9.

Die von Michelangelo entworfene Kuppel des Petersdoms ragte einhundertneunzehn Meter in die Höhe. Es hatte vierundvierzig Jahre gedauert, bis die gigantische Vision des genialen italienischen Malers, Bildhauers und Baumeisters vollendet war. Diese Kuppel war gewissermaßen die goldene Krone der Kirche.

Als die aus sechs Gelehrten bestehende Gruppe den Altar des Petersdoms umstand, hob Michael den Blick und staunte über die mehr als vierhundert Jahre alte Handwerkskunst, die sich seinen Blicken offenbarte. Michael trug locker sitzende Kleidung und eine hellbraune Weste über einem weißen Oxford-Hemd. In der Brusttasche steckte ein Kugelschreiber Etui mit Stiften. Über seiner Schulter hing eine Umhängetasche aus Leder, in die er unter anderem zwei Notizblöcke, eine Kamera, ein paar weitere Stifte sowie Taschenbücher über den Vatikan gepackt hatte. Die Bücher nahm er nun heraus und verstaute sie in der Hosentasche. Mit der runden, goldgeränderten Brille sah er aus wie ein Gelehrter.

Nach einem einstündigen Vortrag über die Geschichte dessen, was sie zu sehen bekommen würden, begann die Besichtigung um 9.15 Uhr. Sie diente als Vorbereitung auf einen noch ausführlicheren Vortrag, an dem sie an diesem Nachmittag teilnehmen konnten. Der Rundgang sollte drei Stunden dauern und um 12.15 Uhr in der Sakristei und Schatzkammer beendet werden. Michael hatte nicht vor, sich den Vortrag an diesem Nachmittag anzuhören. Wenn seine Gruppe sich im Vortragssaal versammelte, würde er bereits in einem Flugzeug sitzen und Rom verlassen.

Michael blickte auf die Uhr und stoppte die Zeit. Er hatte alles vorbereitet. Nun blieben ihm drei Stunden Zeit.

Die Gruppe, der Michael sich angeschlossen hatte, bestand im Gegensatz zu den Touristengruppen, an deren Anblick er sich in den letzten vier Tagen gewöhnt hatte, größtenteils aus Gelehrten. Schwester Katherine und Schwester Teresa hatten ihre mageren Ersparnisse zusammengelegt und waren dem Nonnenkloster Cenacle in Irland entflohen, wo sie halfen, angehende Nonnen in katholischer Geschichte zu unterrichten. Sie unternahmen diese Reise, um sich fortzubilden, freuten sich aber besonders auf die Messe, die der Papst am nächsten Tag auf dem Petersplatz lesen würde. Michael vermutete, dass die beiden Schwestern sich wie Groupies fühlten, die ihrem Lieblingsrockstar folgten. Sie hatten schon an drei Papstmessen teilgenommen, doch sie hätten in einem VW-Bus übernachtet, Kartoffelsäcke angezogen und T-Shirts verkauft, nur um eine weitere Predigt des Papstes zu hören.

Zu der Gruppe gehörten auch zwei Rabbiner, Abramowitz und Lohiem aus Brooklyn. Die beiden älteren Männer waren überaus freundlich und erfreuten sich an jedem Atemzug. Ihr jugendliches Temperament täuschte über ihr fortgeschrittenes Alter hinweg. Viele Touristen fanden es sonderbar, im Vatikan jüdische Geistliche zu sehen. Sie wussten nicht, dass das jüdische Volk Jesus Christus zwar nicht für den Messias und Erlöser hielt, dass er für sie aber ein Lehrer war, der sein Leben als vorbildlicher Jude und Rabbiner gelebt hatte. Und Petrus, in dessen Namen diese großartige Kirche erbaut worden war, wurde von den Juden als Apostel angesehen.

Schließlich gehörte noch Professor Albert Higgins zu der Gruppe. Er und Michael hatten gestern Abend eine Flasche Wein geleert, während Michael den abwegigen Theorien des Professors gelauscht hatte. Er war überzeugt, dass Higgins wochenlang über sich selbst sprechen konnte. Nach einer Stunde entschuldigte Michael sich und gab vor, seine ganze Energie für die Führung am nächsten Tag zu brauchen.

Als die Teilnehmer der Gruppe sich an diesem Morgen vor dem vatikanischen Amt für Wissenschaftsförderung begrüßten, tat Higgins so, als hätte er Michael noch nie im Leben gesehen. Der Professor nahm ihn kaum zur Kenntnis. Dieser Mann sah nur das, was er sehen wollte.

