54.

Zur Verwunderung aller überlebte Paul Busch. Die deutschen Ärzte sagten, er habe großes Glück gehabt, dass der Herzinfarkt ihn nicht das Leben gekostet hatte, und sie rieten ihm, rotes Fleisch zu meiden und den Cholesterinwert zu senken. Sie nähten seine Schulter und schienten seine beiden Finger. Dank der fünftausend Euro, die Simon den Ärzten gab, stellten sie keine Fragen nach dem Ursprung der Verletzungen. Fünf Tage später durfte Paul nach Hause fliegen, und Jeannie schloss ihn am Flughafen in die Arme. Sie umarmte ihn zehn Minuten lang, ehe sie ihm die Hölle heißmachte, weil sie sich so große Sorgen um ihn gemacht hatte.

Paul saß auf einem Stuhl im Büro von Captain Delia, während sein Chef vor ihm stand und ihm ebenfalls die Hölle heißmachte. »Und Sie sagen, Sie ziehen die Anzeige wegen Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen zurück?«, rief der Captain.

»Seine Frau lag im Sterben. Er wollte alles tun, um sie zu retten. Deshalb hatte er eine ehrliche Arbeit angenommen«, erwiderte Paul.

»Und warum dann vorher so ein Theater?« Delia lief hin und her. »Warum der Hausarrest?«

»Ich habe vorschnell gehandelt. Er ist ein guter Freund. Ich dachte, er würde es ausnutzen. Das änderte sich, als ich von der Situation erfuhr. Er hat gegen keine einzige Bewährungsauflage verstoßen... na ja, außer vielleicht, indem er die Staaten verlassen hat. Aber ich könnte nicht damit leben, wenn er wieder ins Gefängnis müsste.«

»Freunden Sie sich nie mehr mit Bewährungshäftlingen an, Paul. Das meine ich ernst.« Delia zog seine Jacke aus, hängte sie über die Stuhllehne und setzte sich. Dann schaute er auf Pauls verbundene Finger. »Würden Sie mir das bitte mal erklären?«

»Die Kinder, die Autotür, meine Finger und wahnsinnige Schmerzen.«

Delia lächelte. »Mit Ihnen geht es echt den Bach runter. Es kursiert das Gerücht, dass Sie Herzprobleme hatten. Glauben Sie, dass Sie das Jahr lebend überstehen, wenn Sie so weitermachen?«

»Es geht mir gut. Zu viel rotes Fleisch. Jeannie drängt mich dennoch, den Job aufzugeben.«

»Und was halten Sie davon?«

»Es ist wohl ein Klischee, aber ich hab darüber nachgedacht, eine Kneipe zu eröffnen. Ich weiß nicht. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, Captain, wenn ich Ihr hübsches, fröhliches Gesicht nicht jeden Tag sehen würde.« Paul stand auf und öffnete die Tür.

Delia hielt ihn auf. »Haben Sie Thal gesehen?«

»Thal ?« Paul drehte sich um.

»Ja, Thal. Sie erinnern sich doch sicher. Der Bursche von den Internen Ermittlungen, der Ihre Fälle unter die Lupe genommen hat.«

»Vielleicht ist er tot. Ist mir egal.«

»He, mit so etwas treibt man keine Scherze.«

»Wenn ich ihn sehe, sage ich Ihnen Bescheid«, versprach Paul, ehe er das Büro des Captains verließ.

Der dunkle Pfad Gottes
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