Kapitel 2

Der Konvoi von eingestaubten Geländewagen ratterte über den Viehrost und durch die weißen Holzgatter der Highgrove Station. Rosemary saß neben Prudence Beaton eingeklemmt in Margarets neuem Pajero. Während der vierzigminütigen Fahrt nach Hause hatte sie versucht, das dezente Aroma von Hundeurin zu ignorieren, das von Prue ausging. Jetzt lehnte sie die Stirn gegen das Seitenfenster und schaute in die Sonne, die über den hohen, goldenen Hügeln jenseits des Tales unterging. Schafe wanderten im Gänsemarsch über die trockene Weide auf den Fluss zu, um sich einen Abendschoppen zu genehmigen. Sie hielten die Köpfe gesenkt, und das Vlies auf ihren Rücken glänzte golden in der Sonne.

Noch vor zehn Jahren hatten fünfzehntausend Merinoschafe auf den viertausend Hektar der Highgrove Station geweidet. Die Station war eine der ältesten Zuchten für Merinos und Hereford-Rinder in Australien. Die Merinos hatten sich wie ein endloser Fluss durch den aus grauem Sandstein erbauten Scherstall geschoben und ein Gebirge aus heller, wunderschön gelockter Wolle zurückgelassen, das sich bis zu den dunklen Dachbalken türmte. Doch im Lauf der Jahre hatte das Geschäft nachgelassen. Inzwischen waren die Herden nicht einmal mehr halb so groß wie während Highgroves Blütezeit.

Mit einem stillen Seufzen dachte Rosemary an die aufregenden Zeiten zurück, als der Ruf ihrer Familie als Merinozüchter im Zenit gestanden hatte. Damals heimste ihr Vater für seine Zuchthammel einen Preis nach dem anderen ein, und die Frauen liebten ihn dafür. Sie drängten sich in ihren Röcken mit Black-Watch-Tartanmuster und ihren mit Goldschnallen besetzten blauen Schuhen um ihn, befingerten den fransigen Saum des Siegesbandes und gurrten ihm zu, wie schlau er sei. Ihre in Tweed gewandeten Ehemänner buhlten um einen festen Händedruck von Gerald und boten lächerlich hohe Geldsummen für seine Hammel. Und mittendrin, stets an Geralds Seite, war Julian. Er war der ewige Stallbursche und hielt die unwilligen Schafe an der Wamme, während die Preisrichter stundenlang über die endgültige Platzierung berieten. Rosemary hatte jedes Mal darum gebettelt, aushelfen zu dürfen, aber ihr Vater hatte immer abgelehnt.

»Du bist einfach noch zu klein, um die Widder zu halten«, hatte ihr Gerald einmal erklärt. »Stell dir nur vor, was für einen Aufruhr es geben würde, wenn dir einer entkäme – das könnte uns den ersten Platz kosten.«

Stattdessen wurde sie von Margaret in Laura-Ashley-Kleidchen gezwängt und Jahr für Jahr dazu verdonnert, sich an der Handarbeits- und Gartenausstellung zu beteiligen. Hier explodierten die Blumen ihrer Mutter in strahlenden, üppigen Blüten, die kein Preisrichter übersehen konnte. Die geschmeidige Konsistenz von Margarets Schokoladekuchen und ihre goldenen Scones sicherten ihr Jahr für Jahr ein blaues Band in beiden Kategorien, Preisgelder in Höhe von fünfzig Cent und die Lobeshymnen der anderen Frauen im Distrikt. Aber dann begannen die Wollpreise zu fallen. Immer weniger Käufer lockten Gerald in eine stille Ecke des Pavillons, um ihm einen Handel vorzuschlagen. In den einst so geschäftigen Schurhütten auf Highgrove wurde es still, und die Hammel wurden allesamt auf die Weide geschickt, wo sie für sich selbst sorgen mussten. Die Helfer, »Jackaroos« genannt, zogen auf andere Farmen weiter, neue wurden nicht eingestellt, der Stallmeister erhielt seine Entlassungspapiere, und über die Siegesbänder aus Filz, die von den Dachsparren des Hammelstalls hingen, webten die Spinnen ihre silbernen Netze. Inzwischen huschten nur noch Mäuse und Ratten auf und über die Gitterroste, denen heute nur noch ein leichter Hauch von Lanolin anhaftete.

