33.
Für andere sah es vermutlich so aus, als joggten zwei Freunde durch den Park. Sie mischten sich unters Volk und näherten sich ihm vom Tor auf der Südseite des Parks. Doch als Michael die beiden Männer sah, verkrampfte sich sein Magen. Er hatte vor langer Zeit gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen, und diese Typen waren eine Bedrohung für ihn. Beide Männer waren Riesen, und beide trugen Jogginganzüge. Ihr kraftvoller Laufstil verriet Professionalität und militärische Präzision. Sie folgten dem Joggingweg in Michaels Richtung und nahmen keine Sekunde den Blick von ihm, als sie sich ihm in gleichmäßigem Tempo näherten. Die beiden sahen aus, als könnten sie stundenlang joggen, ohne dass ihnen die Puste ausging. Sie waren noch vierhundert Meter entfernt – die halbe Entfernung bis zu dem Tor vor ihm.
Michael rannte, so schnell er konnte, auf das Tor zu. Wider besseres Wissen schaute er sich um. Die beiden Männer hatten ihr Tempo erhöht und liefen in perfektem Rhythmus.
Michael war nur noch knapp zwanzig Meter von der Freiheit entfernt, als die schwarze Limousine wieder auf der Straße auftauchte. Der Kühlergrill war schwer beschädigt, aber das schien den Fahrer nicht zu stören; der Motor heulte aggressiv auf.
Michael lief schneller und passierte das Tor. Das Fenster des Wagens wurde wieder geöffnet, aber diesmal warf Michael keinen Blick hinein. Er rannte eine lange, verlassene Straße entlang, die auf beiden Seiten von glänzenden gläsernen Bürotürmen gesäumt war. Michael hatte einen bitteren Geschmack im Mund und das Gefühl, seine Lungen würden gleich platzen.
Die beiden Männer in den Jogginganzügen passierten wenige Sekunden nach ihm das Tor und blieben ihm dicht auf den Fersen. Sie würden sicherlich Schalldämpfer benutzen, dachte Michael. Sie würden ihn in den Wagen zerren, auf den Boden pressen und ohne Zeugen erschießen.
Die Limousine beschleunigte. Die beiden Riesen rannten neben dem Wagen her. Michael bog auf eine andere Straße ein, auf der reger Berufsverkehr herrschte. Einige Autos bremsten scharf. Michael rannte den Bürgersteig entlang, während eine Stimme in seinem Kopf in demselben Rhythmus wie sein pochendes Herz immer wieder rief: Schneller, schneller, schneller!
Die beiden Männer in den Jogginganzügen ließen sich von dem dichten Verkehr nicht beeindrucken. Sie waren nur noch zehn Meter von Michael entfernt. Keuchend und außer Atem suchte Michael verzweifelt nach einem Ausweg, einer Zuflucht. Und tatsächlich fand er sie. Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven und bog links ab.
Jetzt konnte er die Männer atmen hören. Sie kamen immer näher. Michael stellte sich innerlich auf ihren Angriff ein, doch der erfolgte nicht. Mit letzter Kraft überwand er die zwei Meter hohe Steinmauer. Die beiden Männer sprangen auf ihn zu und griffen nach seinen Füßen, verfehlten sie aber um wenige Zentimeter.
Die Limousine hielt mit kreischenden Reifen auf der Straße und blieb dort stehen. Die beiden Männer machten keine Anstalten, über den Zaun zu springen, obwohl es für sie kein Problem gewesen wäre. Stattdessen ließen sie die Arme hängen. Ihre Gesichter waren kalt und ausdruckslos. Sie sagten kein einziges Wort, als sie ungerührt beobachteten, wie Michael durch die offene Tür der kleinen Kirche verschwand.