Die Führung wurde von Bruder Joseph geleitet, Mitarbeiter des Vatikans und Experte für vatikanische Geschichte. Sein dünnes Haar war früh ergraut, doch sein gütiges Gesicht wirkte noch immer jungenhaft. Er trug die traditionelle braune Hose und das Hemd mit dem weißen Kragen seines Ordens, nachdem er die schicken Designerklamotten aus seiner Vergangenheit abgelegt hatte. Joseph Mariano, Professor für vatikanische Geschichte an der Universität Rom, hatte seine Frau vor drei Jahren durch einen Autounfall verloren. Der tragische Verlust stürzte ihn in tiefe Verzweiflung und Orientierungslosigkeit. Mariano suchte Zuflucht in der Arbeit und fühlte sich berufen, in den Dienst Gottes zu treten. Da er nicht sicher war, ob er Priester werden wollte, schlug er einen anderen Weg ein und wurde Novize. Er würde sich drei Jahre für die Entscheidung Zeit lassen, ob er dem Orden beitreten sollte oder nicht; wenn er nach Ablauf dieser selbstgewählten Frist noch immer das Verlangen hatte, würde er den Rest seines Lebens Gott widmen. Bruder Joseph, der über umfangreiche Kenntnisse verfügte, war der ideale Repräsentant der Kirche. Daher wurden ihm die Führungen für gelehrte Besucher anvertraut.

Es war erstaunlich, über welch umfassendes Wissen Bruder Joseph verfügte. Dieser Mann war ein wandelndes Lexikon. Doch Michael hörte nur mit halbem Ohr zu. Er war in Gedanken bei seinem Plan und dachte über die Ereignisse der nächsten beiden Stunden nach. Als er im Morgengrauen aufgewacht war, war er jedes Detail seines Coups noch einmal durchgegangen. Er hatte sich mit jedem unvorhergesehenen Hindernis und den möglichen Folgen beschäftigt. Jeder Schritt war genau durchdacht, jedes Detail ausgearbeitet und vorbereitet. Michael war so konzentriert wie nie zuvor. In der Vergangenheit hatte er seine Diebstähle immer aus eigennützigen Motiven begangen. Diesmal war es anders. Diesmal ging es um Mary.

Und bis jetzt lief alles nach Plan.

Es war zehn Uhr morgens, als Attilio Vitelli unter der Motorhaube des Alfa Romeos hervorspähte. Vier Streifenwagen fuhren in die Einfahrt, aber das war für Attilio nichts Neues. Die italienischen Autos in seiner Werkstatt waren größtenteils legal; diejenigen, die es nicht waren, waren bereits zerlegt, neu lackiert oder hatten neue Papiere, sodass nichts mehr auf ihre ehemaligen Besitzer schließen ließ.

Neun Polizisten umringten Vitelli und warteten, dass er etwas sagte. Doch der alte Mann hob nicht einmal den Blick, bis der korpulente, glatzköpfige Beamte, der den Einsatz leitete, den Kopf unter die Motorhaube des roten Alfas steckte und erklärte: »Diesmal geht es nicht um die Autos, Attilio.«

Jetzt war Vitellis Aufmerksamkeit geweckt. »Ein Freundschaftsbesuch, Gianni?«, fragte er.

Kommissar Gianni Francone hatte noch nie handfeste Beweise gegen Vitelli gehabt. Es waren immer nur Gerüchte und Vermutungen gewesen. Er wusste von Vitellis illegalen Geschäften, konnte ihm aber nie etwas nachweisen.

Als ein anonymer Anrufer ihn diesmal informiert hatte, dass ein Mann mittleren Alters, der von Vitellis Werkstatt aus operiere, heute Vormittag einen Anschlag auf ein Wahrzeichen der Stadt Rom plane, war Francone wieder einmal gezwungen, die Werkstatt zu durchsuchen.

Drei Polizisten schwärmten auf dem Grundstück aus, während sechs ihrer Kollegen die Werkstatt mit den drei Arbeitsplätzen durchsuchten. Auf einer Werkbank entdeckten die Beamten Metall– und Plastikspäne, drei glatt gestrichene Blatt Papier, die vorher zerknittert gewesen waren, und eine leere Druckluftflasche.

Einer von ihnen streifte sich Latexhandschuhe über und schaute sich die leeren Blätter genau an. Dann nahm er ein Stück Graphit und rieb damit leicht über das Papier, bis die Umrisse einer Zeichnung zum Vorschein kamen. Mit triumphierender Miene reichte er das Blatt dem Kommissar.

»Was ist das ?«, fragte Francone.

»Skizzen, commissario«, sagte der Beamte.

