamen geben? – in einem Hotel in Florenz, am Hochzeitstag meiner Eltern. Meggies zweiter Vorname lautet London. Genau genommen wurde sie in einem Einzimmerapartment in Shepherd’s Bush gezeugt, aber selbst meiner Mutter war klar, dass das wohl einen Schritt zu weit gehen würde.

Mein Zweitname allerdings ist ein wohlgehütetes Geheimnis, das nur sechs Menschen kennen: meine Klassenlehrerin, mein Hausarzt, mein Zahnarzt, meine peinlichen Eltern …

… und meine Schwester.

Der einzige Mensch auf der Welt, der es sich erlauben darf, mich Florrie zu nennen.