32.
Es war erst eine Minute nach zehn, doch Anna Schaffen wollte ihr Geschäft für diesen Tag schließen – vielleicht für die ganze Woche oder noch länger. Vor zehn Minuten hatte ein großer, dunkelhaariger, gut aussehender Held aus einem ihrer erotischen Romane den Laden betreten. Anna war von dem Mann begeistert gewesen. Wäre sie nicht siebenundsiebzig Jahre alt, hätte sie sich mit ihren einhundertachtzig Pfund auf ihn gestürzt, um ihn zu vernaschen.
Vor allem aber hatte sie das Geschäft ihres Lebens gemacht. Seit dem Besuch des Papstes im Jahre 1986 hatte sie nicht mehr so viel an einem einzigen Tag verkauft – sämtliche Kreuze, die sie auf Lager hatte.
Der Mann hatte ihr nicht gesagt, warum er die Kreuze haben wollte – die goldenen, silbernen, antiken, die aus Holz und sogar die billigen aus Plastik, die Anna dem kleinen Spanier vor zwei Jahren abgekauft hatte und die niemand haben wollte. Egal, ob man sie an die Wand hängen oder als Anhänger an einer Kette tragen konnte – der Mann kaufte alle Kreuze, die er bekommen konnte, und zahlte bar.
Dann hatte er sich nach Stingline erkundigt, dem Waffenhändler. Anna zeigte ihm, in welche Richtung er musste, und half dem Mann dann, die Kisten in seinen Wagen zu packen. Als er wegfuhr, fragte sie sich, warum dieser Fremde, der doch gerade erst sämtliche Kreuze in ihrem Laden gekauft hatte, sich nach einem Waffengeschäft erkundigte.