»Sind das Ihre?« Francone drehte sich zu Vitelli um, der in aller Ruhe eine Zigarette rauchte.

»Nein. Ich brauche keine Skizzen. Alles, was ich brauche, ist hier drin.« Vitelli tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

»Und wem gehören diese Skizzen?«

Vitelli ärgerte sich, dass er dem Amerikaner nicht mehr Geld für die Benutzung seiner Werkzeuge abgeknöpft hatte. »Ein Amerikaner. Er hat gesagt, er müsse sich mein Werkzeug ausleihen.«

»Sie lassen wohl jeden in Ihrer Werkstatt arbeiten. Ein so gesetzestreuer Mann wie Sie ? Sie überraschen mich, Attilio.«

»Ich wundere mich manchmal über mich selbst. Der Kerl sah ganz harmlos aus. Und er hat bar bezahlt.«

Zuerst hatte Kommissar Francone an den Worten des anonymen Anrufers, der sich im Polizeirevier gemeldet hatte, gezweifelt. Doch jetzt war er froh, dem Hinweis nachgegangen zu sein. Er wusste nicht, wozu die Skizzen dienten, doch sein Gefühl sagte ihm, dass es keine harmlosen Gegenstände waren, die der Unbekannte in Attilios einschlägig bekannter Hinterhofwerkstatt angefertigt hatte.

»Sieht so aus, als führe unser amerikanischer Freund etwas im Schilde. Und nachdem Sie all die Jahre so ein ehrlicher Geschäftsmann waren, Attilio, könnten Sie wegen Beihilfe im Knast landen, wenn der Kerl sein Ding durchzieht.«

»Beihilfe zu was?«

»Genau das müssen wir herausfinden, und Sie werden uns dabei helfen.« Francone schaute auf die Uhr. Es war halb elf am Vormittag. »Denken Sie schnell nach, sonst könnte das hier das letzte Auto sein, das Sie reparieren.«

»Im Jahre 1564 übernahm Michelangelo Buonarroti das Amt des Chefarchitekten des Petersdoms. Er entwarf viele Bauelemente neu, einschließlich der grandiosen Kuppel, doch unglücklicherweise erlebte er die Fertigstellung nicht mehr.« Michael und die anderen der Gruppe umringten Bruder Joseph, damit ihnen nichts entging. »Die Kunstwerke hier sind ganz unterschiedlicher Herkunft. Bei einigen handelt es sich um Geschenke, und andere wurden gekauft. Einige wurden eigens für den Vatikan angefertigt, und wieder andere wurden unter dem Boden gefunden, auf dem wir jetzt stehen«, erklärte Bruder Joseph mit seinem starken italienischen Akzent. Vor einer viereinhalb Meter hohen Marmorstatue eines Mannes mit einer Lanze in der Hand blieb er stehen. »Wie Sie sehen, stehen diese vier prachtvollen Heiligenstatuen in den Kuppelpfeilernischen rund um den päpstlichen Altar. Es sind die so genannten Loggias der Reliquien. Diese Statue des Longinus«, er zeigte auf das Standbild mit der Lanze, »wurde von Bernini geschaffen, während die drei anderen von seinen Schülern stammen. Jede dieser Statuen wurde gefertigt, um Reliquien aufzunehmen. Der heilige Longinus war der Zenturio, der dem gekreuzigten Jesus die Lanze in die Seite stieß, um dessen Tod zu beweisen. Das Standbild sollte die Spitze der so genannten Heiligen Lanze aufnehmen, die manche auch als Schicksalsspeer bezeichnen.« Bruder Joseph drehte sich um und führte die Gruppe zur Statue einer Frau, die ein riesiges Kreuz hielt. »Dies ist das Standbild der heiligen Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin, die im Heiligen Land Grabungen vornehmen ließ, bei denen das Wahre Kreuz Christi und der Ort des Heiligen Grabes entdeckt wurden. Einst enthielt diese Statue Nägel und Fragmente des wahren Kreuzes unseres Herrn.« Er wandte sich der Statue einer anderen Frau zu, die einen vom Wind aufgeblähten Schleier in der Hand hielt. »Und dies ist die heilige Veronika. Sie bot Christus ihren Schleier an, damit er sich die Stirn daran abwischen konnte, als er sein eigenes Kreuz nach Golgatha trug. Es ist eine Erinnerung an das echte Tuch, das Jesus ihr zurückgab – das Schweißtuch der Veronika, auf dem das Gesicht des Erlösers zu sehen ist.«