Ohne den Verfall der Farm zur Kenntnis zu nehmen, strebte der Konvoi schnatternder Ladys aus der Flussniederung dem großen alten Haupthaus auf der Hügelkuppe entgegen. Der zweistöckige Backsteinbau badete in der Abendsonne, und die breite Veranda legte einen fast streng wirkenden Schatten rund um das Gebäude. Mächtige Eukalyptusbäume reckten ihre Glieder elegant über die hohe schmiedeeiserne Einfahrt, die von Prestige und hohem Ansehen zu künden schienen. Es war eine hohle Geste, dachte Rosemary, als die Autos über den Viehrost darunter holperten. Sie hatte ihren Vater gebeugt in seinem Arbeitszimmer stehen und über den Kontoauszügen brüten sehen. Trotzdem kochte ihre Mutter immer noch kesselweise Gourmetspeisen und organisierte eine Party nach der anderen, so als wäre alles wie immer.

Fette Geländewagenreifen knirschten auf die runde Kiesauffahrt, die von einem perfekt gemähten englischen Rasen eingefasst war. Hier purzelten die Ladys beduselt, verknittert und verkatert aus den Autos. Alle konnten es kaum erwarten, in die kühlen Mauern des Haupthauses zu gelangen und Margarets Gastfreundschaft zu genießen.


Rosemary hing zusammengesunken in dem mit Chintz bezogenen Lieblingssessel ihrer Mutter im Salon und rieb an den Flecken, die Oakwood auf ihrem Kleid hinterlassen hatte. Während sie zuschaute, wie die Frauen Wein trinkend und kichernd herumschwirrten, fragte sie sich, was Sam wohl gerade trieb und wann er heute Abend anrufen würde.

»Wie steht es mit dir, Rosemary? Noch etwas Chardonnay?«, fragte Prue Beaton, die jede Sekunde ihr nachtblau und knallrosa Seidenkostüm von Anna Middleton zu sprengen drohte. Prue senkte ihren ausladenden Allerwertesten auf die Armlehne von Rosemarys Sessel und goss noch mehr Wein in ihr schon volles Glas. Sie beugte sich so weit vor, dass Rosemary die winzigen Schweißperlen auf ihrer Oberlippe sehen konnte. Erst begann Prue zu kichern, dann sagte sie:

»Hast du vor, deinen Namen zu behalten, wenn du Sam Chillcott-Clark heiratest, so wie es inzwischen modern ist?«

»Warum nehmt ihr nicht einfach einen Doppelnamen?«, zwitscherte eine andere Lady.

»Au ja!«, quiekte Prue. »Perfekt! Rosemary Chillcott-Clark-Highgrove-Jones! Oder Rosemary Highgrove-Jones-Chillcott-Clark! Klingt das nicht bedeutend?«

Margaret servierte lächelnd ein Tablett mit Atlantiklachs und Kapern auf knusprigem, selbst gebackenem Brot.

»Der Name ist fast so lang, wie es die Zäune sein werden, wenn die beiden Güter erst zusammengelegt werden«, sagte Prue, und die Ladys kippten vor Lachen fast vom Stuhl.

Nicht lang danach entschuldigte sich Rosemary leise. Mit einem stillen Seufzen stieg sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf.

