Epilog

Sechs Monate später

Sobald sich die Flagge senkte, spürte Rosie, wie sich Oakwoods Muskeln zusammenzogen und er in einem Satz nach vorn schoss. Die übrigen Pferde taten es ihm gleich, und alle rissen in gestrecktem Galopp den Grasboden auf. Rosie war mitten unter ihnen, den Staub im Gesicht, das Johlen der Menge in den Ohren und eine halbe Tonne galoppierendes Pferdefleisch unter ihren Schenkeln. Jim holte auf, war kurz neben ihr und grinste sie frech an, bevor er sein Pferd mit einem scharfen Zischen weitertrieb.

Rosie lachte und merkte, wie das Adrenalin sie durchschoss. Die schweißnassen Zügel fest umklammernd, beugte sie sich über Oakwoods Hals, dass ihr die lange Mähne ins Gesicht peitschte.

»Komm schon, Oaky«, flüsterte sie ihm ins Ohr und spürte im selben Moment, wie er anzog. Dann löste sie sich aus dem Lärm und dem Gedränge des Hauptfeldes. Bald kämpfte Oakwood, die Ohren flach angelegt, die Muskeln angespannt, nur noch darum, Jims Stute einzuholen. Schweiß rann in Rosies Augen. Der Wind pfiff an ihr vorbei. Sie genoss das Gefühl, mit dem wunderbaren Geschöpf unter ihr eins zu sein. Oakwood griff weiter aus, und bald waren sie auf einer Höhe mit Jim. Dann waren sie an ihm vorbei. Als Rosie auf die Gerade bog, drängte die Menge an die Absperrung und jubelte ihr zu. Derek tauchte mit hocherhobenem Stummelschwanz unter der Absperrung zur Rennbahn durch und kläffte Oakwood an. Sie hörte, wie Duncans aufgeregter Kommentar aus den Lautsprechern rund um die Strecke hallte. Er rief ihren Namen.

»Es ist Rosie Jones! Rosie Jones! Rosie Jones auf Oakwood! Sie gewinnt den Stockmen’s Challenge

Oakwood erreichte die Ziellinie mit gut drei Längen Vorsprung, und Rosie merkte, wie ihr vor Glück heiß wurde.

»Braver Junge! Wunderbarer, phantastischer Junge!« Sie strich Oakwood über den schweißnassen Hals und lehnte sich im Sattel zurück, woraufhin er langsamer wurde. Das Johlen der Menge und Duncans Kommentar entfernten sich, während Oakwood schwer schnaufend ans andere Ende der Strecke trabte. Überglücklich begriff Rosie, dass sie endlich genau dort war, wo sie hingehörte. Ein glückseliges Gefühl breitete sich in ihr aus.

Gemessen ritt sie weiter, um Oakwood abzukühlen, und redete dabei sanft auf ihn ein. Als sie kehrtmachte, um zurückzureiten und nach Jim Ausschau zu halten, fiel ihr Blick auf den Glenelg River, der gemächlich im Schatten der majestätischen Eukalyptusbäume dahinzog. Zwischen den Bäumen sah sie im hohen grünen Ufergras einen jungen Mann mit seinem Pferd stehen. Ein schwarz-brauner Hund saß gegen das Bein des Mannes gelehnt. Der Mann folgte dem Blick seines Hundes, sah zu Rosie her und tippte sich an den Hut. Dann stieg er leichtfüßig in den Sattel und wendete das Pferd dem Fluss zu, dicht gefolgt von seinem Hund.

Rosie schaute ihnen nach, bis Jack Gleeson und Kelpie nicht mehr zu sehen waren.