Bruder Joseph führte seine Gruppe zum vierten und letzten Standbild. »Der heilige Andreas war der Bruder des Petrus, und auch er wurde gekreuzigt, indem man ihn an ein Kreuz mit schrägen Balken band. Dies geschah in Patras im heutigen Griechenland. Der Schädel des Heiligen war bis 1966 im Besitz des Vatikans. Um die Beziehungen zur griechisch-orthodoxen Kirche zu verbessern, wurde er an die Stadt Patras zurückgegeben, wo Andreas vor fast zweitausend Jahren starb. Sämtliche anderen Reliquien, über die ich gesprochen habe, werden in der Kapelle über der heiligen Veronika aufbewahrt.«

Sie stiegen die kunstvoll gearbeiteten Marmorstufen neben der Statue des heiligen Longinus hinunter. Michael hatte sich erfolgreich als Professor Michael McMahon von der University of St. Albans ausgegeben. In seinem Schreiben mit gefälschtem Briefkopf bat er um Unterstützung bei der Erforschung der Gründungsgeschichte des Vatikans.

Als das Amt für Wissenschaftsförderung um eine Bestätigung bat, wurde ihnen von der Universität mitgeteilt, Professor McMahon habe ein Sabbatjahr genommen, um für ein Lehrbuch, an dem er schrieb, Recherchen in der ganzen Welt durchzuführen. Falls man mit ihm Kontakt aufnehmen wolle, könne man ihm eine Nachricht hinterlassen; der Professor überprüfe seine Mailbox mindestens zweimal im Monat. Die Verwaltung der Universität erklärte, dass McMahons Sabbatjahr aufgrund der begrenzten Geldmittel nur ein Semester dauere. Die University of St. Albans wäre für jede Unterstützung, die dem Professor zuteilwürde, überaus dankbar und jederzeit zu entsprechenden Gegenleistungen bereit.

Es gab tatsächlich einen Professor Michael McMahon in St. Albans. Michael entdeckte ihn bei einer simplen Google– Suche. McMahon hatte tatsächlich ein Sabbatjahr genommen, um in aller Welt für ein Buch zu recherchieren; leichtsinnigerweise hatte er auch seine Reiseroute ins Netz gestellt. Allerdings war er im Augenblick nicht in Rom, sondern hielt sich in einem abgelegenen Winkel Tibets bei buddhistischen Mönchen auf.

Michaels Gruppe gelangte nun in einen Bereich, der für die Außenwelt größtenteils gesperrt war und den nur Wissenschaftler und Archäologen nach vorheriger Terminabsprache betreten durften: die heiligen vatikanischen Grotten. Es war ein dunkler, unheimlicher Ort, der seinem Namen alle Ehre machte. Der zarte Schimmer Hunderter von Kerzen in goldenen Wandleuchtern spiegelte sich auf glänzenden Marmorwänden. Die Gruppe ging an einer Reihe verzierter Sarkophage vorbei, die kein Ende zu nehmen schien. Es waren die letzten Ruhestätten der meisten Päpste seit 1549. Außerdem ruhten hier Kaiser und Könige, berühmte Persönlichkeiten und Würdenträger.

»Hier liegen einhundertdreiundfünfzig Päpste begraben.« Die Stimme des Ordensbruders hallte von den Marmorwänden wider. »Und es ist noch Platz für weitere hundert, wobei wir natürlich hoffen, dass ihr Dienst im Namen des Herrn nach einer langen, produktiven Amtszeit beendet wird.«

»Da wir gerade über die Amtszeit der Päpste sprechen«, sagte Professor Higgins, »bei wie vielen wurde die Amtszeit durch Mord beendet?«

Bruder Joseph beantwortete die Frage mit Bedacht. »Papst Johannes VIII. wurde 882 im Schlaf ermordet. Papst Johannes XII., mit achtzehn Jahren zum Papst gewählt, starb im Dezember 963, indem er ...«

»Ich dachte eher an Ereignisse der jüngeren Geschichte«, unterbrach Higgins ihn. »Und nicht nur an Papstmorde, sondern an Mordfälle im Vatikan ganz allgemein.«

Bruder Joseph blickte Higgins verwirrt an. »Nun, als 1981 das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübt wurde, war Oberstleutnant Alois Estermann als Erster bei ihm. Er schirmte den Papst mit seinem Körper ab. In den Jahren darauf pflegte der Papst engen Kontakt zu Estermann, der 1998 zum Kommandanten der Schweizergarde ernannt wurde.