Rosemarys Zimmer war ihr Zufluchtsort, obwohl es ihr zeitweise eher wie ein Gefängnis erschien. Auf der einen Seite führten hohe Glastüren auf einen breiten Balkon mit Blick auf den Vordergarten und darüber hinaus bis ins Flusstal. Der Ausblick von der Veranda schien sie zu verhöhnen und führte ihr vor Augen, wie gefangen sie sich in diesem Haus fühlte, in dem sie von der herrischen Stimme ihrer Mutter hierhin und dahin gezerrt wurde, als wäre sie an der Leine. Weil Rosemary spürte, wie sich schon wieder tiefe Melancholie breit zu machen drohte, durchquerte sie den Raum und trat an das tiefe Erkerfenster auf der anderen Seite. Das breite hölzerne Fensterbrett war der perfekte Fleck, um auf den gepflasterten Hof zu schauen. Von hier sah sie auf das steinerne Bogentor, wo früher die Landarbeiter in ihren rostigen Wagen angekommen und abgefahren waren, und auf die wunderschönen alten Ställe aus dunklem, narbigem Sandstein. Die Quartiere für die Arbeiter waren aus dem gleichen Stein erbaut. Manchmal hatte Rosemary, wenn sie nicht schlafen konnte, in der Dunkelheit gehockt und versucht, die aufsteigenden Fetzen der Männergespräche und die tiefen Lachsalven aufzuschnappen, die ihr die Einsamkeit erträglich machten. Am liebsten mochte sie die Geräusche während der Schur. Hinter dem Dach der Ställe konnte sie den Scherstall ausmachen. Sie liebte es, wenn die Musik aus dem kleinen Fenster des Stalles schepperte und mit dem Sirren der Maschinen mitzuhalten versuchte. Von ihrem Ausguck am Fenster konnte sie zuschauen, wie die Schafe mit dichtem Wollkleid in die Pferche getrieben wurden und wenig später leichtfüßig und verschreckt aus dem Tor stürmten, nachdem sie den Scherstall reinweiß und kurz geschoren verlassen hatten.

Heute Nacht beleuchteten die Strahler im Hof nur die alten, von Hand behauenen Steine der Gebäude. Die Geranien ihrer Mutter leuchteten, in riesigen Töpfen stehend, in Rosa und Grün. Julian und ihr Vater waren eben auf den Hof gefahren. Auch nach dem anstrengenden Tag bei den Rennen hatten sie noch bis spät abends gearbeitet. Am Knallen der zuschlagenden Wagentüren konnte Rosemary hören, dass sie schlechter Laune waren. Sie hörte ihren Vater fluchen, als er über ein altertümliches Fass voller Margeriten im Hof stolperte. Er beschwerte sich oft, dass seine Frau sogar den Arbeitsbereich, wo ihre Rosen und das Terrakotta eindeutig fehl am Platz waren, countrymäßig gestylt hatte. Früher hatten auch die Landarbeiter und Jackaroos gebibbert, wenn sie Margaret kommen sahen. Denn dann wollte sie bestimmt einen tonnenschweren Sandstein umgesetzt, eine Hecke beschnitten oder eine Lastwagenladung Schotter geharkt und auf der Auffahrt verteilt haben. Es interessierte sie nicht, dass die Schafe Pflege brauchten, die Tröge repariert oder die Wagen gewartet werden mussten. Irgendwann hatte Rosemary aufgehört zu zählen, wie viele Landarbeiter wegen der ständigen Anforderungen ihrer Mutter und der abweisenden Behandlung durch ihren Vater gegangen waren. Schließlich war nur noch Julian als Prügelknabe geblieben.

Rosemary konnte hören, wie ihr Bruder jetzt geräuschvoll die Schaufeln und die anderen Zaunreparaturwerkzeuge von dem verbeulten Toyota zog, der als Farmfahrzeug diente. Julian war nur ein Jahr jünger als sie und sehnig wie ein Windhund. Seine Arbeitskleider hingen schlotternd an ihm herab, und sein beschlagener Gürtel aus Känguruleder sah aus, als hätte er ihn wieder und wieder um den Bauch geschlungen. Das Haar fiel in braunen Wellen über seine Augen und fast bis auf die feinen Wangenknochen. Margarets unausgesetzten Nörgeleien zum Trotz trug er es seit Jahren länger als die meisten Männer im Distrikt.

Bruder und Schwester schienen aus einer längst vergangenen Welt zu stammen. Keiner von ihnen hatte viel für Punkrock oder für Singletreffen übrig, und keiner schickte SMS an seine Freunde, ob sie nicht einen Tag zum Melbourne Cricket Ground fahren sollten, um sich ein Spiel anzuschauen und sich volllaufen zu lassen. Die Kinder der Highgrove-Joneses wurden von ihrer Mutter dazu erzogen, die Tradition des ›niederen Landadels‹ am Leben zu erhalten. Rosemary seufzte. Sie träumte davon, über die weiten Ebenen und felsigen Höhen zu reiten, die zu den weitläufigen Ländereien der Highgrove Station gehörten. Aber bislang waren ihre Träume genau das geblieben, nämlich Träume, und das Leben tröpfelte weiterhin an ihr vorbei. Jahr für Jahr die gleichen Termine, säuberlich auf einem Rosenkalender von David Austin vermerkt. Weihnachtsempfänge, Spendengalas für das Krankenhaus, Gartenfeiern, Kirchenfeste – das war die Domäne ihrer Mutter, und bei jedem dieser Anlässe musste Rosemary dabei sein.

