»Kelpie«

von Peter Dowsley



Auf Gleesons Wange stand eine Träne
für den Sohn, den er stets gewollt.
Auch seine Hunde würd’ er verlieren,
und die waren wertvoll wie Gold


Den ganzen Osten hatt’ er durchwandert,
das Land war für Kelpies bereit,
aber nun schlug ihm die Stunde,
ein Treiber, gefällt vor der Zeit


Er hinterließ eine schwangere Frau und
die Hunde, allseits bekannt,
seine schwarze und braune Hündin dabei,
nach der die Brut ward benannt.


Alles begann auf den Warrockschen Weiden,
dort sah Jack die Hunde beim Trieb,
Collies aus Schottland und auch dabei
ein Welpe, der bei ihm blieb.


George Robertson wollt’ nicht verkaufen,
nicht mal für Jacks ganzen Lohn.
»Welpen wie diese«, so sprach er,
»vererbt ein Mann seinem Sohn.«


Doch einen gab er dem Neffen,
der kannte des Hundes Wert.
Doch kannte er auch Jack Gleeson,
und er begehrte Jacks Pferd.


Er sagte, er tausche den Welpen
am Glenelg nachts um zwölf Uhr
gegen den Hengst, wenn Jack wolle,
Solang es George nicht erfuhr.


Und so am Ufer des Flusses
in einer nebligen Nacht,
wo der Eukalyptus das Wasser streicht
und die Gelbbäuchige wacht,


sitzt Gleeson wartend am Ufer,
den Hengst dicht bei seinem Fuß.
So lauscht er dem Rauschen des Wassers
und dem Kauen der Kängurus.


Dann macht ein Rascheln im Grase
ihm eine Gänsehaut.
Er blickt auf und sieht einen Reiter,
der nickend herüberschaut.


Wo Warrock und Dunrobin grenzen,
reitet Jack den Hengst in die Furt,
sie tauschen das Pferd und den Welpen,
womit das Geschäft wirksam wurd’.


Beide Reiter eilen von dannen
durch den Nebel wieder nach Haus,
erst hoch über dem Fluss und weit entfernt,
wickelt Jack seinen Welpen aus.


Der Himmel ist klar wie Kristall,
die Kälte kriecht Jack ins Gebein.
Der volle Mond wirft Schatten
über den Fluss im Nebelschein.


Plötzlich denkt Jack an Irland,
an Buchten, des Meeres Saum,
an den Wassergeist namens Kelpie,
der ihm einst erschienen im Traum.


Er hört ein Pferd, das geht im Galopp,
und argwöhnisch steiget sein Blick
über die Wipfel der Bäume rundum,
und jetzt erst begreift er sein Glück.


Er blickt auf seine Hündin,
die eifrig die Ohren aufstellt.
Er tauft seinen Welpen »Kelpie«
und zieht mit ihm in die Welt.


Vielleicht wusste Jack stets, dass Kelpies
dereinst bekannt würden im Land.
Sie wären hart arbeitende Hunde,
so wie es Jack Gleeson geplant.


Jack reitet mit Kelpie nach Norden
und bildet sie dabei aus.
Eine Station nördlich von Cootamundra
wird fortan sein Zuhaus’.


Als er den Murrumbigdee durchschreitet,
spricht er auf Coonambil Station den Boss.
Und wirklich wirft bald seine Kelpie.
Der deckende Rüde hieß Moss.


Von Forbes bis Yarrawonga
bewiesen Kelpies Welpen Kunst,
auf der Weide oder beim Trial
gewannen sie jedermanns Gunst.


So wurden sie schlicht »Kelpies«,
begehrt, weil die Arbeit sie freut,
weil sie so stolz und klug sind
und weil ein Kelpie nichts scheut.


Und kommst du nach Casterton, Wanderer,
und der Himmel ist sternenklar,
dann halte inne am Ufer,
und in der Stille wirst du gewahr


wie ein Pfiff schallt durch die Bäume,
und tausend Schafe ziehn schnell.
Dann folgt aus weiter Ferne
Hufschlag und Hundegebell.


Doch ist kein Reiter zu sehen,
kein Hund, kein Schaf und kein Hengst,
nur Jack Gleeson mit seiner Kelpie –
Castertons Gespenst.