Unglücklicherweise wurden Estermann und seine Frau weniger als zwei Stunden nach seiner Ernennung in ihrer Wohnung ermordet...«

Higgins unterbrach ihn. »Als herausgefunden wurde, dass er ein Spion der Stasi war...«

»Das stimmt nicht«, unterbrach ihn Bruder Joseph. »Die Estermanns wurden von einem verärgerten Soldaten der Schweizergarde erschossen, der sich anschließend selbst getötet hat.«

»Eigentlich wollte ich auch etwas über den Mord im Jahre 1978 erfahren.« Higgins blickte demonstrativ auf das Grab von Papst Johannes Paul I.

»Mord?«, erwiderte Bruder Joseph. »Da sind Sie auf dem Holzweg, Sir.«

»Ich behaupte nichts, was nicht veröffentlicht wurde«, entgegnete Higgins. »Meines Wissens wurde Johannes Paul I. vergiftet. Die Haushälterin des Papstes fand ihn tot im Bett sitzend vor. Wie lange war er Papst? Zwei Wochen?«

»Es war ein Herzinfarkt«, sagte Bruder Joseph.

»Es wurde aber keine Autopsie vorgenommen...«

»Professor Higgins, wenn Sie zu Ihrem Hotel zurückgebracht werden möchten, kann ich das gerne arrangieren. Aber ich habe nicht die Absicht, diese Diskussion weiterzuführen. Ich habe nicht vor, mich über Gerüchte und Lügen zu äußern.«

Higgins öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, besann sich dann aber eines Besseren. Dennoch strahlten seine dunklen Augen vor Freude über seinen Sieg, den er über Bruder Joseph errungen hatte. Immerhin war es ihm gelungen, ihn aus der Reserve zu locken.

Die Gruppe setzte ihren Rundgang durch die Katakomben des Vatikans fort. Schließlich gelangten sie an ein schwarzes Eisentor, das in der Granitmauer verankert war und von zwei Schweizergardisten bewacht wurde. Bruder Joseph reichte ihnen seinen Ausweis und ein Schreiben, das ihn als Mitarbeiter des Vatikans auswies. Die Gardisten überprüften die Papiere und musterten die Mitglieder der Gruppe, ehe sie ihnen den Zutritt erlaubten.

Nachdem Bruder Joseph mehrere Schlösser aufgeschlossen hatte, öffnete er das Tor, hinter dem eine breite Steintreppe lag. Jeweils zu zweit stiegen sie nebeneinander die Stufen hinunter. Sie sprachen nur leise, beinahe ehrfürchtig miteinander, denn sie waren sich bewusst, dass sie mit jedem Schritt auch die Zeit durchschritten.

Schließlich gelangten sie an einen Ort mit einer niedrigen Lehmdecke. Nachdem sie fünfzig Meter durch die Höhlen vorgedrungen waren – einige waren natürlichen Ursprungs, andere von Menschen erschaffen –, standen sie vor einer großen, blauen Plastikplane. Joseph schob sie zur Seite, worauf sie einen gesonderten Bereich betraten. Ein moderiger Geruch hing in der Luft. Es schien eine archäologische Grabungsstätte zu sein. Nackter Lehmboden wurde von mehreren Baulaternen schwach beleuchtet. Der Boden war in mehreren ungefähr zehn Zentimeter hohen Schichten abgetragen. Jede der terrassenartigen Stufen war mit einer Beschriftung versehen.

Die Ausgrabungen an diesem Ort dauerten seit unglaublichen fünfundsiebzig Jahren an und wurden unter der Leitung und dem wachsamen Auge der Kirche vorgenommen, denn die Kirchenoberhäupter waren sich bewusst, dass die Artefakte, die man hier entdeckt hatte, zu Kontroversen führen konnten.

»Willkommen in der Nekropole«, sagte Bruder Joseph und schwieg kurz, damit jeder den unglaublichen Anblick in sich aufnehmen konnte. Es war eine antike Stadtstraße. Dort, wo sich der Himmel befunden hätte, sahen sie die Grundmauern des Petersdoms. »Was Sie hier sehen, ist eine Begräbnisstätte«, fuhr Joseph fort. »Es ist das Aufeinandertreffen zweier Welten, zweier Glauben, denn hier sind sowohl Christen als auch Heiden beigesetzt worden.«