Die Arbeitstermine, die wirklich zählten – die Schur, die Madenkontrolle, das Drenchen, um die Klauen zu desinfizieren, und das Kennzeichnen der Lämmer — waren auf dem Weekly Times-Kalender ihres Vaters vermerkt. Rosemary durfte immer nur von weitem zuschauen. Als sie sich mit Sam verlobt hatte, hatte sie im Stillen gehofft, dass sich dadurch eine Welt neuer Möglichkeiten auftun würde. Er besaß die besten australischen Treiberpferde im ganzen Distrikt und eine ganze Meute von schlanken Kelpies, wie man keine besseren finden konnte. Stundenlang hatte sich Rosemary ihr neues gemeinsames Leben auf dem Gut der Chillcott-Clarks ausgemalt. Sam würde ihr beibringen, ein Schaf zu Boden zu werfen und im Galopp in einen eiskalten Winterfluss zu reiten; einen gehorsamen, spitzohrigen Kelpie mit einem gellenden Pfiff in einem weiten Bogen um die frisch geschorenen Schafe zu lenken; andere Pferde im Gedränge eines Polocrosse-Matches aus dem Spiel zu drängen; kurz, das Farmgirl zu werden, das sie immer sein wollte.

Aber im ganzen letzten Jahr war nichts dergleichen passiert. Stattdessen merkte sie, wie sie in den Fängen von Mrs Chillcott-Clark gelandet war, die genau wie ihre Mutter in einem Country-Style- um-jeden-Preis-Wahn lebte. Rosemary biss sich auf die Lippe und rollte sich auf ihrem Bett zusammen. Gerade als sie die Augen schloss, hörte sie, wie das scharfe Schrillen des Telefons durchs Haus und über den Hof hallte. Ihr Vater war inzwischen im Haus und sprach deutlich vernehmbar.

»Highgrove Station. Gerald am Apparat.«

Rosemary war schon vom Bett gesprungen. Die Stimme ihres Vaters schallte die Treppe empor.

»Sam, mein Junge! Du musst lauter sprechen. Bei euch herrscht ein rechter Lärm. Nein, mein Junge. Das ist sie. Sie …«

Rosemary rannte die Treppe hinunter.

»Ja, ich glaube, sie ist schon zu Bett gegangen. Ich werde es ihr gleich morgen früh sagen. Adieu einstweilen.« Und dann legte er auf.

»Ach Dad!«, beklagte sich Rosemary. »Ich war doch gar nicht im Bett! Wo ist er denn? Kann ich ihn zurückrufen?«

»Sam sagt, dass er dich morgen Nachmittag nach der Arbeit abholen wird, damit ihr zusammen zum Quizabend des Rotarierclubs fahren könnt. Heute kann er leider nicht mehr vorbeikommen, weil er Oakwood heimfahren muss.«

»Aber Dad!«

»Lass gut sein, Rosemary«, befahl ihr Gerald. Dann drehte er ihr den Rücken zu und ging davon.

Wieder in ihrem Bett liegend kniff Rosemary die Augen zu und dachte an Sam. Er war ihr erster richtiger Freund. Sie meinte, immer noch den Bieratem in seinem Mund zu schmecken und seine Hände auf ihren Schultern zu spüren, als er sie das erste Mal geküsst hatte. Sie waren in der Küche gewesen, um ein paar Drinks für die Gäste auf der Tennisparty ihrer Mutter zu mixen, und er war dicht neben ihr stehen geblieben, als sie einen Krug selbst gemachter Limonade aus dem Kühlschrank geholt hatte. Er hatte sie mit seinen schmelzenden dunkelbraunen Augen angesehen und ihr versichert, sie sei »der Fang des ganzen Distrikts«. Dann hatte er sie geküsst. Rosemarys Knie waren so abrupt eingeknickt, dass sie befürchtet hatte, den Limonadekrug fallen zu lassen.

