»Was Menschen Übles tun, das überlebt sie.
Das Gute wird mit ihnen oft begraben.«
William Shakespeare, Julius Cäsar
Er zündete sich erneut eine Zigarette an – es war schon komisch, wie schnell sein Körper sich wieder an die Zufuhr von Nikotin gewöhnt hatte. »Was für eine Scheiße«, ärgerte er sich zum tausendsten Mal über das, was bei Meinrad geschehen war.
Er konnte sich gar nicht entscheiden, auf wen er wütender sein sollte. Auf Meinrad? Weil der dumme Kerl ihm nicht gesagt hatte, was er wissen wollte. Oder auf sich selbst? Weil er sich nicht ordentlich vorbereitet und nicht gut genug aufgepasst hatte.
Er nahm einen tiefen Zug und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Die vielen wirren Gedanken, die durch sein Hirn schossen, machten ihn noch ganz wahnsinnig. Er musste aufhören, das Geschehene zu analysieren und immer wieder zu durchdenken. Es galt zu akzeptieren, was passiert war, und nach vorn zu schauen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren und sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Sich auf das besinnen, was wirklich zählte – und das war das Geheimnis. Er musste endlich erfahren, was vor dreißig Jahren wirklich passiert war, und Gerechtigkeit walten lassen.
Er nahm das Foto, auf dem nun auch Meinrads Gesicht mit einem schwarzen Kreuz ausgestrichen war, und betrachtete es. Wen sollte er sich als Nächstes vornehmen? Sein Zeigefinger fuhr über das Bild und deutete auf ein Gesicht.
Er drückte seine Zigarette in dem mittlerweile vollen Aschenbecher aus und griff zum Telefonbuch, um die Adresse seines nächsten Opfers nachzuschlagen.