Der beengte Platz, an dem sie standen, erwies sich bei genauerem Hinsehen tatsächlich als eine knapp zwei Meter breite Straße. Zu beiden Seiten standen Gebäude aus Ziegel- und Natursteinen. Die Türrahmen waren mit antiken Schnitzereien verziert. Die schwach beleuchtete Straße schlängelte sich ein Stück weit durch die Dunkelheit, ehe sie den Blicken entschwand. »An diesem Abschnitt der Straße, der innerhalb eines Zeitraums von dreißig Jahren ausgegraben wurde, gibt es Dutzende reich verzierter Mausoleen, die alle heidnisch sind – alle bis auf eines. Der gesamte Bereich stammt aus der Zeit vor Konstantin dem Großen und ist ungefähr zweitausend Jahre alt. ›Nekropole bedeutet, wie Sie sicherlich wissen, ›Stadt der Toten‹. Die Christen zogen die Bezeichnung ›coemeterium‹ vor, woraus sich das englische Wort ›cemetery‹, Friedhof, ableitet. Übersetzt heißt es ›Stätte der schlafenden Menschen‹.«

Bruder Joseph ging die leicht ansteigende Straße entlang. Voller Ehrfurcht angesichts dieses uralten heidnischen Geheimnisses tief unter dem Sitz der Christenheit folgte ihm die Gruppe.

»Die Nekropole wurde von einem Team vatikanischer Archäologen erforscht und ausgegraben. Sie begannen 1939 auf Anweisung von Papst Pius XII. mit den Arbeiten.« Bruder Joseph gelangte zu einem offenen Bereich. Überall lagen Trümmer verstreut, und aus dem Lehmboden ragten Mauern.

»Das ist alles, was von der ersten Kirche des heiligen Petrus übrig ist. Die ursprüngliche Kirche aus dem Jahre 150 nach Christus wurde begraben, um Platz für die erste Basilika zu schaffen, die im vierten Jahrhundert von Konstantin gebaut wurde. Erst vor Kurzem wurde bei den Ausgrabungen der schlüssigste Beweis für das Leben des heiligen Petrus gefunden.«

Der Ordensbruder zog eine kleine Taschenlampe hervor und beleuchtete einen Bereich auf der linken Seite. Der Lichtstrahl erhellte eine große Glasscheibe, die in der Granitwand eingelassen war. Dahinter befand sich ein Raum.

Die Knochen waren zuerst kaum zu erkennen, denn sie waren dunkel, beinahe schwarz. Das Licht der Lampe fiel auf ein Schienbein, ein Wadenbein, einen Oberschenkel- und einen Unterkieferknochen. Obwohl Letzterer nicht mehr am Schädel saß und die Zähne verstreut herumlagen, war die Kopfform deutlich zu erkennen.

Mit einem Mal wurde allen klar, wessen sterbliche Überreste sie vor sich hatten: Es war das Skelett des ersten Oberhaupts der Kirche.

Petrus.

In diesem Augenblick spielten Herkunft und Glaube keine Rolle mehr. Sie alle waren von Ehrfurcht erfüllt. Sie blickten auf eine der bedeutendsten Gestalten der Geschichte – auf die Überreste eines Menschen, der vor zweitausend Jahren wegen seines Glaubens und seiner Lehren verfolgt und brutal ermordet worden war. Und wie sein Lehrer vor ihm war auch dieser Mann wegen seines unerschütterlichen Glaubens im Tode verspottet und verhöhnt worden.

Bruder Joseph fuhr leise fort: »Würde man von dieser Stelle aus senkrecht nach oben steigen, würde man sich genau in der Mitte des Petersdoms befinden. Einhundertzweiunddreißig Meter über uns befindet sich die Spitze der Kuppel. Die Kirche des Herrn wurde buchstäblich auf seinem frommsten Jünger erbaut. Sein Name, Petrus, stammt vom lateinischen Wort petra ab, Felsen.«

»Wurden noch weitere Leichen gefunden?«, fragte Schwester Katherine.

»Nein, nur der Leichnam des Petrus. Das Grab seiner Frau wurde niemals entdeckt.«

Alle schienen überrascht zu sein, außer den beiden Rabbinern.

Bruder Joseph lächelte. »Der heilige Petrus war ein verheirateter Fischer, ehe sein Bruder Andreas ihn Jesus vorstellte. Das Edikt, das die Ehelosigkeit vorschrieb, das Zölibat, wurde erst tausend Jahre später erlassen. Es gibt noch andere sterbliche Überreste in anderen Mausoleen hier unten, aber nicht im Grab des Petrus. Es ist ebenso verfallen wie der größte Teil der ursprünglichen Kirche, in der er begraben wurde. Doch wie Sie noch sehen werden, gibt es viele andere Dinge, die hier unten die Zeit unbeschadet überdauert haben. Die meisten sind in den Museen ausgestellt: Petrus' Stuhl, die Ketten, mit denen er gefesselt war, von ihm beschriebene Pergamente, Kleidungsstücke, Stoffe, Tonkrüge und insbesondere die Schlüssel...«

Oben im Museum herrschte reges Treiben. Bruder Joseph führte seine Gruppe durch die Menschenmengen im Gregorianisch-Etruskischen Museum, wobei er seinen Vortrag fortsetzte. Die beiden Nonnen in der Gruppe richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Deckengemälde, während die Rabbiner sich den Skulpturen zuwandten. Michael und Higgins blieben vor den Glasvitrinen mit den Büchern und Artefakten stehen.

