18.

Keiner hat etwas davon gesagt, dass ich hier erfrieren muss!«, schimpfte Jane Arlidge und rieb sich die Hände, um die Kälte zu vertreiben.

Niemand hatte ihr gesagt, dass sie Ende Juni einen Pullover brauchte. Man hätte doch meinen können, sie hätten ihr letzte Woche, als die blauen Uniformen verteilt wurden, wenigstens einen Pullover gegeben.

Jane Arlidge saß in einem großen, fensterlosen Raum. An der hinteren Wand stand eine Reihe von Servern mit grün, blau und rot blinkenden Lichtern. Auf dem Boden lag ein Gewirr von Kabeln. Es stand nur ein vernünftiger Schreibtisch zur Verfügung. Jane, die sich halbtot fror, saß auf dem Lederstuhl mit der hohen Lehne, der viel bequemer war als die kalten Metallstühle vor den Computern.

»Elf Grad, du meine Güte. Eine Temperatur wie im Kühlschrank.« Die forsche junge Polizistin, die frisch von der Polizeiakademie kam, saß vor einer Reihe von Monitoren im Computerraum des Polizeireviers von Byram Hills. Es waren mindestens dreißig Stück. Auf jedem war ein Grundriss zu sehen, auf dem ein kleiner grüner Punkt umherwanderte. Am unteren Bildrand wurden ein Name, eine Identifikationsnummer und eine Statuszeile eingeblendet.

Die Monitore, auf die Jane starrte, waren allesamt Straffälligen zugeordnet, die auf einen Gerichtstermin, eine Gefängniszelle oder das Ende ihrer Strafe warteten. Diejenigen, denen mit diesen hübschen Fußreifen Hausarrest zugebilligt wurde, stellten das geringste Risiko dar. Sie kannten Gewissensbisse und Reue, und die Gefahr, dass sie abhauten, war sehr gering. Die Fußfessel war bei ihnen eigentlich gar nicht nötig. Sie diente nur dazu, sie ständig daran zu erinnern, dass sie überwacht wurden. Jane wusste das, und daher ging sie diesen Job ziemlich locker an. Sie hatte den Tipp ihres Vorgängers befolgt und sich ein paar Bücher mitgebracht. Von einem Stapel Pullovern hatte der Kollege allerdings nichts gesagt.

Als der Alarm ertönte, fiel Jane fast hintenüber. Ein schriller, durchdringender Ton kam vom Monitor siebenundzwanzig. Das grüne Blinklicht war erloschen. »Nein, nein, nein! Scheiße!« Als Jane nach dem Telefonhörer griff, fielen ihre Bücher und die Zeitung auf den Boden. Doch ehe sie die Nummer gewählt hatte, blinkte die grüne Anzeige wieder, als wäre sie niemals verschwunden gewesen.

Jane wählte dennoch die Nummer.

Das Telefon klingelte. »Hallo?«

»Mr. St. Pierre?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte leicht.

»Ja.«

Jane war durcheinander. War es nur ein Computerfehler gewesen? Hatte sie an ihrem ersten Tag einen Fehler gemacht? »Byram Hills Police Department, elektronische Überwachung. Offenbar gab es für einen Augenblick keine Verbindung.«

»Tut mir leid. Ich war unten, um die Post zu holen.«

Jane atmete erleichtert auf. »Dann war die Verbindung wahrscheinlich im Aufzug unterbrochen«, überlegte sie. »Sie müssen sich jedes Mal abmelden, wenn Sie die Wohnung verlassen, okay?«

»Klar. Tut mir leid. Für mich ist das alles neu. Soll nicht wieder vorkommen.«

»Gut.« Die junge Polizistin legte erleichtert auf.

Der dunkle Pfad Gottes
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