»Huch! Mum wird toben, wenn ich den kaputt mache«, war alles, was ihr noch einfiel, aber gleichzeitig schien sich alles um sie zu drehen, und ein Lächeln sprang auf ihre Lippen, als sie zu Sam aufsah.

Rosemary wälzte sich in ihrem Bett herum und erweckte noch einmal jenen Tag zum Leben, an dem Sam ihre Knie zum Einknicken gebracht hatte.


Währenddessen knickten hinter dem Glenelg Hotel zwischen Stapeln von leeren Bierfässern und Kartons einem ganz anderen Mädchen die Knie ein.

Jillian Rogers hatte den Kopf in den Nacken gelegt, mit beiden Händen Sams muskulöses Hinterteil umfasst und ihr Becken mit aller Kraft gegen seines gedrängt. Sams Hände waren unter ihrem Top, wo sie ihre kleinen, festen Brüste kneteten, und seine Zunge hatte sich tief in ihren warmen, nach Jim Beam schmeckenden Mund geschoben. Genau in diesem Augenblick jagte ein Pick-up um die Ecke des Pubs, und beide verharrten, auf frischer Tat ertappt, im Scheinwerferstrahl wie zwei kopulierende Karnickel auf der Landstraße. Dann trompetete die Hupe die Erkennungsmelodie von »Ein Duke kommt selten allein«.

»Dubbo, du Arschloch!«, beschwerte sich Sam. »Ich dachte schon, ich wäre aufgeflogen.«

Jillian warf das dunkle Haar zurück und lachte.

Dubbo beugte sich aus dem Seitenfenster. In der Dunkelheit waren sein rundliches, rotes Gesicht, der sandblonde Schopf und sein gutmütiges Grinsen nur mit Mühe auszumachen.

»Los, steigt schon ein. Die Party findet bei mir zu Hause statt. Dann kann ich endlich auch mit dem Schnaps anfangen.« Dann hupte er um des Hupens willen noch mal.

Sam nahm Jill bei der Hand und führte sie zum Pick-up.

»Aber die Pferde, Sam«, protestierte sie.

»Die sind im Rennstall gut aufgehoben. Dubbo muss mich nur vor dem Morgengrauen aufwecken, dann fahre ich sofort los und hole sie ab.«

Er rannte hinten an Dubbos glänzenden schwarzen Holden Pick-up und begann, die Leine um die Persenning zu lösen.

»Was machst du da?«, fragte Jillian unsicher.

»Bis zu Dubbo nach Hause sind es gute vierzig Minuten. Mein Schlafsack liegt schon hinten. Wie wär’s, wenn wir im Liegen rausfahren?« Sam lächelte sie frech an.

Dubbo verdrehte die Augen. Er war den ganzen Abend nüchtern geblieben, und jetzt durfte er heimfahren, während es sich sein Kumpel hinten gut gehen ließ.

»Typisch«, brummelte er und tastete nach seinen Zigarettenpapieren. Manchmal konnte er nicht anders, als sauer auf Sam zu sein. Wie konnte ein Typ nur so viel Glück im Leben haben? Die besten Pferde, das beste Land, die besten Hunde, die besten Frauen… und noch dazu mehrere gleichzeitig. Er besaß sogar den besten Pick-up. Dubbo ließ sein Feuerzeug aufflammen und paffte seine Selbstgedrehte, während er aus der Stadt fuhr. Er war mit Sam aufgewachsen, er war mit ihm aufs Internat gegangen, und er würde seinen Freund nie hintergehen. Aber Sams Verlobte tat ihm dennoch Leid. Ein so wahnsinnig hübsches und nettes Mädchen. Sehr ruhig, aber sie hatte eindeutig was Besseres verdient als das hier.

Trotzdem schaute Dubbo, während er durch die Nacht raste, immer wieder in den Rückspiegel, um zu beobachten, wie sich die Abdeckung rhythmisch hob und senkte.