Die Juwelenkammer im Gregorianisch-Etruskischen Museum zog Michael besonders in ihren Bann. In den großen Vitrinen wurden Edelsteine und Artefakte von unschätzbarem Wert ausgestellt. Michael interessierte sich vor allem für ein großes Goldmedaillon, auf dessen Vorderseite ein Mann und eine Frau in inniger Umarmung dargestellt waren. Das Medaillon war in der Nekropole von Vulci ausgegraben worden; das Bild des Paares war noch so deutlich und detailgetreu wie an dem Tag, als es vor mehr als zweitausendfünfhundert Jahren erschaffen worden war. Es schien, als hätte die Liebe des Paares die Jahrtausende überdauert. Als Michael das Medaillon betrachtete, dachte er einen Augenblick lang daran, dass auch Mary und ihm vielleicht noch ein langes gemeinsames Leben bevorstand, wenn er die nächste Stunde erfolgreich hinter sich brachte ...

Michael griff in seine Tasche, als suchte er ein Taschentuch oder Kleingeld. Er umschloss den Gegenstand in seiner Tasche mit der Hand und beugte sich über die Vitrine, als wollte er ein letztes Mal das goldene Medaillon bewundern. In Wahrheit ging es ihm darum, die braune, knetbare Kugel, die er zwischen den Fingern hielt, unbemerkt unter die Vitrine zu kleben. Es war eine unauffällige Bewegung, die niemand bemerkte.

Auf dem Weg durch das Gregorianisch-Etruskische Museum klebte Michael noch unter vier weitere Vitrinen eine der braunen Kugeln, wobei er jedes Mal so tat, als würde er die ausgestellten Kunstwerke bewundern.

Gegen elf Uhr rief eine Frau in der Telefonzentrale des Vatikans an. Sie weigerte sich, ihren Namen zu nennen. Stattdessen erklärte die Frau, sie wisse aus verlässlicher Quelle, dass eine Demonstration für das Recht auf Abtreibung im Petersdom stattfinden solle.

Der Kommandant der Schweizergarde, Oberst Enjordin, war sowohl die Leitung der Garde als auch der päpstlichen Gendarmerie anvertraut, somit trug er die Verantwortung für die Sicherheit des kleinen Staates. Enjordin reagierte gelassen auf den Anruf. Er hatte die Türen zum Petersdom oder zu den Museen noch nie aufgrund einer Drohung geschlossen, und das würde er auch diesmal nicht tun. Doch er beschloss, die Anzahl der Wachleute in Uniform und in Zivil zu erhöhen. Ein neuer Trupp Rekruten war bei ihm in der Ausbildung. Ein solcher Einsatz war eine gute Übung für sie.

Enjordin erteilte den Befehl, zusätzlich fünfunddreißig Polizisten im Vatikan patrouillieren zu lassen.

Als Bruder Josephs Gruppe die Sixtinische Kapelle betrat, erreichte Michael den Punkt, von dem es kein Zurück mehr für ihn gab. Es war 11.16 Uhr. Bis zum Ende der Führung dauerte es noch eine Stunde – und mindestens eine halbe Stunde, bis sie die Schatzkammer erreichten. Michael wollte diese Zeit nutzen, sich innerlich auf seinen Coup vorzubereiten und jeden Gedanken an ein Scheitern zu verdrängen. Michael hatte den Coup so oft im Geiste durchgespielt, dass ihm alles in Fleisch und Blut übergegangen war, dennoch brauchte er jetzt seine ganze Konzentration.

Während der gesamten Besichtigung beobachtete Michael die Wachen in Uniform und in Zivil auf Schritt und Tritt. Sie verrichteten ihren Dienst so präzise und sekundengenau, wie er es in den vergangenen Tagen beobachtet hatte. Michael kannte ihre Dienstpläne, ihre Rundgänge, ihre Gesichter und sogar ihre Namen. Jetzt stellte er fest, dass ihre Anzahl sich erhöht hatte. Zusätzliche Wachen unterstützten die Schweizergardisten und die Polizisten. Und die Männer sahen besorgt aus.

Michelangelos Meisterwerk in der Sixtinischen Kapelle stellte die wichtigsten Szenen aus der Bibel dar, von der Schöpfung bis zur Sintflut. Im Jahre 1508 hatte Papst Julius II. dem Künstler den Auftrag erteilt, dieses Fresko zur Ehre Gottes zu schaffen. Doch was damals ein Auftrag war, würde man heute als Sklavenarbeit betrachten. Das junge Genie, gerade dreiunddreißig Jahre alt, nahm den Auftrag denn auch nur widerstrebend an, zumal in seinen Augen die Malerei keine so erhabene Kunst war wie die Bildhauerei. Doch Michelangelo wurde durch die Politik und den päpstlichen Befehl gezwungen, sich zu fügen.

Das Werk sollte fast dreihundert Quadratmeter umspannen und mehr als dreihundert Figuren darstellen – in einem Raum, der so groß war wie Salomons Tempel. Michelangelo musste unter entsetzlichen Bedingungen arbeiten, denn er lag während des Malens ununterbrochen in fünfundzwanzig Metern Höhe mit dem Rücken auf einem Gerüst. Trotzdem – und trotz extremer Hitze und Kälte – ließ seine Inspiration niemals nach.

An der Stirnseite der Kapelle, hinter dem Altar aus Gold und Marmor, befand sich ein Fresko, das noch größer war als das Deckengemälde. Es nahm die gesamte Wand ein und war viel düsterer und furchteinflößender als die Darstellungen an der Decke. Dieses Wandfresko – das »Jüngste Gericht« – zeigte einen unnachgiebigen und gnadenlosen Gott, der grausame Rache an der sündhaften Menschheit nahm. 1534 war Michelangelo von Papst Clemens VII. zu dieser Arbeit verpflichtet worden. Obwohl Clemens kurz darauf verstarb, waren sein Eintreten für Michelangelo und seine Vorstellungen bis zum heutigen Tage spürbar.

Ungefähr zu derselben Zeit forderte der Papst Michelangelo auf, neue Uniformen für die Schweizergarde zu entwerfen und dabei das Gold, Blau und Rot seines Familienwappens zu berücksichtigen. Papst Clemens stammte aus der berühmten Familie der Medici, die in der Zeit der italienischen Renaissance das Leben in Wirtschaft und Politik beherrschte.

Michelangelo arbeitete vier Jahre an dem Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle, eine Arbeit, die Glauben und Hoffnung repräsentierte. Das höchste Wesen wurde hier als lebendiger, gnädiger Gott abgebildet. Das Jüngste Gericht hingegen, das erst nach fast sieben Jahren fertig gestellt war, zeigte das nackte Entsetzen. Gott wurde als erbarmungslos und rachsüchtig dargestellt. Die zentrale Gestalt des Jesu Christi war von Menschen umringt. Die Gerechten, zu seiner Linken, erhielten Zugang zum Paradies. Ihre Körper stiegen aus ihren irdischen Gräbern auf.

Unten rechts auf dem Gemälde hingegen war zu sehen, wie Christus die Verdammten zur Hölle schickte, wo sie von Bestien mit gespaltenen Hufen in die Tiefe gezogen wurden, ein Abgrund, in dem Luzifer und die Dämonen der Hölle lauerten.

Was Michelangelo geschaffen hatte, war nicht bloß ein Kunstwerk, es war zugleich eine Warnung an alle Gläubigen, verdeutlicht in der Bildersprache seiner Zeit: Wer Gott betrügen wollte, bekam dessen Zorn zu spüren.

Rechts unten auf dem Gemälde war eine Gestalt zu sehen, die von einer grässlichen Kreatur in die Hölle gezogen wurde. Grenzenloses Entsetzen verzerrte das Gesicht dieser verdammten Seele, die sich dem sicheren Verderben näherte und der bewusst war, dass es keine Rettung für sie gab. Es war die einzige Gestalt inmitten der dreihundert anderen, die aus diesem Fresko herausschaute.

Michael schauderte. Das Wandgemälde schrie ihm förmlich zu, dass sein Tun schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen würde – Konsequenzen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten. Plötzlich sah Michael seinen Plan und sein Ziel wie durch einen Nebelschleier. Doch er überwand seine Verwirrung. Sein eigenes Wohlergehen spielte keine Rolle. Es ging einzig um Mary. Die nächsten Minuten würden über ihre Zukunft entscheiden. Er war schon zu weit gegangen.

So wie für die verlorenen Seelen auf Michelangelos Fresko gab es für Michael keine Rettung mehr.

Der dunkle Pfad Gottes
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